Prostitution: Wider die Neubewertung gesellschaftlicher Barbarei

Beim ProstG geht es nicht um Bier.  Aber es geht um ein Thema, das "unser aller Bier" sein sollte, nämlich um Prostitution. ProstG, das Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten, gilt seit dem 1. Januar 2002 und ist von der damaligen Rot-Grünen-Koalition zur Verbesserung der Situation von Prostituierten durchgesetzt worden.  Darin wird die Prostitution als sexuelle Dienstleistung definiert und somit legalisiert.


Das Gesetz hat Auswirkungen auf das Zivil- und Strafrecht, z.B. auf die Zuhälterei, die straffrei bleibt, solange keine Ausbeutung von Prostituierten stattfindet. Prostituierte können durch das Gesetz Entgeltforderungen einklagen, können kranken-, arbeitslosen-, und rentenversichert sein. Bis heute ist dies allerdings kaum in Anspruch genommen worden.

Soweit so gut. Die Erfahrungen mit dem Gesetz zeigen aber, dass Deutschland dadurch zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel geworden ist. Aus diesem Grund gibt es nun Überlegungen, den Kampf gegen den Menschenhandel aufzunehmen.

Schön. Aber damit handelt es sich immer noch um das Herumdoktern an den Symptomen und nicht um die Ursachen des Problems. In Schweden ist der Kauf von sexuellen Dienstleistungen unter Strafe gestellt worden. Frankreich hat ebenso ein Gesetz auf den Weg gebracht, wonach die Klienten (Freier) €1.500,- Strafe zahlen müssen. Ist das die Lösung?

Wenn man sich Studien anschaut, wonach ca. 90 Prozent der Prostituierten einen Ausstieg aus der Prostitution sowie ein sicheres Zuhause und eine berufliche Ausbildung wünschen, wird schnell klar, dass die große Mehrheit nicht zum Spaß Prostituerte ist, sondern, weil sie keine Alternative sehen, um den Lebensunterhalt zu verdienen.

Hätten die überwiegend aus Osteuropa stammenden Prostituierten die Wahl und würde ein Aussteigerprogramm aufgelegt werden, das ihnen die Angst vor Ausweisung, vor Armut und Obdachlosigkeit nimmt und die Perspektive auf ein Bleiberecht, einen Beruf, Wohnung, etc. aufzeigt, würden sie dann noch Prostituierte bleiben wollen?

Sicherlich gibt es, wenn auch nur ganz wenige, Prostituierte, die es freiwillig und gerne sind und bleiben wollen. Aber ist es nun Prüderie, wenn man Prostitution an sich kritisch betrachtet? Dazu empfehlen wir den nachfolgenden Text, der die geschichtlichen und politischen Hintergründe beleuchtet und der es wert ist, gelesen zu werden.

Prostitution: Wider die Neubewertung gesellschaftlicher Barbarei - Eine Streitschrift gegen Helen Wards Revisionismus

Unter dem Titel „Marxismus versus Moralismus“ unternimmt die britische Akademikerin Helen Ward den Versuch, Prostitution einer positiven Neubewertung aus marxistischer Sicht zu unterziehen. Sie erntet dabei breite Zustimmung, die von Akademikern über die bürokratischen Apparate der Arbeiterorganisationen bis hinein in Teile der radikalen Linke reicht. Wir nehmen dies zum Anlass unsere „dogmatische“ Haltung zur Prostitution und der Notwendigkeit eines Kampfes zur Abschaffung derselben einer kritischen Prüfung zu unterziehen.

Eine positive Bewertung der Prostitution unter dem Titel „Sexarbeit“ gilt heute als Status quo, den man nicht ungestraft unterbieten darf. Stellt man sich dem entgegen, setzt man sich vielfältiger Kritik aus. Diese reicht vom „(konservativen) Moralismus“, über die Missachtung von Marginalisierten, der Lustfeindlichkeit und sogar dem Vorwurf des Sexismus: „Wir müssen der Doppelmoral entgegentreten, die Frauen das Recht auf freie Sexualität zu verwehren sucht, während sie sie bei jungen Männern fördert. Das ist Teil des Kampfes gegen Sexismus.“

Angesichts der Vielfalt dieser schweren Geschütze ist es nicht verwunderlich, dass viele Linke, individuell und kollektiv die Fahnen strichen und die scheinbar unhaltbar gewordene klassisch marxistische Position der Ablehnung der Prostitution fluchtartig verließen.
Wir sehen darin einen weiteren Sieg der Ideologie der morschen bürgerlichen Gesellschaft über den revolutionären Marxismus. Die positive Uminterpretation gesellschaftlicher Barbarei musste die Linke in den vergangen zwei Jahrzehnte in vielen Fragen erdulden. In der Frage der „Sexarbeit“ betreibt sie die Revision des marxistischen Menschenbildes (und hier sei angemerkt, auch die Spaltungsfrage für die Überreste des radikalen Feminismus) aber sogar aktiv.

Marx als Zierde oder Methode?

Ward hält sich nicht lange damit auf, marxistische Klassiker zu verstehen und richtig wiederzugeben, in postmoderner Manier nimmt sie einige Marx-Engels Zitate und hängt diese wie Lametta über ihre eigene Ideenwelt.
Besonders deutlich ist diese Methode in ihrer Abhandlung der Stellung der Prostitution in der Klassengesellschaft. Sie kommt hier nicht umhin Engels Werk „Die Entstehung des Privateigentums, der Familie und des Staates“ ihre Referenz zu erweisen. Engels umfangreiche Studie weist nach, dass das Zusammenleben der Menschen von der Sexualität über die Familienform bis hin zur Organisation des Gemeinwesens historisch gewachsen und von der Produktionsweise der jeweiligen Gesellschaft bedingt ist. Im Urzustand des menschlichen Gemeinwesens basierte die Wirtschaft auf Kooperation und kannte kein Eigentum an den Werkzeugen und den Produkten der Arbeit. Dieser Gesellschaftszustand hielt sich über die Neolithische Revolution hinweg und wurde erst durch das Entstehen einer komplexeren Landwirtschaft (Lagerhaltung und Bewässerung) und der darauf basierenden städtischen Hochkulturen abgelöst. Die damit einhergehende Aufspaltung der Gesellschaft in Klassen (die sich in der Stellung von Menschengruppen zu den nunmehr privaten Produktionsmitteln ergibt) entwickelt erst den Staat (also eine permanente Institution der gesellschaftlichen Organisation und Unterdrückung der Mehrheit durch eine von Arbeit befreite Minderheit) und die Familie. Dies ist auch der Zeitpunkt, an dem der Mann sich durch seine Stellung in Produktion und als Familienernährer sich über die Frau erhebt und diese gesellschaftlich marginalisiert. Die Position der Frau ist nun jene der Hausfrau und Kindererzieherin. In der „Urgesellschaft herrschte unbeschränkter Geschlechtsverkehr innerhalb eines Stammes, so dass jede Frau jedem Mann und jeder Mann jeder Frau gleichmäßig gehörte“. In einer Klassengesellschaft jedoch ist es von großer Bedeutung, dass die Erbschaft innerhalb der Familie erfolgt, die absolute Treue der Ehefrau gegenüber ihrem Mann (und Familienernährer) wird zu einer zentralen ökonomischen Kategorie. Es entsteht das Konzept der uns heute bekannten Familie. Die Monogamiepflicht gilt insbesondere für Frauen, deren Nachkommen nun die legitimen Erben des Familienvermögens sind. Männer jedoch nutzen ihre privilegierte Stellung und erhalten sich ihre Bedürfniserfüllung polygamer sexueller Beziehungen durch die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen. Diese wurde ursprünglich als religiöser Dienst verschleiert (Hetärismus oder Tempelprostitution) und später profanisiert. Engels schreibt (und dies übernimmt Ward): „Monogamie und Prostitution sind zwar Gegensätze, aber untrennbare Gegensätze, Pole desselben Gesellschaftszustandes.“ Ward belässt es nun dabei und kommt zu folgender Schlussfolgerung: „Was diese Frauen (gemeint sind „Häteren, Kurtisanen, Bordellarbeiterinnen“, Anm.) verbindet, ist die Ausübung von Sex außerhalb der familiären Privatsphäre, wo Sex in Verbindung mit Reproduktion und Erhaltung des Haushaltes steht.“ Hier ist eine positive Interpretation der Prostitution als Akt der individuellen sexuellen Befreiung der Frau impliziert, was sowohl im Gegensatz zu allen Erfahrungen des kapitalistischen Sexbusiness, als auch diametral gegen Engels Analyse steht. Eine Seite weiter schreibt Engels: „Der Hetärismus ist eben eine gesellschaftliche Einrichtung wie jede andere; er setzt die alte Geschlechtsfreiheit fort - zugunsten der Männer. In der Wirklichkeit nicht nur geduldet, sondern namentlich von den herrschenden Klassen flott mitgemacht, wird er in der Phrase verdammt. Aber in der Wirklichkeit trifft diese Verdammung keineswegs die dabei beteiligten Männer, sondern nur die Weiber: Sie werden geächtet und ausgestoßen, um so nochmals die unbedingte Herrschaft der Männer über das weibliche Geschlecht als gesellschaftliches Grundgesetz zu proklamieren.“

