Kategorie: International

Der Feind meines Feindes ist nicht automatisch mein Freund

Über Russland und China kursieren bis heute diverse Mythen in der deutschsprachigen Linken. Oft heißt es, beides wären sogenannte antiimperialistische Gegenpole zur USA und zum EU-Imperialismus. Deshalb müssten sie unterstützt oder zumindest in Schutz genommen werden. Vor allem in der jüngsten Debatte um Alexei Nawalny, bemühten sich einige Linke um die Verteidigung Putins. Ein Kommentar.

Bild: CC David Shankbone auf flickr


Mitten im 1. Weltkrieg sprach Karl Liebknecht am 1. Mai 1916 in Berlin gegen den Imperialismus. Liebknecht sagte: „Der Hauptfeind steht im eigenen Land und der heißt deutscher Imperialismus“. Er erklärte sich damals nicht gegen den Krieg, weil er etwa den russischen Zarismus oder die ganze Entente toll fand. Hätte er letzteres getan wäre er bei keinem Arbeiter auf Zustimmung gestoßen. Die deutsche Regierung hätte den SPD-Reichstagsabgeordneten Liebknecht ziemlich sicher nicht an die Front geschickt, sondern maximal ins Irrenhaus.

Heute erleben wir bei Teilen der Linken den irrigen formallogisch nationalbornierten Gedankenschluss: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ Das hat nichts mit Liebknecht, nichts mit Dialektik und nichts mit Internationalismus zu tun.

So gibt es wegen zwischenimperialer Differenzen einige Personen und Zeitungen, besonders in Deutschland, welche sich als „Putin Versteher“ in Szene setzen. Geflissentlich sehen sie darüber hinweg, dass in Russland die Rentner immer ärmer werden, die Arbeitslosigkeit steigt und sich viele Arbeiter wegen ihrer niedrigen Löhne, nicht mehr richtig ernähren können. Auf der anderen Seite wächst in Russland die Zahl der Milliardäre und Putin treuer Kapitalisten wie Abramowitsch, der sich als Spielzeug den englischen Fußballklub FC Chelsea London geleistet hat.

Nein der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Aufgabe von Internationalisten in Deutschland ist es die russische Linke zu unterstützen und an der Seite der ausgebeuteten Arbeiter und Bauern zu stehen. Dabei darf der Hauptfeind im eigenen Land natürlich nicht vergessen werden. Letzterer ist aber nicht absolut mit Putin verfeindet. Die Gas Pipeline durch die Ostsee wird gebaut. Zudem gibt es knapp 6.000 deutsche Kapitalinvestitionen in Russland.

Marxisten sind Internationalisten und stehen weltweit an der Seite der unterdrückten und ausgebeuteten Massen. Es war beispielsweise völlig falsch im Jugoslawienkrieg – wie es Teile der deutschen Linken gemacht haben – Milošević schönzureden. Nein letzterer ermöglichte mit seiner nationalistischen Politik erst den Trugschluss von vielen Albanern in Kosovo, dass die NATO an ihrer Seite stünde. Natürlich war es richtig den NATO-Angriff auf Jugoslawien abzulehnen. Viele Linke ignorieren aber bis heute die Verbrechen der serbischen Chauvinisten in Kosovo.

Auch China wird schöngeredet und auch das ist ein gewaltiger Fehler. Denn in China wurde der Kapitalismus wiedereingeführt. Peking ist nach „Forbes“ eine der Städte auf der Welt mit der größten Dichte an Milliardären. Dies alles wird ausgeblendet, weil es zunehmende zwischenimperiale Differenzen zwischen der EU, den USA und China gibt.

Die Logik „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ führt zur Ignoranz gegenüber Fakten und ist ein Bruch mit dem Internationalismus. Ein solcher Bruch bedeutet aber im Kampf für die Befreiung der Ausgebeuteten und Unterdrückten, nichts anderes, als das Handtuch zu werfen.

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