Kategorie: Theorie

Grundbegriffe der marxistischen Ökonomie

Diese Zusammenfassung ist dazu da, um im politischen Kampf die marxistischen Grundbegriffe anwenden zu können. Die Grundbegriffe, die man kennen sollte, sind fett im Texthervorgehoben.


Die folgenden Lehr- und Merksätze habe ich aus dem Lehrbuch "Politische Ökonomie" entnommen, das von der Akademie der Wissenschaften der UdSSR/ Institut für Ökonomie 1954 in Moskau herausgegeben wurde. Die deutsche Ausgabe wurde vom Marx-Engels-Lenin-Stalin Institut beim Zentralkomitee der SED besorgt und erschien 1955 im Dietz-Verlag zu Berlin. Die von mir herausgenommenen Lehr- und Merksätze sind wissenschaftlich gesichert und geben den Erkenntnistand der marxistischen Ökonomie im allgemeinen wieder. Jedenfalls so, wie er bei Kommunisten gilt. Also bei all denen, die sich nicht dem sozialdemokratischen Reformismus in die Arme geworfen haben bzw. in immer neuen Variationen einen keynesianistische Rettungsversuch des Kapitalismus starten und auf diesem Wege den Marxismus verzerren und ihn seiner revolutionären Kraft berauben. An manchen Stellen habe ich die übernommenen Lehr- und Merksätze korrigiert, ergänzt und kommentiert.

(Um in vorhinein einer möglichen Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen, sei folgende Anmerkung vorangestellt: Wiewohl die Genossen aus der damaligen Akademie der Wissenschaften im Bezug auf die kapitalistische Produktionsweise wissenschaftlich kompetent und korrekt vorgehen, kann ihnen im Bezug auf die politische Ökonomie des Aufbaus des Sozialismus in der Sowjetunion nicht ohne weiteres zugestimmt werden, da sie den Marxismus oft genug als Legitimationswissenschaft für die Politik Stalins benutzen. Letzteres betrifft allerdings die folgende Zusammenfassung nicht, da sie sich auf die politische Ökonomie der kapitalistischen Produktionsweise beschränkt!!)

I. Kapital und Mehrwert: Das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus

1. In der kapitalistischen Ordnung ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das kapitalistische Eigentum an den Produktionsmitteln, das zur Ausbeutung der Lohnarbeiter dient. Der Kapitalismus ist die höchste Entwicklungsstufe der Warenproduktion, auf der auch die Arbeitskraft zur Ware wird. Als Ware besitzt die Arbeitskraft im Kapitalismus Wert und Gebrauchswert. Der Wert der Ware Arbeitskraft wird durch den Wert der Existenzmittel bestimmt, deren es zur Erhaltung des Arbeiters und seiner Familie bedarf. Den Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft bildet die Eigenschaft, Quelle von Wert und Mehrwert zu sein.

2. Der Mehrwert ist der Wert, den die Arbeit des Arbeiters über den Wert seiner Arbeitskraft hinaus schafft und der unentgeltlich vom Kapitalisten angeeignet wird. Das Mehrwertgesetz ist das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus.

3. Kapital ist Wert, der - auf dem Wege der Ausbeutung der Lohnarbeiter - Mehrwert bringt. Das Kapital verkörpert das gesellschaftliche Verhältnis zwischen der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse. Im Produktionsprozeß des Mehrwerts spielen die verschiedenen Teile des Kapitals eine unterschiedliche Rolle. Konstantes Kapital ist der Kapitalteil, der in Produktionsmittel umgesetzt wird; dieser Kapitalteil schafft keinen Neuwert, verändert seine Größe nicht. Variables Kapital ist der Kapitalteil, der für den Kauf von Arbeitskraft aufgewandt wird; dieser Kapitalteil wächst im Ergebnis der Aneignung des durch die Arbeit des Arbeiters geschaffenen Mehrwerts durch den Kapitalisten.

4. Die Mehrwertrate ist das Verhältnis des Mehrwerts zum variablen Kapital. Sie drückt den Grad der Ausbeutung des Arbeiters durch den Kapitalisten aus. Die Kapitalisten erhöhen die Mehrwertrate durch zwei Methoden - durch Produktion des absoluten Mehrwerts und durch Produktion des relativen Mehrwerts. Absoluter Mehrwert ist durch Verlängerung des Arbeitstages geschaffener Mehrwert. Relativer Mehrwert ist durch Verringerung der notwendigen Arbeitszeit und entsprechende Ausdehnung der Mehrarbeitszeit geschaffener Mehrwert. Die jeweilige Erhöhung des relativen Mehrwerts durch Steigerung der Arbeitsproduktivität bildet die dominierende Triebkraft der kapitalistischen Produktion, wenn die Erhöhung des absoluten Mehrwerts z.B. durch Arbeitszeitregelungen usw. nicht mehr ohne weiteres möglich ist.