Die Rückeroberung sexueller Freiheit der Frau in der Klassengesellschaft sieht Engels keineswegs in der Prostitution, sondern im „ständigen Liebhaber der Frau“ Engels weiter: „Die Männer hatten den Sieg über die Weiber errungen, aber die Krönung übernahmen großmütig die Besiegten. Neben der Einzelehe und dem Hetärismus (Prostitution, Anm.) wurde der Ehebruch eine unvermeidliche gesellschaftliche Einrichtung - verpönt, hart bestraft, aber ununterdrückbar.“ Dies scheint überoffensichtlich und einfach, mitten aus dem Leben gegriffen. Und dennoch zieht Frau Professor Ward die Möglichkeit des Seitensprunges als Akt weiblicher Selbstbestimmung nicht mal in Betracht und verbannt diese stattdessen in die Prostitution.

Wir wagen zu wetten, dass Frauen an jeden beliebigen Ort der Welt sich in Engels Liebhaber-Modell wiederentdecken können und auf Wards Lockrufen, ihre freie weibliche Sexualität doch im Puff um die Ecke auszuleben, leicht verzichten wollen.

Prostitution eine Ware?

Helen Ward will das Phänomen Prostitution mithilfe von Kriterien der marxistischen Ökonomie erklären. Da sie Prostitution als „gewöhnliche“ Lohnarbeit sieht, hält sie die Anwendung der marxistischen Terminologie für gerechtfertigt. Dadurch endet sie bei absolut unsinnigen Aussagen, aber diese sind nur die Konsequenz dessen, dass sie Prostitution als normales „kapitalistisches Ausbeutungsverhältnis“ sieht und folglich von Sexarbeiterinnen spricht.

Wir haben bereits oben den historischen Ursprung der Prostitution besprochen. Das sollte uns darauf aufmerksam machen, dass es sich um kein nur der kapitalistischen Produktionsweise eigenes Phänomen handelt und dass folglich bei der Anwendung der marxistischen ökonomischen Kategorien, die aus der Analyse des kapitalistischen Systems entwickelt worden sind, Vorsicht geboten ist. Es gibt im heutigen kapitalistischen System durchaus auch Überbleibsel anderer Produktionsweisen, die der Kapitalismus zwar beeinflusst beziehungsweise sich zu Nutze gemacht hat, die aber nicht kapitalistische Warenproduktion in Reinform (d.h. Produkt industrieller Massenproduktion) sind und sich daher als für die ökonomische Analyse problematisch darstellen. Beispiele für Arbeit, die unter diese Kategorie fallen, sind Hausarbeit, Zwangsarbeit und Sklavenarbeit. Auch bei einem Kunstwerk (Bsp. ein Bild von Picasso) lässt sich die Arbeitswerttheorie nicht anwenden, denn bei einem Einzelstück kann de facto ein Fantasiepreis verlangt werden. Nur die Preise von in kapitalistischer Massenproduktion erzeugten Gütern müssen um den Arbeitswert schwanken.

Nun wollen wir einige Beispiele für Wards absurde Schlussfolgerungen bringen. Nachdem Ward festgestellt hat, dass die Prostituierte eine Ware verkauft, schreibt sie Folgendes: „Waren haben sowohl einen Gebrauchswert als auch einen Tauschwert. Der Gebrauchswert von Prostitution ist die Befriedigung der Sehnsüchte des Klienten, die Bereitstellung sexuellen Genusses. Der Tauschwert ist die in der Ware enthaltene, gesellschaftliche Arbeit, also die physische und mentale Arbeit, die in der Bereitstellung der sexuellen Dienstleistung enthalten ist. Sie entspricht dem, was eine Sexarbeiterin braucht, um sich zu reproduzieren unter den gesellschaftlich durchschnittlichen Bedingungen für diese Industrie.“

Zitate wie dieses (die sich in Wards Text zuhauf finden) können wohl nur als Veräppelung des Marxismus verstanden werden. Sie verwendet wissenschaftliche Ausdrücke, schafft es aber gleichzeitig nicht, eine konsistente Theorie aufzustellen. Das Problem beginnt schon damit, dass sie nicht genau sagen kann, was die Prostituierte denn nun verkauft. Sie schreibt zunächst: „Wie die meisten kommerziellen Transaktionen im Kapitalismus baut die Prostitution auf Verkauf und Kauf einer Ware. In Alltagssprache übersetzt, eine Prostituierte ‚verkauft ihren Körper’. Doch das ist eine Fehlbezeichnung, denn am Ende der Transaktion „besitzt" der Klient nicht den Körper der Prostituierten.“

Das alleine bedeutet aber noch nicht, dass es sich automatisch um Lohnarbeit handeln muss. Auch bei Zwangsarbeit oder Hausarbeit geht die arbeitende Person nicht in fremden Besitz über, dennoch handelt es sich nicht um kapitalistische Produktion im klassischen Sinne. Auch das Faktum, dass die Prostituierte von ihrem Freier oder der Puffmutter Geld erhält, bedeutet nicht automatisch, dass sie „Lohnarbeiterin“ ist, oder, dass sie an der „kapitalistischen Produktion“ teilnimmt. Auch ein Kunstwerk/ein Einzelstück, ein Fossil oder eine antike Vase werden gegen Geld verkauft, aber deswegen wurden sie noch lange nicht in kapitalistischer Produktion hergestellt.

