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Kriminelle Partner: Das US-amerikanische Großkapital und die Nazis |
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„Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. 10% sicher, und man kann es überall anwenden; 20%, es wird lebhaft; 50%, positiv waghalsig; für 100% stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300%, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens“* (Thomas Dunning, englischer Schuhmacher, der um 1840 die Proteste seiner Handwerkskollegen gegen die Einführung von industriellen Fertigungsmethoden organisierte). | |||
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General Motors und Ford Als amerikanische GIs vor sechzig Jahren gegen Hitlers Armeen in Europa kämpften, waren sie erstaunt, als sie entdeckten, dass das deutsche Militär LKWs der Marke Ford benutzte. Hätten die GIs nach oben in den Himmel geschaut, dann hätten sie Nazi-Flugzeuge gesehen, die von der General-Motors-Tochter Opel gebaut wurden. 1939 lieferten die Betriebsstätten von GM und Ford 70 Prozent der Autos für den deutschen Markt. Archivforschungen haben ergeben, dass einige der amerikanischen Manager es in beiden Firmen unterlassen haben gegen die Konversion der Produktionsstätten von GM und Ford in Deutschland und dem von Deutschland besetzten Frankreich und Polen für militärische Zwecke Widerstand zu leisten. Bradford Snell, einer der Forscher, hat die relative Bedeutung der Schweiz, welche die finanziellen Aktivitäten der Nazis im II. Weltkrieg unterstützte, mit der Bedeutung von GM für die deutschen Faschisten verglichen. Snell schreibt: „Die Schweiz war nur eine Aufbewahrungsstätte für erbeutetes Geld. GM war ein integraler Bestandteil der deutschen Kriegsanstrengungen. Die Nazis hätten in Polen und Russland ohne die Schweiz einmarschieren können, nicht aber ohne GM.“ 1998 nahm die Forscherin Miriam Kleinman Stellung zur Beziehung von Ford zu den Nazis: „Wenn Sie an Ford denken, denken Sie an Baseball und Apfelkuchen. Sie denken nicht daran, dass Hitler ein Porträt von Henry Ford in seinem Arbeitszimmer hängen hatte.“ Tatsächlich rührte die Beziehung zwischen Henry Ford und dem deutschen Diktator aus der Zeit vor der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933. Unter den Antisemiten hatte sich Henry Ford mit der Veröffentlichung zahlreicher Beleidigungen gegen das jüdische Volk in einer Zeitung, die er in Dearborn, Michigan, besaß, hervorgetan, so dass Hitler den Detroit News 1931 erklärte: „Ich betrachte Henry Ford als meine Inspiration.“ Die Bewunderung beruhte augenscheinlich auf Gegenseitigkeit. Im Juli 1938 empfing Henry Ford den „Adlerschild des Deutschen Reiches“ von der deutschen Regierung, die höchste Auszeichnung, die von den Nazis an einen Ausländer vergeben wurde. Einen Monat später erhielt James Mooney, ein leitender GM-Angestellter ebenfalls einen Naziorden für „außergewöhnliche Dienste zum Wohl des Reiches“. Am Ende des Krieges nannte Henry Schneider, ein Forscher der US-Armee, Fords deutsche Tochterfirma „eine Waffenfabrik für den Nazismus, zumindest für Militärfahrzeuge“, eine Übereinkunft, die laut Schneider die Zustimmung der Fordzentrale besaß, und die Dankbarkeit der Faschisten für Ford und GM war begründet: Opel, die deutsche Tochterfirma von GM und die deutschen Ford-Werke wurden zum größten bzw. zweitgrößten Produzenten von LKWs für die deutsche Wehrmacht. Die Beziehungen zwischen den beiden Autoriesen