Kategorie: Kapital und Arbeit

Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM): Der Kampf geht in die nächste Runde

Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) ist das erste und bisher einzige deutsche Universitätskrankenhaus, das privatisiert wurde. Dementsprechend ist mittlerweile die Lage vor Ort: mieser Lohn, schlechte Arbeitszeiten und Überstunden ohne Ende. Der Ausbruch eines Streiks zeichnete sich bereits seit Monaten ab. Christian Andrasev solidarisierte sich und berichtet von der Streikfront.


Bei den aktuellen Tarifverhandlungen war es so weit. Das lächerliche Angebot des Arbeitgebers mündete in einem Warnstreik, der am Montag, 27. März 2017, begann. Die Geschäftsleitung wurde durch die hohe Streikbereitschaft überrascht. Selbst der OP-Bereich und die Intensivstation schlossen sich an. Dies veranlasste den Arbeitgeber bereits am Abend des ersten Streiktags überraschend zu einem besseren Angebot, das dann auch von der Tarifkommission mehrheitlich angenommen wurde. Damit wurde der Streik bereits am Dienstag, 28. März 2017, um 13 Uhr beendet. Das Verhandlungsergebnis ist folgendes:

  • 75 Euro mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 2% mehr zum 1.3.2017

  • 2,2% mehr Lohn und Gehalt zum 1.2.2018

  • Ende der Abschmelzung für die sogenannten „Anstaltsbeschäftigten“

  • Für Azubis, SchülerInnen und PraktikantInnen jeweils 35 Euro mehr zum 1.3.2017 und zum 1.2.2018

  • Gleiche Erhöhung für UKGM und UKGM Service GmbH

  • Laufzeit bis zum 31.12.2018

Dem kundigen Auge fällt nicht nur auf, dass dies eine echt karge Erhöhung ist, sondern auch, dass die wichtige Forderung nach Aufstockung des Personals fehlt. Dies klärte sich für uns erst am Dienstag früh im Streiklokal auf, wo der Verhandlungsführer, die Tarifkommission und der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende die Belegschaft eingeladen hatten, um über das Ergebnis zu diskutieren. Bereits zu Beginn zeigte sich in der Belegschaft eine breite Enttäuschung über das Ergebnis.

Der Verhandlungsführer eröffnete die Debatte, bei der er das Ergebnis vorstellte. Er könne zwar die Enttäuschung verstehen, sagte er, wies gleichzeitig jedoch darauf hin, dass sich mit diesem Ergebnis der Tarif nun auf dem Niveau der Beschäftigten im öffentlichen Dienst Hessens befinde. Die Tarifkommission hatte das Arbeitgeberangebot angenommen, weil sie einerseits schon mal den Deckel auf dem Thema Lohn haben wollte, um sich besser auf die Themen Personal und Entgeltordnung konzentrieren zu können. Andererseits waren die Mitglieder der Tarifkommission auch der Ansicht, dass sie selbst mit einem längeren Streik kein besseres Angebot beim Thema Lohn hätten erzielen können.

Dies nahmen einige aus der Belegschaft mit Wut auf. So hielt ein Krankenpfleger einen erbosten Redebeitrag und bezeichnete das Ergebnis als eine „Farce“. Es könne nicht sein, „dass wir immer wieder einknicken“, meinte er und zeigte kein Verständnis dafür, „dass die Verhandlungsführer immer wieder nachgeben, wenn man ihnen sofort ein paar Brotkrumen hinwirft“. Fast alle Anwesenden im Raum applaudierten, ein klares Zeichen der Zustimmung vieler seiner Kolleginnen und Kollegen.

Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende wies auf die verschiedenen Schwierigkeiten hin, nämlich dass es auch innerhalb der Belegschaft verschiedene Interessen gebe. Die einen legten einen größeren Wert auf die Lohnerhöhung, die anderen auf die Aufstockung des Personals, aber man wolle in beiden Bereichen etwas erreichen, sagte er.

Insgesamt war die Stimmung sehr kämpferisch. Am kommenden Montag beginnen die Tarifverhandlungen zur Personalerhöhung. Falls es zu einem neuen Streik kommt, wird die Belegschaft bereit sein. Wir stehen solidarisch an ihrer Seite und wünschen den Kolleginnen und Kollegen weiterhin einen erfolgreichen Kampf!






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