Nachdem uns Ward gerade oben wissen ließ, dass es eine „Fehleinschätzung“ wäre, dass die Prostituierte ihren Körper verkauft, schreibt sie Folgendes: „In diesem Sinn kann man bei Sexarbeiterinnen - wie bei allen anderen LohnarbeiterInnen - insofern am ehesten vom ‚Verkauf ihrer Körper’ sprechen, als sie ihre Arbeitsfähigkeit verkaufen. Wie jedoch Marx im ersten Band des Kapitals erklärt, ist das nicht gleichbedeutend mit einem Verkauf von sich selbst: ‚Dass der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe, denn verkauft er sie in Bausch und Bogen, ein für allemal, so verkauft er sich selbst, verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer in eine Ware.’ “

Ward sagt also: 1. Es ist eine „Fehleinschätzung“, dass sie ihren Körper verkauft, 2. Sie verkauft ihren Körper, „aber nicht sich selbst“. Wie man seinen Körper von sich selbst trennen kann, bleibt Wards mythisches Geheimnis, das jedem psychologischen und medizinischen Verständnis des Menschen widerspricht.
Nachdem uns Ward also nicht sagen kann, was verkauft wird, enttäuscht sie auch unsere Hoffnung zu erfahren, WER denn verkauft: Denn laut ihren Worten sind nicht alle „Sexarbeiterinnen“ lohnabhängig: „Die meisten Sexarbeiterinnen sind jedoch weder Sklavinnen noch Lohnarbeiterinnen – […] Viele Sexarbeiterinnen sind Direktverkäuferinnen; sie arbeiten nicht für andere, sondern treiben direkten Handel mit dem Klienten. Auch sie verkaufen eine Ware, doch es ist nicht ihre Arbeitskraft, sondern eine Ware, in der ihre Arbeit enthalten ist, also die sexuelle Dienstleistung, und sie verkaufen sie direkt an den Käufer. Sie sind also Selbständige, auch wenn sie in den meisten Ländern nicht legal als solche erfasst werden können. Manche verfügen über Ressourcen und besitzen oder mieten ihre Produktionsmittel - die Räumlichkeiten, Telefone und andere Werkzeuge ihres Gewerks. Sie sind klassische Kleinbürgerinnen. Viele Frauen in dieser Situation sind jedoch weit vom Bild einer selbständigen Unternehmerin der Mittelklasse entfernt. […] Diese Personen sind nur am Rand in die kapitalistische Wirtschaft eingebunden - sie sind Teil dessen, was Marx das Lumpenproletariat genannt hätte. […] Deshalb sind einige Prostituierte Arbeiterinnen, einige Sklavinnen, die meisten Kleinbürgerinnen und einige wenige Kapitalistinnen.“

Wir bieten wieder eine Zusammenfassung von Wards Absurditäten: 1. Die „Sexarbeiterinnen“ sind gar nicht nur Arbeiterinnen, sondern können eigentlich fast jeder vorstellbaren Klasse angehören (Arbeiterin, Kleinbürgerin, Kapitalistin, Sklavin, etc.); 2. Meistens sind sie Kleinbürgerinnen, die aber eigentlich Lumpenproletarierinnen sind. Nach derselben Logik ist ein Bettler, der den Zettel auf dem „Ich habe Hunger. Eine Spende bitte“ selbst besitzt (was wahrscheinlich ist) ein Kleinbürger!

Solche Absurditäten fließen aus einer schamlosen, oberflächlichen Anwendung von gesellschaftlichen Kategorien, die von den Marxistinnen und Marxisten als Verallgemeinerung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen den einzelnen Menschen im Kapitalismus geschaffen wurden. Konkret: Die heutige Prostitution lässt sich nicht mit gesellschaftlichen Kategorien erklären, die für die Beschreibung der kapitalistischen Warenproduktion entwickelt wurden, wie, etwa „Lohnarbeiter“ oder „Kleinbürger“. Natürlich bestehen oberflächliche Ähnlichkeiten, wie etwa das Auszahlen eines Arbeitslohnes durch Zuhälter an Prostituierte. Solche oberflächliche Ähnlichkeiten dürfen jedoch nicht zu einer Einordnung in gleiche Kategorien führen, wenn die gesellschaftlichen Grundlagen andere sind. Der Marxismus zeichnet sich wie jede ernsthafte Wissenschaft dadurch aus, dass er Verallgemeinerungen der Realität (ja, mutige und vorausschauende!) vornimmt, um mit deren Hilfe nicht nur zu verstehen, sondern vor allem zu verändern. Helen Ward dagegen muss Realität und Zitate marxistischer Denker beugen, verbiegen und verfälschen, um diese in das Korsett der für einen anderen Zweck geschaffenen Kategorien hineinzuzwängen. Ein solches Vorgehen ist nicht marxistisch, nicht wissenschaftlich, und wird keine für die Arbeit der Marxistinnen und Marxisten in der Realität verwendbaren Ergebnisse liefern. Ein an ein Fahrrad geschweißtes Raketentriebwerk mag zwar interessante Resultate hervorbringen, für einen Gebrauch außerhalb einer streng abgeschirmten Teststrecke sind die Ergebnisse aber wertlos, ja sogar gefährlich.

Moral und Wissenschaft

Ward kritisiert die „Prüderie“ derjenigen, die Prostitution nicht als normale Lohnarbeit auffassen. Sie meint, dass deren Gleichsetzung von Prostitution mit Sklaverei beziehungsweise Zwangsarbeit aus einer moralischen Ablehnung herrührt. Sie aber setzt sich das Ziel die Frage „wissenschaftlich“ und „marxistisch“ zu lösen, woran sie grandios scheitert.

Wir müssen daher kurz auf unser Verständnis von Moral eingehen.
Wir lehnen die Idee einer absoluten, ewiggültigen Moral ab, das aber bedeutet nicht, dass alle Handlungen erlaubt, gerechtfertigt, legitim oder gar „subversiv“ und damit progressiv wären. Für uns Marxistinnen und Marxisten sind all jene Handlungen moralisch, die tatsächlich unserem Ziel, der Befreiung der Menschheit von jeder Art der Ausbeutung und Unterdrückung dienen. Im Gegenzug lehnen wir alles, was Ausbeutung und Unterdrückung verfestigt als moralisch verwerflich ab. Daraus folgt: Für uns ist auch eine moralische Ablehnung der Prostitution voll und ganz legitim. Wir verwehren uns jedoch dagegen, dies mit der Ablehnung eines Menschen, die/der sich prostituiert, gleichzusetzen. Sie haben unsere volle Solidarität.

Auch lehnen wir die Prostitution nicht aus Gründen der Prüderie ab. Diese Idee basiert auf einem weiteren marxistischen Halbwissen. Aus Engels Analyse, dass die Prostitution die Ergänzung zur Ehe (oder modern ausgedrückt: zur romantischen Zweierbeziehung) sei, schneidern akademische „Marxistinnen und Marxisten“ der Prostitution einen subversiven Touch, als verbotenes Örtchen, wo man der normierten Zweierbeziehung ein Schnippchen schlage, und damit eine Bresche in den Überbau der bürgerlichen Gesellschaft haue. Diese „Theorie“ richtet sich selbst, und bedarf hier vorerst keiner weiteren Klärung.