und dem deutschen Staat waren von beiderseitigem Vorteil und könnten wesentlich mehr als die Produktion von LKWs beinhaltet haben. Der US-Armeeforscher Schneider behauptet, dass Ford in den USA den Deutschen geholfen habe große Mengen Gummi zu bekommen, das entscheidend war, um die Mobilität der Wehrmacht beim Aggressionskrieg gegen die Völker Europas zu gewährleisten. Der Schriftsteller Snell beschuldigt GM, Hitler-Deutschland die Technologie geliefert zu haben, die nötig war, um synthetisches Benzin herzustellen. Snell behauptet, der für die Aufrüstung verantwortliche Albert Speer habe ihm mitgeteilt, dass ohne diese Technologie Hitler „es niemals in Betracht gezogen hätte, in Polen einzumarschieren“. Der Ausbruch des Krieges 1939 wird GM und Ford nicht überrascht haben, denn beide Firmen konkurrierten seit den 1920ern auf dem deutschen Markt. Der Angriff auf Polen 1939, bei dem sich deutsche Panzer und polnische Kavallerie gegenüberstanden, beendete nicht die enge Zusammenarbeit zwischen den deutschen Tochterfirmen von GM und Ford und dem faschistischen Staat. James Mooney, der die Auslandsgeschäfte für GM leitete, führte zwei Wochen nach dem Einmarsch in Polen Gespräche mit Hitler, und anschließend setzte die deutsche Tochter die Produktion von Kriegsgütern für die Deutsche Wehrmacht fort. Der Forscher Charles Higham behauptet, dass die Ford-Tochter im von Deutschland besetzten Frankreich nach 1941 weiterhin LKWs für die Wehrmacht produziert habe und Ford begann eine weitere Betriebsstätte in Algier zu errichten, um General Rommel mit LKWs und Panzerwagen zu versorgen. Dass Sloan und Ford die Zusammenarbeit ihrer Tochterfirmen mit Nazi-Deutschland in den ersten acht Jahren der faschistischen Diktatur (1933-41) fortsetzten, weist sehr stark darauf hin, dass den Superreichen, den Besitzern der riesigen Produktionsmittel der ethische Kompass fehlt, den die meisten Menschen besitzen. Die Familie Bush: Geldwäscher der Nazis Die amerikanischen Autoren Webster G. Tarpley und Anton Cheitkin enthüllten in ihrem kürzlich erschienen Buch ‘George Bush: The Unauthorized Biography’, dass Prescott Bush, das damalige Oberhaupt der Bush-Familie mit den Nazis kollaborierte. Er war Teilhaber der Bank Brown Brothers & Harriman (BB&H) in New York und Leiter der Union Bank Coorporation, welche die Bankgeschäfte des deutschen Industriellen und Naziförderers Fritz Thyssen finanzierte. Die UBC stand in Verbindung mit dem Deutschen Stahltrust, der von Thyssen und Flick geführt wurde. Mit Hilfe der beiden US-Banken konnte Thyssen über die Niederlande (Bank voor Handel en Scheepvaart in Rotterdam) Geld in die USA transferieren. Nach Ansicht des US-Ökonomen Thorn diente die UBC als geheimer Kanal zum Schutz des Nazikapitals, dass Deutschland in Richtung USA verließ. Wenn die Nazis wieder an ihre Geldmittel kommen wollten, schickte BB&H diese direkt nach Deutschland. So erhielt die UBC Geld aus den Niederlanden und BB&H schickte es zurück. Und Prescott Bush als Vorstandsvorsitzender beider Gesellschaften fungierte als Geldwäscher der Nazis. Tarpley und Chaitkin erklären in ihrem Buch, dass ein bedeutender Anteil des Vermögens der Bush-Familie aus der Hilfe und Unterstützung für Adolf Hitler stammt. Im Oktober 1942 beschlagnahmten US-Behörden die Bankeinlagen der Nazis bei der UBC in New York, deren Präsident zu diesem Zeitpunkt Prescott Bush war. Die Firma wurde als finanzieller und wirtschaftlicher Kollaborateur mit dem Feind