II. Arbeitslohn


1. In der kapitalistischen Gesellschaft ist der Arbeitslohn der Geldausdruck des Werts der Arbeitskraft, ihr Preis, der der Preis der Arbeit zu sein scheint. Der Arbeitslohn verschleiert das kapitalistische Ausbeutungsverhältnis und erweckt die falsche Vorstellung, als würde die gesamte Arbeit des Arbeiters bezahlt, während der Arbeitslohn in Wirklichkeit nur den Preis seiner Arbeitskraft darstellt.

2. Die Grundformen des Arbeitslohns sind der Zeitlohn und der Stücklohn (Akkordlohn). Beim Zeitlohn hängt die Höhe des Verdienstes des Arbeiters von der von ihm geleisteten Arbeitszeit ab. Beim Stücklohn wird die Höhe des Verdienstes des Arbeiters durch die Menge der von ihm hergestellten Erzeugnisse bestimmt. Zwecks der Vergrößerung des Mehrwerts werden Antreiber-Lohnsysteme angewandt, die letztlich alle das Ziel der Steigerung der Arbeitsintensität haben (siehe I,4).

III. Die Akkumulation des Kapitals

1. Reproduktion ist ständige Erneuerung, kontinuierliche Wiederholung des Produktionsprozesses. Die einfache Reproduktion bedeutet Erneuerung auf derselben Stufenleiter. Die erweiterte Reproduktion bedeutet Erneuerung der Produktion auf erweiterter Stufenleiter. Für den Kapitalismus ist kennzeichnend die erweiterte Reproduktion, die von Krisenperioden unterbrochen wird, in denen die Produktion sinkt. Die erweiterte Reproduktion ist ständige Erneuerung und Vertiefung der Ausbeutungsverhältnisse.

2. Die erweiterte Reproduktion im Kapitalismus setzt Akkumulation des Kapitals voraus. Kapitalakkumulation ist Hinzufügung eines Teils des Mehrwerts zum Kapital oder Verwandlung von Mehrwert in Kapital. Die kapitalistische Akkumulation führt zu einer Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals, das heißt zu einem rascheren Anwachsen des konstanten Kapitals im Vergleich zum variablen Kapital. Im Verlauf der kapitalistischen Reproduktion vollzieht sich die Konzentration und Zentralisation des Kapitals. Die Großproduktion hat entscheidende Vorteile gegenüber der Kleinproduktion, kraft deren die großen und größten Betriebe nicht nur die Kleinproduzenten, sondern auch die mittleren kapitalistischen Betriebe verdrängen und unterordnen.

3. Mit der Akkumulation des Kapitals und der Erhöhung seiner organischen Zusammensetzunge verringert sich die Nachfrage nach Arbeitskräften relativ. Es bildet sich die industrielle Reservearmee der Arbeitslosen.

4. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation bedeutet die Konzentration des Reichtums in den Händen der Ausbeuterminderheit auf der einen Seite und die absolute oder relative Verelendung der Werktätigen auf der anderen Seite. Relative Verelendung ist Verringerung des Anteils der Arbeiterklasse am Nationaleinkommen der kapitalistischen Länder. Absolute Verelendung ist direktes Sinken des Lebensstandards der Arbeiterklasse.

IV: Profit, Profitrate, Durchschnittsprofit, Produktionspreis, tendenzieller Fall der Profitrate und zyklische Krise

1. Der Profit ist der auf das in der Produktion angelegte Gesamtkapital bezogene Mehrwert.

2. Die Profitrate ist das in Prozenten ausgedrückte Verhältnis der Masse des produzierten Mehrwerts zum Gesamtkapital.

3. Die Konkurrenz innerhalb einer Produktionssphäre führt dazu, daß die Preise für Waren gleicher Art nicht durch ihren individuellen, sondern durch den gesellschaftlichen Wert dieser Waren bestimmt werden. Die Konkurrenz zwischen den Produktionssphären führt zu einer Übertragung der Kapitale aus einer Sphäre in die andere und damit zu einer Durchschnittsprofitrate im Rahmen der gesamten kapitalistischen Produktion. Auf der Basis des Gesetzes der Durchschnittsprofitrate werden Arbeit und Produktionsmittel auf die verschiedenen Zweige der kapitalistischen Produktion verteilt.

4. Infolge der Ausgleichung der Profitrate werden die Waren nicht zu ihrem Wert, sondern zu Produktionspreisen verkauft. Der Produktionspreis ist gleich dem Kostpreis der Ware plus dem Durchschnittsprofit. Der Produktionspreis ist eine verwandelte Form des Werts. Die Summe der Produktionspreise ist gleich der Summe der Werte aller Waren.

5. In dem Maße, wie die organische Zusammensetzung des Kapitals wächst, tritt mit der Entwicklung des Kapitalismus der tendenzielle Fall der Profitrate zutage. Gleichzeitig wächst unentwegt die Profitmasse. Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate bildet den zentralen Widerspruch der kapitalistischen Akkumulation ab.