Die Mythen der Prostitutionsbefürworter

Der reale „Arbeitsmarkt“ Prostitution wird von außer-ökonomischen Zwängen beherrscht - es treffen eben nicht freie Verkäufer und Käufer einer Ware aufeinander - dies war so und wird immer so sein. Einfach gesagt: es gibt keine Prostitution ohne Gewalt und Alternativlosigkeit, daher ist der ganze Versuch, Prostitution entlang von Kriterien der marxistischen Werttheorie zu analysieren ein intellektueller Griff ins Klo. Man kann im Regelfall auch von keinem frei vereinbarten Geschäftsverhältnis (und -Inhalt) zwischen Zuhälter-Freier-Prostituierte sprechen.

Prostitutionsbefürworter hingegen wollen uns glaubhaft machen, dass der Körper ein vom Bewusstsein abspaltbares Etwas sei, über das man zudem noch unter allen Umständen eine rationale Kontrolle ausüben könne. Wir glauben, dass das nicht der Fall ist: Einem Menschen ist es unmöglich, permanent von Unbekannten penetriert zu werden, dabei den eigenen Körper unter Kontrolle zu haben, Teile des Denkens abzuschalten, Angst vor Gewalt zu haben, gleichzeitig Lust vorzuspielen wo Ekel herrscht, kurz, zu ignorieren wie der eigene Körper von Fremden gebraucht wird und dazu zu lächeln und lustvoll zu stöhnen.
Zweitens ignorieren oder verniedlichen Prostitutionsbefürworter, dass ein Sexmarkt ohne Massenmigration von Frauen und Mädchen in die kapitalistischen Zentren völlig ausgetrocknet wäre. Die Idee, dass es sich bei Prostituierten um besonders clevere Menschen handelt, die so der Ausbeutung an der Supermarktkasse entgehen, ist schlicht zynisch, denn die Mehrheit der Prostituierten hat keine andere Alternative als sich selbst zu verkaufen.

Keine Prostitution ohne Gewalt und Gewaltopfer

Die größte empirische Studie zur Prostitution wurde von einem achtköpfigen Forscherteam unter Führung von Melissa Farley unternommen.
Wir geben hier die Zusammenfassung der Studie ungekürzt wieder:

„Zusammenfassung. Wir haben 854 Menschen in neun Ländern (Kanada, Kolumbien, Deutschland, Mexiko. Süd-Afrika, Thailand, Türkei, USA und Sambia) die sich momentan oder bis vor kurzem prostituierten bezüglich ihrer aktuellen Situation und ihrer Lebensgeschichte im Hinblick auf sexuelle und körperlicher Gewalt interviewt. Wir haben herausgefunden, dass Prostitution multitraumatisch ist: 71 % wurden in der Prostitution körperlich bedroht, 63 % wurden vergewaltigt,; 89 % der Befragten wollten der Prostitution entkommen, hatten aber keine anderen Überlebensmöglichkeiten. Insgesamt 75 % hatten an einem Punkt in ihrem Leben kein eigenständiges Zuhause. 68 % erfüllen die Kriterien für PTSD (Post Traumatische Stress Störung). Die Schwere der PTSD Syndrome sind stark mit der Anzahl verschiedner Formen lebenslanger sexueller und körperlicher Gewalt korreliert. Unsere Ergebnisse widersprechen den gängigen Mythen über Prostitution: der Annahme das Straßenprostitution die schlimmste Art der Prostitution sei, dass die Prostitution von Männern und Buben sich von der Prostitution von Frauen und Mädchen unterscheide, dass die Mehrheit der sich Prostituierenden dies aus eigenem Einverständnis mache, dass die Mehrheit der Prostituierten drogenabhängig sei, dass Prostitution sich qualitativ vom Menschenhandel unterscheide und dass Legalisierung oder Entkriminalisierung der Prostitution ihre Schädlichkeit verringern würde.“ (Prostitution and Trafficking in nine countries: An update on Violence and Posttraumatic Stress Disorder, in: Journal of Trauma Practice, Vol. 2. No. 3 / 4, 2003, Seiten 33-74)

Die Frage von Gewalterlebnissen in der Prostitution und der Zeit vor der Prostitution (die aufgrund des durchschnittlichen Eintrittsalters als Gewalt im Kinder- und Jugendalter gleichgesetzt werden kann) wurde in der Studie spezifisch nachgegangen. Dabei wurden folgende Ergebnisse erzielt (in Klammer sind die spezifischen Ergebnisse für Deutschland):

Aktuelle oder vergangene Obdachlosigkeit: 75 % der Prostituierten (74 %)
Körperliche Gewaltanwendung während der Prostitution: 73 % (61 %)
Bedrohung mit einer Waffe während der Prostitution: 64 % (52 %)
Sexueller Missbrauch in der  Kindheit: 63 % (48 %)
Familiäre Gewalterfahrungen in der Kindheit, die zu Verletzungen und Blutergüssen führten: 59 % (48%)
Vergewaltigung in der Prostitution: 57 %, (63 %) davon 59 % (50 %) öfter als fünf mal.

Die Studie stellt auch die Frage „Was brauchst du?“ und lässt dabei Mehrfachnennungen zu.
Die Antworten ergeben:

89 % Ausstieg aus der Prostitution
75 % ein sicheres Zuhause
76 % Berufliche Weiterbildung
61 % Zugang zu medizinischer Versorgung
56 % individuelle psychologische Betreuung
51 % gegenseitige Solidarität („Peer support“)
51 % Rechtsbeistand
47 % Drogen- und/oder Alkoholentzug
45 % Selbstverteidigungstraining
44 % Kinderbetreuung
34 % Legalisierung der Prostitution
23 % Körperlichen Schutz vor Zuhältern (Seite 51)

Nicht abgefragt wurden etwa gewerkschaftliche Organisation (wobei „Peer support“ darunter zu verstehen wäre), Entschuldung und legaler Aufenthalt. Offensichtlich ist aber, dass der am häufigsten genannte, unmittelbarste Wunsch, nämlich der Ausstieg aus der Prostitution in Helen Wards „Strategien zur Sexarbeit“ nur indirekt und nebenbei angesprochen wird („Jede Kampagne für Sexarbeiterinnen soll in Verbindung mit der Verbesserung der Bildung und Ausbildung junger Frauen und mit der Forderung nach anständigen Jobs und Löhnen geführt werden.“), während für sie die „Legalität der Prostitution“ die Verbesserung des Images der Sexarbeit und (welch Zynismus!!) die Freiheit der Sexualität in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellt.

Dem stehen immanente Gewalterfahrungen in der Prostitution entgegen, unabhängig davon in welchem (il)legalen Rahmen diese stattfindet. Auch die Annahme, dass Bordellprostitution dabei einen Unterschied machen würde ist nicht nachweisbar, sondern entpuppt sich als purer Mythos. Es gibt sogar Studien, die zu einem gegenteiligen Ergebnis kommen: Prostituierte haben auf der Straße oft mehr Kontrolle darüber an wen sie sich verkaufen, der Zwang jeden nehmen zu müssen sei im Bordell besser durchsetzbar.