verurteilt und das gesamte Vermögen gepfändet. Später befahl die US-Regierung die Pfändung von zwei weiteren führenden Finanzagenturen, die von Bush über die HH&B geleitet wurden: die Holland-American Trading Corporation und die Seamless Steel Equipment Corporation. Am 11. November 1942 wurde die Silesian-American Cooperation, ein ebenfalls von Bush geleitetes Unternehmen, mit einem Embargo belegt. Dieses Embargo wurde 1951 wieder aufgehoben und Bush erhielt 1,5 Millionen Dollar, die für neue Investionen bestimmt waren und dazu beitrugen, das Bush-Erbe zu vergrößern. ITT, Standard Oil, IBM Auch General Electric, Standard Oil, Texaco, International Harvester, ITT und IBM investierten in den 1920ern in Deutschland und setzten ihre Produktion bzw. Kooperation auch mit dem faschistischen Regime fort. International Telegraph and Telephone (ITT) war verantwortlich für die Errichtung des Nazi-Kommunikationssystems und lieferte wesentliche Teile für deutsche Bomben. Dem Journalisten Jonathan Vankin zufolge kaufte sich ITT-Gründer Sosthenes Behn eine ziemlich große Beteiligung an der Fluggesellschaft, die Nazi-Bomber baute. Behn traf als erster amerikanischer Geschäftsmann überhaupt 1933 Hitler und wurde eine Art Doppelagent. Er berichtete einerseits der US-Regierung über die Aktivitäten deutscher Unternehmen und spendete andererseits Himmlers SS beträchtliche Geldmengen und stellte Nazis im ITT-Vorstand ein.1940 lud Behn den hohen Nazi-Funktionär Gerhard Westrick in die USA ein, um über ein mögliches US-Deutsches-Wirtschaftsbündnis zu beraten, und das zu einem Zeitpunkt, als Hitler gegen die Völker Europas seinen „Blitzkrieg“ führte und die Gräueltaten der Nazis weltweit bekannt wurden. Im Dezember 1933 investierte Standard Oil aus New York eine Million Dollar zur Herstellung von synthetischem Benzin aus Kohle. Außerdem lieferte der Konzern bis in die ersten Kriegsjahre hinein Rohöl, Spezialmotoröl für Panzer und Tetraäthyl für die Luftwaffe. Mit der IG-Farben schloss Standard Oil ein geheimes Abkommen ab und erhielt deutsche Patente zur Herstellung von synthetischem Gummi, verpflichtete sich aber, diese der amerikanischen Industrie vorzuenthalten und behinderte damit die US-Rüstung. Erst 1942 wurden diese Patente von der amerikanischen Regierung beschlagnahmt. Der IBM-Konzern verkaufte Hollerith-Lochkartenmaschinen an Hitler-Deutschland, die benutzt wurden, um Rüstung und Wehrmacht zu organisieren und die Vernichtung der Juden zu planen. Der amerikanische Autor Edwin Black schreibt in seinem Buch „IBM and the Holocaust: The Strategic Alliance Between Nazi Germany and Americas Most Powerful Corporation“, dass der Konzern selbst nach Ausbruch des Krieges durch einen Treuhänder in enger Absprache mit der US-amerikanischen Konzernzentrale die Geschäfte mit Deutschland weiterführte. Techniker seien bis in die Konzentrationslager gereist, um die Lochkartenleser zu warten. * zitiert nach Biermann/Klönne: Kapital-Verbrechen. Zur Kapitalgeschichte des Kapitalismus, Köln 2005 |
„Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. 10% sicher, und man kann es überall anwenden; 20%, es wird lebhaft; 50%, positiv waghalsig; für 100% stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300%, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf die Gefahr des Galgens“* (Thomas Dunning, englischer Schuhmacher, der um 1840 die Proteste seiner Handwerkskollegen gegen die Einführung von industriellen Fertigungsmethoden organisierte).