6. Jeder einzelne Kapitalist, der in immer größeren Umfang Arbeiter durch Maschinen ersetzt, verwohlfeilert die Produktion, vergrößert den Absatz seiner Waren und holt sich einen Extraprofit. Wenn sich jedoch die technischen Errungenschaften der einzelnen Unternehmen verallgemeinern, steigt die organische Zusammensetzung des Kapitals in den meisten Unternehmen und das führt zu einem Sinken der allgemeinen Profitrate. Die Kapitalisten streben durch die Entwicklung der Technik nach einem hohen Profit, doch das Ergebnis ihrer Anstrengungen ist etwas, was keiner von ihnen gewollt hat - das Sinken der Profitrate.

Beispiel: Die Kapitalgesamtsumme eines Unternehmens betrage 300 Einheiten, davon 240 Einheiten konstanten Kapitals und 60 Einheiten variablen Kapitals. Bei einer Mehrwertrate von 100% werden 60 Einheiten Mehrwert erzeugt.. Somit ist die Profitrate gleich 20%. Es sei nun erstens angenommen, die Kapitalgesamtsumme sei innerhalb von 20 Jahren von 300 auf 500 Einheiten gestiegen und zweitens, die organische Zusammensetzung des Kapitals habe sich erhöht. Die 500 Einheiten teilten sich auf in 425 Einheiten konstanten und 75 Einheiten variablen Kapitals. Bei gleicher Mehrwertrate wie vorher würden dann 75 Einheiten Mehrwert geschaffen. Somit würde dann die Profitrate 75/500 X 100 = 15% betragen. Zwar wäre dann die Profitmasse von 60 auf 75 Einheiten gestiegen, die Profitrate aber wäre von 20 auf 15% gesunken.

Das Sinken der allgemeinen Profitrate im Verlaufe und auf der Grundlage der kapitalistischen Akkumulation bezeichnet Marx als deren tendenziellen Fall. 

Das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate besagt also, dass der Versuch, quantitativ immer mehr Mehrwert aus der Anwendung bzw. Ausbeutung der Arbeitskraft herauszuquetschen, in der Regel zwar zu Erhöhung der Profitmasse führt, gleichzeitig aber einer Verringerung der Effektivität des Kapitaleinsatzes bedeutet. Das Kapital kommt dabei in den Teufelskreis, immer mehr seine technische Basis zu erneuern bzw. immer mehr konstantes Kapital vorzuschießen, relational dazu aber immer geringeren Mehrwert zu erzielen.

7. Um dem tendenziellen Fall der Profitrate wenigstens zeitweise zu entkommen (grundsätzlich geht das nicht, denn die Tendenz des Falls der Profitrate ist eine Eigenschaft der kapitalistischen Produktionsweise!!), müssen die vorhandenen Produktionsmittel bzw. materiellen Produktivkräfte, in denen sich das konstante Kapital verkörpert, vernichtet werden. Diese Vernichtung geschieht in den zyklischen Krisen. Aber nicht nur dadurch, sondern auch in den vom Kapital angezettelten Kriegen. So wurde die systemische Krise des Kapitals, die am Ende der zwanziger Jahre und am Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts stattfand, z.B. durch den zweiten Weltkrieg "gelöst". Das bedeutet: Die materielle Grundlage der Periodizität der kapitalistischen Krisen ist die periodische Erneuerung des konstanten bzw. fixen Kapitals.

8. Darüber hinaus sind die kapitalistischen Wirtschaftskrisen Krisen der Überproduktion. Denn sie beruhen ja auf dem Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und ihrer privatkapitalistischen Instrumentalisierung. Die Erscheinungsformen dieses Widerspruchs sind erstens der Gegensatz zwischen der Organisation der Produktion innerhalb der einzelnen kapitalistischen Betriebe und der Anarchie der Produktion in der gesamten Gesellschaft und zweitens der Widerspruch zwischen dem gewaltigen Wachstum der Produktionsmöglichkeiten des Kapitalismus und der relativen Verringerung der zahlungsmäßigen Nachfrage seitens der Werktätigen. Aus dem letzteren Sachverhalt ergeben sich die Forderungen auf Seiten der reformistischen Linken nach einer Nachfrageökonomie. Alle Varianten der Unterkonsumtionstheorie kommen von da her. Sie lassen den Kapitalismus unangetastet und wollen ihn mit den eigenen Mitteln heilen.

Es ist also im höchsten Maße notwendig, mit der eisernen Ration der Grundbegriffe der revolutionären marxistischen Ökonomie im Gepäck diesen Vorstellungen, die in der LINKEN die Hegemonie ergriffen haben, entschieden entgegenzutreten. Der FUNKE wird sich dem in nächster Zeit ganz ausdrücklich widmen. Also denn: Nächstens mehr!!

 

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