Es ist deutlich, dass Gewalterfahrungen in und außerhalb der Prostitution eng miteinander verknüpft sind. Dies unterminiert die Propaganda der „Wahlfreiheit“ der Menschen in der Prostitution völlig. Es liegt auf der Hand, dass Armut, zerrüttete Familien, zerrüttete gesellschaftliche Verhältnisse, eine angeschlagene Persönlichkeitsstruktur und Selbstvertrauen, fehlende Möglichkeiten und Alternativen aus Menschen Prostituierte machen, und die wenigsten diese aktiv suchen. Eine Kritik der Prostitution ist damit eine Anklage gegen die Normalität kapitalistischer Barbarei. Prostitution kann von anderen Formen der Gewalt nicht getrennt gesehen werden, sondern muss vielmehr als konzentrierter Ausdruck von Gewalt, insbesondere gegenüber Frauen gesehen werden.

Die Normalität der Barbarei dürfen Marxistinnen und Marxisten jedoch nicht zum Anlass nehmen diese schön zu theoretisieren und nach dem Konzept der Schadensminimierung zu agieren – sondern sie vorbehaltlos und mit offenem Visier zu bekämpfen.

Migration und Menschenhandel

Der exakte Umfang der grenzüberschreitenden Menschenhandelsindustrie ist unbekannt, die UNO geht jedoch von einer Zahl von 600.000 bis 820.000 Menschen jährlich aus. Damit werden jährlich zehnmal mehr Menschen versklavt und verschleppt als dies während der klassischen Sklavenhandelepoche der Fall war. Die ILO geht von insgesamt 2,5 Mio. verkauften Menschen pro Jahr aus, wobei hier der Binnenhandel mit ein bezogen ist. Das jährliche Geschäftsvolumen wird zwischen fünf und zwölf Milliarden US Dollar angesetzt. Betroffen sind überwiegend Frauen und geschätzte achtzig Prozent der verschleppten Menschen enden in der Sexindustrie. Ein Hauptzielgebiet des Menschenhandels ist mit 45 bis 50.000 Menschen im Jahr die USA, wobei hier v.a. Frauen aus Asien (30.000) und Lateinamerika (10.000) gehandelt werden. Von der UNO Schätzung ausgenommen ist der Binnenhandel mit Frauen, der insbesondere in asiatischen Ländern wie China und Indien große Ausmaße haben dürfte. Für Mitteleuropa ist insbesondere Osteuropa und die ehemaligen Sowjetrepubliken die bedeutendste Quellregion des Menschenhandels.

Menschenhandel und ökonomische Indikatoren in ausgewählten Ländern (1989-2001)

Herkunfts-länder

Geschätzte ZahlgehandelterFrauen und(Empfängerländer)

BIP 2003 (1989=100)

Beschäftigung (1989=100)

Reallöhne (1989=100)

% der Bev.unter derArmutsgrenze

Albanien

Über 8000 (Italien, GB)

123,6

63,9

 

58,6

Kasachstan

5000 (VAE)

93,3

87,1

36

30,6

Kirgisistan

9000 (Naher Osten, EU)

78,4

104,3

26

84,1

Litauen

Mehrere 1000 jährlich (Balkan, Dt., Öst., GB)

85,2

73,9

56

22,5

Moldawien

50-100.000 (Balkan, Öst., Dt, Griechenland)

41,3

72

32

84,6

Russland

½ bis 1 Mio. (weltweit)

77

86,5

52

50,3

Ukraine

400.000 (weltweit)

51,9

84,1

46

29,4

(Economic survey of Europe 2004 No1 UNECE)

Die Statistik legt nahe, dass es einen engen Zusammenhang zwischen ökonomischem Niedergang und erzwungener weiblicher Migration in die Sexindustrie gibt. Was hier nicht dargestellt wird ist der ideologische Rollback Osteuropas. Obwohl der Stalinismus selbst traditionelle Familienbilder förderte, sexualreformerische Ansätze unterdrückte und viele durch die Oktoberrevolution erkämpfte Frauenrechte (Scheidung, Abtreibung, Partizipation von Frauen im öffentlichen Leben, Rückgang der Prostitution,....) bereits in den 1920er Jahren wieder verschlechterte, bedeutete die kapitalistische Restauration ab1990 eine katastrophenartige Verschlechterung der Stellung der Frau in Beziehung und Gesellschaft.

Der ökonomische Niedergang und die Etablierung eines Mafiakapitalismus alleine erklären den Frauenhandel in Osteuropa nicht. Ein zentrales Element ist der allgemeine kulturelle Niedergang Osteuropas, die Zerrüttung menschlicher Beziehungen und die Marginalisierung von Frauen im Besonderen.

Die österreichische Sexindustrie ist ein wichtiger Markt für diese Frauen. Es wird geschätzt, dass sich in Wien 6000 Frauen prostituieren, davon sollen „weit mehr als 5000“ aus Osteuropa stammen. Es wird geschätzt, dass in Wien täglich 15.000 Freier Prostituierte gebrauchen. Der „Wirtschafssektor Prostitution“ ist in Österreich geschätzte 1,45 Mrd. € schwer, in Deutschland wird von einem zehnfachen Umsatz ausgegangen. (alle Zahlen zu Österreich aus: Profil Nr. 24/2010)

Zuhälter Staat

Der bürgerliche Staat übt dabei die doppelte Moralrolle: einerseits als Hüter der Institution der Ehe (heute offen insbesondere gegen gleichgeschlechtliche Paare), und andererseits als Partner der Sexindustrie: „Seit 2006 dürfen Ausländerinnen als „Saisonniers“ für maximal sechs Monate in Österreich der Prostitution nachgehen. Bei Großereignissen wie der EURO 2008 wird an den österreichischen Botschaften eine Fülle solcher Visa ausgestellt. Auch unter dem Titel „Künstlerin“ bekommen Frauen für Auftritte in Peepshows und Table-Dance-Lokalen relativ leicht eine Aufenthaltsbewilligung.“ (Profil No. 24/2010) Konkret schaut dies so aus, dass im Innenministerium etwa 200 Etablissements gelistet sind, für die je nach Bedarf sofort Visa ausgestellt werden. Die besonders rasche Bedienung der Bordelle durch staatliche Organe soll aufgrund eines „Runderlasses“ des Innenministeriums aus dem Jahr 2008 sicher gestellt sein: „Es ist leichter, in Österreich eine Aufenthaltsbewilligung in der Rotlichtszene zu bekommen, als wenn man sich in einer Gemeinde integriert hat“, sagt Helmut Edlmayr. Der Ex-SP-Landtagsabgeordnete und Aufdecker der Visa-Affäre, der mit seinem Vergleich auf den Fall Arigona Zogaj anspielt, hat einen Runderlass zugespielt bekommen, nach dem „Künstleragenturen“ seit Jahren bei Visa-Anträgen besonders gut behandelt werden.“ (Die Presse, 13.2.2008)

Für Asylsuchende ist dies die einzige legale Erwerbsarbeit, die der österreichische Staat bietet. Auch Frauen ohne Aufenthaltsbewilligung wird von der Fremdenpolizei angeboten in der Prostitution zu arbeiten, um einem Ausreise- und/oder Abschiebebescheid zu entgehen.

Diese Visa gelten im Normalfall höchstens für 6 Monate, was es einer in der Prostitution arbeitenden Frau auch unter bestmöglichen Bedingungen nicht ermöglicht, einen auf einer anderen Rechtsgrundlage legalen Aufenthalt zu erwirken. Menschenhändlerringe nützten diese fremdenrechtlichen Bestimmungen, um ihre Ware in andere Länder weiter zu leiten, wodurch sich das Abhängigkeitsverhältnis der Prostituierten verfestigt.

Erste Station dieser endlosen Reise durch Europas Bordelle ist oft der Balkan. Die von NATO und UNO kontrollierten Gebiete Bosnien und Kosovo galten lange als erste Station für die menschliche Ware. In den Bordellen Sarajewos und Pristinas dürfen NATO-Soldaten die neue Ware ausprobieren und eingewöhnen (eine Schilderung des Zusammenhanges von Militärinterventionen und Frauenhandel findet man in: Wenn Ken und Barbie streiken, AdV 7).

Und wir wollen auch nicht darauf verzichten hier wiederzugeben, wie die wirtschaftliche und politische Elite des Landes sich ihren Abend gestaltet:

„Abends ein Anruf aus der Parlamentsdirektion: ‚Wie ist denn die Julia so vom Charakter? Macht sie auch Vollendung in den Mund?’ Ein PR-Berater aus der Innenstadt stellt sich am Telefon als ‚brutale Sau’ vor und will einem siebzehnjährigen ‚Ferkilein’ einmal alle ‚Löcher stopfen’. Bekommt er. ‚Die freut sich, sie muss nämlich eine Meniskusoperation machen und braucht 500 Euro’, sagt der Frauenhändler. ‚Oh je! Da muss sie aber viel pudern’, antwortet der Werbemann und sagt: ‚Ich hab schon einen Steifen.’ Ein prominenter Wiener Anwalt drängt: ‚Ich brauche drei Mädels. Zum Schmusen und Arschficken.’ Ein Mitarbeiter der ‚Begleitagentur’ freut sich später am Telefon übers gute Geschäft: ‚Ich bin ausgebucht heute. Die Anwälte ficken! Die Anwälte und die Staatsanwälte!’ Sein Gesprächspartner sagt: ‚Die hast du alle auf deiner Seite.’“ („Einfach hinklatschen“, dies ist ein Ausschnitt aus den polizeilichen Abhörprotokoll eines Wiener Callgirlringes - vom Falter veröffentlicht und der Nobelpreisträgerin Elfriede Jellinek literarisch verarbeitet)

Offensichtlich ficken die Staatsanwälte noch immer, denn just jene Prostituierte, die 2010 vor einem österreichischen Gericht über ihre Peiniger aussagen wollte, wurde noch vor ihrer Aussage abgeschoben.

Prostitution und Organisierung

Nach diesem empirischen Exkurs über die die Prostitution beherrschenden Gewalt- und Zwangsstrukturen wenden wir uns der Frage der Organisierung der Prostituierten zu. Ward nimmt in ihrem Artikel positiv darauf Bezug und stellt diese Frage in den Mittelpunkt ihres Interesses. Sie selbst ist Unterstützerin der International Union of Sex Workers, eine der britischen Gewerkschaft GMB angelagerten „gewerkschaftlichen“ Organisation. Außerdem führt sie die Bemühungen von Ver.di an und die indische „SexarbeiterInnengewerkschaft“ Dumbar an. Sie beklagt sich wiederholt darüber, dass Feministinnen Sexarbeiterinnen und deren Organisationen und Fürsprecher nicht als gleichberechtigte Gesprächspartner akzeptieren würden. Wir haben kein politisches Interesse daran, Feministinnen politisch zu verteidigen, wollen hier aber untersuchen, ob nicht aus marxistischer Sicht ein ähnlicher Ausschlussgrund vorliegen könnte.

Die sogenannte „International Union of Sex Workers“ ist wie andere sogenannte „SexarbeiterInnengewerkschaften“ keine klassenbezogene Organisation, und sagt dies unter Druck von feministischen Kritikern sogar selbst: „Keine der Organisationen behauptet, SexarbeiterInnen als generelle Kategorie zu repräsentieren; alle wissen, dass dies im kriminalisierten und stigmatisierten Kontext, in dem die meisten Menschen Sex verkaufen unmöglich wäre. Was diese Organisationen tun, ist Menschen mit gleichen Werten, Interessen und Forderungen, manchmal physisch, aber oft auch nur online zusammenzubringen.“ (Laura Augustin, Note to anti-prostitutionists: Sex worker movements are nothing to sneer at, auf: www.iusw.org)

Auf Deutsch heißt dies nichts anders, als dass die IUSW eine Kampagnentruppe ist. Der Führer der IUSW ist ein Mann Namens Douglas Fox, der sich selbst als „Sexarbeiter“ bezeichnet. In der britischen Tageszeitung The Guardian findet sich ein Kurzportrait:

“Douglas Fox ist ein unabhängiger männlicher Sexarbeiter. Er ist ein Aktivist der International Union of Sex Workers und trat auf Channel 4 in der Sendung „The escort agency“ auf. Seine Agentur besteht bereits seit zehn Jahren. Die Mehrheit seiner 20 Escort-Girls sind nun Mitglieder oder dabei Mitglieder der Londoner IUSW/GMT Sektion zu werden.“ (Douglas Fox, The Guardian)

Falls der Zuhälter Fox es tatsächlich geschafft hat, seine Belegschaft in seiner eigenen Gewerkschaft zu organisieren (was wir hier mal annehmen), sind damit fast alle Mitglieder der IUSW, die tatsächlich Prostituierte sind, aus seinem eigenen Betrieb. Der Rest der 150 Mitglieder der IUSW sind hauptsächlich „harm reduction“-affine Akademiker, andere Zuhälter und verwirrte Linke etc., so die Kritikerin Ekman, die von Laura Augustin in diesem Punkt im bereits zitierten Artikel unwiderlegt bleibt.

Bezüglich des Erfolges, Sexarbeiterinnen in Verdi zu organisieren besuche man einfach ihre Homepage. Außer einen wissenschaftlichen Symposium zur Legalisierung der Sexarbeit hat diese Sektion seit fünf Jahren offensichtlich keine einzige öffentliche Aktivität gesetzt.

Bleibt die indische NGO Dumbar. Sie behauptet, und Ward nimmt dies als gegeben, dass sie 65.000 Sexarbeiterinnen organisiere. Wieso jeder Versuch Prostituierte „gewerkschaftlich“ zu organisieren auf der ganzen Welt scheitert aber sich in Indien innerhalb von 10 Jahren gleich 65.000 (!) Prostituierte organisieren, sollte Anlass zu einer kritischen Hinterfragung sein. Nicht so für Ward, die sich nun erst richtig warm schreibt. Ein Blick auf die Homepage offenbart auf den ersten Blick, dass es sich bei Dumbar um eine typische (institutionelle) Spenden-generierende NGO ist: Partnerschaften mit US-amerikanischen Universitäten, keinerlei Hinweis auf die 65.000 Organisierten, ein Mikrokreditprogramm, LGBT Programme etc. Man kann sich nicht den Gedanken verkneifen, dass die ganze Propaganda um den auffällig platzierten „Donate“ Button herum aufgezogen ist.

Prostituierte und Klassenkampf

In großen sozialen Bewegungen treten auch Prostituierte aus dem Schatten ins gesellschaftliche Leben und greifen aktiv in den Klassenkampf ein. In der russischen Revolution etwa organisierten Prostituierte einen eigenen Sowjet. Während der kubanischen Revolution organisierten Frauen Waffen und Munition auf dem US-amerikanischen Militärstützpunkt Guantanamo. Klassenbewusste Prostituierte aus dem ganzen Land ließen sich rund um die Militärbasis im Osten der Insel nieder und ließen sich von amerikanischen Soldaten mit Munition bezahlen. Dies war eine Hauptnachschublinie für die Guerilla. Im revolutionären 1. Mai 1968 traten am Höhepunkt der Bewegung in Paris die Tänzerinnen in den Folies in den Streik. In den frühen Jahren der venezolanischen Revolution traten revolutionäre Prostituierte mit folgendem Transparent auf: „Wir verneinen: Chavez ist nicht unser Sohn!“. In allen zugespitzten massenhaften Klassenkämpfen und Revolutionen finden sich Beispiele, wie Prostituierte aus ihrer Situation ausbrechen und sich in die Arbeiterbewegung einreihen. Dabei stoßen sie nicht selten auf das Unverständnis und sogar das Gelächter von Reformisten und Bürokraten. Die sozialdemokratische PAME Gewerkschaft in Griechenland lehnte es etwa im Zuge eines Generalstreiks in den 1990er Jahren ab, dass Prostituierte in Athen sich am Streik beteiligten. Kein Wunder, die hohe Gewerkschaftsbürokratie ist heute Teil des Staatsapparates und hat keine anderen moralischen Standards als ihr bürgerliches Gegenüber: Prostituierte haben im Puff auf sie zu warten und nicht mit ihnen gemeinsam zu demonstrieren.

Die Organisierung von Prostituierten als Prostituierte mit spezifischen Forderungen für Prostituierte allein hat massive Grenzen. Die radikale Frauenbewegung und die Marxistinnen und Marxisten haben das Thema Prostitution immer im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die spezifischen (sozialen und kulturellen) Ausbeutungsverhältnisse von Mädchen und Frauen aus der Arbeiterklasse gesetzt. Gleichzeitig wurde die doppelbödige moralische Entrüstung bürgerlicher Reformer sowie die polizeiliche Repression und Zuhälterei aufs schärfste bekämpft. Diese Haltung ist in Engels „Zur Lage der arbeitenden Klassen in England“, Bebels „Frau und Sozialismus“ und allen Schriften der radikalfeministischen Anarchistin Emma Goldmann zum Thema nachzuvollziehen.

Charakteristisch dazu zwei Kurzzitate:

„Um uns von der Prostitution zu befreien, müssen wir uns von den Eltern der Prostitution, den gesellschaftlichen Bedingungen befreien, die diese hervorbringen. (...) Befreit euch vom kapitalistischen Produktionssystem, so sagen die Sozialisten, und die Prostitution wird untergehen." (Eleanor Marx-Aveling, Eward Aveling, Die Frauenfrage, S. 33f.)

“Wenn die Reformer eines Tages ihre Bemühungen darauf konzentrieren würden, die Ursachen zu vernichten, anstatt die Opfer zu verfolgen, würde die Prostitution nicht länger Schande über die Menschheit bringen.“ (Emma Goldman, Anarchie und die Sexuelle Frage)

Auch die radikale Frauenbewegung der 1970er Jahre bewegte sich analytisch und programmatisch nicht aus diesem Rahmen heraus. 1979 gründete sich der „Hydra Nachtexpress, Zeitung für Bar Bordell und Bordstein“. Eine anonyme Prostituierte argumentiert hier 1984 unter dem Titel „Aussteigen aus der Prostitution. Ich habe sie bestialisch gehasst“:

„Natürlich: Fast jedes kapitalistische Arbeitsverhältnis hat insbesondere für Frauen latenten Prostitutionscharakter. Zu der Arbeitsleistung als Werkzeug` wird häufig eine persönliche Aufopferung und Verstellung verlangt (...)

Dennoch glaube ich, dass die `Prostitution´ einer Fabrikarbeiterin auf einer qualitativ anderen Stufe liegt als die einer sexuellen Prostituierten. Die erste geht trotz aller entwürdigenden Arbeit, die sie verrichten muß, noch im Kostüm umher und muß noch gesiezt werden, hat also noch einen kleinen intimen Bereich, den sie nicht verkauft.

Die sexuelle Prostituierte dagegen verkauft sich nicht als Werkzeug Arbeitskraft, sondern sie verkauft dem Freier den Genuß ihrer allseitigen, umfassenden Unterwerfung. Sie muß sich als Mensch selber zur Vernutzung anbieten und wird mit Haut und Haaren, mit ihrer ganzen Ausstrahlung konsumiert.

Abgesehen von wenigen Ausnahmen, die tatsächlich für Schnellfick gezahlt hatten wie die bedauernswert genussunfähigen Pappfresser im Burger King für einen Hamburger zahlen und dabei von Esskultur ebenso wenig verstehen wie sämtliche Ficker, die zu Prostituierten gehen, nicht die leiseste Ahnung von einer wirklichen Liebeskultur haben, habe ich als Hure nicht nur nicht einmal wesentlich Sexualität verkauft, sondern im wesentlichen meine Menschenwürde, meine Seele, meine politisch-ideologische Identität, meine humanitären Prinzipien, meinen Stolz und meine Selbstachtung.“

Auch Hydra hat sich heute in die Reihe der „SexarbeitsbefürworterInnen“ und „Schadensminimieren“ eingereiht und gibt damit ein weiteres Zeugnis für die Degeneration der einstigen Frauenbewegung in einen institutionalisierten Feminismus. Marxistinnen und Marxisten müssen heute nicht nur die bürgerliche Doppelmoral ins Visier ihrer Kritik nehmen, sondern auch den Revisionismus der positiven Neueinschätzung der Prostitution durch verwirrte linke Theoretiker.

Die soziale Basis und die ideologischen Resultate dieser Neubewertung beschreibt Irene Hübner:

„Der Kampf der Huren um gesellschaftliche und rechtliche Anerkennung ist wesentlich ein Kampf um Besitzstandswahrung. (...) Die Gunstgewerblerinnen müssen neue Strategien entwickeln, um im Geschäft zu bleiben - sonst geht es ihnen wie den Kumpels in Rheinhausen. Nicht ohne Grund spezialisieren und qualifizieren sich immer mehr Gunstgewerblerinnen, betreiben Imagepflege und public relations wie Domenica, die wohl berühmteste Hure der BRD oder die Frauen vom Westberliner Hydra-Projekt.

Das ist das Dilemma dieses Protests im Spitzenhöschen: es ist ein kleinbürgerlicher Protest arg in Bedrängnis geratener Freiberuflerinnen. Um ihre Jobs zu erhalten, müssen sie zur Stabilisierung überholter patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen beitragen. Über den Rand ihrer Existenz blickend aber träumen sie von der freien Frau. Diesen Widerspruch aufzulösen, hieße vom Hurenjob Abschied zu nehmen. Welche Frau aus dem Gewerbe aber kann sich das leisten?" (Hübner, I., u.a., Protest im Spitzenhöschen. Huren wehren sich; von der klassischen Hetäre zum postmodernen Bodygirl, Frankfurt (Main), 1988, S. 159f.)

Heute sehen aber sowohl medial, als auch in der Linken und den Organisationen der Arbeiterbewegung jene Kampagnen gepusht, die einen positiven Zugang zu Prostitution haben und eng mit den Geschäftsinteressen der Sexindustrie zusammenhängen. Auffällig dabei ist, dass Gegenstimmen hier eher untergehen. Ein Beispiel:

Eine südafrikanische Prostituiertenorganisation hat sich im Zuge der FIFA-Fußball WM erfolgreich gegen die Versuche der Politik der Legalisierung der Prostitution während der WM gewehrt. Die FIFA selbst gab zu Protokoll, dass sie selbst dazu keine Meinung habe außer dass „Sex unverhinderbar sei“. Dies ist recht unglaubwürdig. Nachdem in den sogenannten Fanzonen sogar die Farbe der Strohhalme normiert wird, kann man sehr wohl davon ausgehen, dass die Containerbordelle neben Deutschlands WM-Stadien mit wohlwollender Zustimmung der FIFA aufgestellt wurden.

Organisationen von Prostituierten können unabhängig von ihrer Analyse der Prostitution und ihrem Programm keine große Organisierungserfolge vorweisen und sind eher als Kampagnen zu verstehen.

Dies scheint uns logisch: Neunzig Prozent der Prostituierten wollen Aussteigen, daher ist nicht zu erwarten, dass hier im „Gewerbe“ eine „Preisfechterorganisation“ (also eine Gewerkschaft) entstehen kann. Dies heißt aber nicht, dass Prostituierte per se an Politik und Klassenkampf uninteressiert sein müssen (wobei der Zugang dazu schwieriger ist als für andere Menschen). Die Idee, dass man Opfern von Zwangs- und Gewaltstrukturen den Subjektstatus absprechen müsse, hat nichts mit Marxismus gemein. Die Schönrednerei dieser Strukturen und die Heroisierung der Prostituierten konnten jedoch erst mit dem Postmodernismus gedeihen.

Die anarchistische Anti-Prostitutions Aktivistin Ekis Ekman erklärt diesen Zusammenhang:

„Die Geschichte der Sexarbeit passt hier gut hinein. Es vereint die alte Gender-Erhaltende Praxis mit einer neuen rebellischen Sprache. So wird eine Symbiose zwischen der neo-liberalen Rechten und der post-modernen Linken geschaffen. Die Neo-Liberale Rechte bekommt eine Sprache, die Prostitution als eine Form des freien Unternehmertums deklariert und als Ausdruck der persönlichen Freiheit. Die post-moderne Linke bekommt eine Ausrede nicht gegen herrschende Machtstrukturen zu kämpfen indem sie sich auf die Stimme der Marginalisierten bezieht.“ (Kajsa Ekis Ekman, Varat och varan)

Die Lösung der Prostitution kann nicht bei den Prostituierten und in der Ausgestaltung der Prostitution liegen, sondern nur in ihrer Überwindung. Und dies ist eine Aufgabe, die nur von der Arbeiterbewegung durch die revolutionäre Umwälzung der Gesellschaft, die die Überwindung des Privateigentums zum Inhalt hat und die Neuentwicklung wirklich menschlicher Beziehungen ermöglicht, geleistet werden kann.

Nieder mit der Prostitution und ihren Fürsprechern!

Zusammenfassend muss man feststellen, dass die Welt eine schlagkräftige Organisierung von Prostituierten mit der Forderung nach „Legalität und Anerkennung der Sexarbeit“ noch nicht erlebt hat. Aufgrund der völligen wirtschaftlichen, fremdenrechtlichen und kulturellen Unterdrückungs- und Zwangsstrukturen ist dies auch kein Zufall. Dies heißt keinesfalls, dass Marxistinnen und Marxisten auf Prostituierte herabschauen. Im Gegenteil, unsere Sympathie und ungeteilte Anteilnahme und Unterstützung gilt den Unterdrückten dieser Erde. Dies bedeutet: Nieder mit der Prostitution! Unsere Ablehnung der Prostitution hat nichts mit der heuchlerischen, abwertenden Haltung bürgerlichen Moralisten gegenüber Menschen, die sich prostituieren gemein. Diese sind falsche Pharisäer und Teil der bürgerlichen Hegemoniestrategie.

Die Idee der „gewerkschaftlichen“ Organisierung lehnen wir aber genauso entschieden ab. Diese Idee findet keinerlei Entsprechung in der Realität und gibt der Prostitution eine falsche Legitimität. Sie lenkt von der impliziten Gewalt der Prostitution ab und verhindert auf der Linken damit eine tiefere Beschäftigung mit den realen Problemstellungen, die die Prostituierten unterdrücken. Auf abstrakter Ebene wird die marxistische Gesellschaftsanalyse auf den Kopf gestellt, indem man einerseits die Idee der monogamen Ehegemeinschaft angreift, andererseits eine der sie bedingenden Strukturen stärken will.

Für Prostituierte bedeuten erfolgreiche Kampagnen zur „Reform der Prostitution“ eine Verfestigung ihres Abhängigkeitsstatus, ihrer extremen Ausbeutung und Beraubung ihrer Menschlichkeit im intimsten Bereich ihres Seins, sowie die Ausweitung des Menschenhandels. Damit nicht genug verfestigt sich die gesellschaftlich vorgesehene männlich-heterosexuelle Überlegenheit in jedem Einzelnen erkauften wie auch sonstigen erzwungenen Geschlechtsakt. Die Unterlegenheit der Frau wird durch den Warencharakter der Prostituierten und der Pornoindustrie geprägt und bestärkt. In einem numerisch kleineren Bereich gilt dies auch für die Behauptung der Überlegenheit der weißen Frau am tunesischen, jamaikanischen und marokkanischen Strand. Gleiches gilt auch für das Bild der Homosexualität und ihrer männlichen Stricher.

Wer Barbarei nicht von Fortschritt unterscheiden kann, wird auch an allen andern entscheidenden Fragen des Klassenkampfes scheitern. Eine Änderung der Haltung der Linken zu dieser Frage ist dringend angesagt!

- Kein Vertrauen in den Staat, keine staatliche Repression gegen die Marginalsiertesten der Unterdrückten.
- Weg mit den Ausländergesetzen! Bleiberecht für alle.
- Für das Recht auf Ausbildung und Arbeit für alle hier Lebenden.
- Weg mit allen Bordellen und Zuhältern.
- Weg mit der Pornoindustrie.
- Für eine aktive und permanente Kampagne gegen Sexismus in den Organisationen der Arbeiterklasse.
- Kein Respekt, sondern Verachtung und Öffentlichmachung von Freiern.
- Für einen ideologischen Kampf gegen alle jene, die aus Prostitution einen „respektablen“ Beruf machen wollen.
- Für einen freien Menschen in einer freien Gesellschaft.

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