Kategorie: DIE LINKE |
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"Behandlung" des Opel-Antrags - ein Lehrstück auf dem Landesparteitag der hessischen LINKEN |
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Der Landesparteitag der hessischen LINKEN am 21. November im nordhessischen Melsungen hat neben der Wahl von Heidemarie Scheuch-Paschkewitz (siehe Foto) aus dem Schwalm-Eder-Kreis zur neuen Landesvorsitzenden die politische Marschroute für 2010 festgelegt und wichtige Beschlüsse für Aktivitäten im kommenden Jahr gefasst. Der Kongress beschloss Kampagnen für ein soziales Gesundheits- und Bildungssystem und eine Anti-Privatisierungs-Kampagne und nahm auch einen Antrag des Kreisverbands Wiesbaden gegen eine Filetierung und Privatisierung der Deutschen Bahn an. Ein weiterer Wiesbadener Antrag zur aktuellen Opel-Krise wurde unerwartet abgelehnt. | |||
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Der Antragssteller Hans-Gerd Öfinger, Mitglied des Kreisvorstandes DIE LINKE. Wiesbaden, drückt im nachfolgenden Bericht sein Unverständnis über das Votum und die "Begründung" aus. Niemand sonst hatte das Thema Opel angesprochen. Opel ist und bleibt jedoch neben dem Bildungsstreik ein zentrales Thema nicht nur in Hessen. Eine klare Positionierung mit konkreten Handlungsanweisungen hätte die LINKE von allen anderen Parteien abgegrenzt und den betroffenen ArbeiterInnen Alternativen und eine Perspektive geben können. Warum das unterblieb und nicht mal im Ansatz eine politische Diskussion zum Thema stattfand, erklärt der nachfolgende Bericht, den Hans-Gerd Öfinger für die Mitglieder der Partei in Wiesbaden abfasste. Zur "Behandlung" unseres Opel-Antrags An die Mitglieder im Kreisverband DIE LINKE. Wiesbaden Liebe Genossinnen und Genossen, hier ein kleiner Rechenschaftsbericht darüber, was beim Parteitag am 21. November 2009 in Melsungen aus unseren Anträgen geworden ist. Unsere Änderungsanträge zum Leitantrag wurden schon bei der Landesvorstandssitzung am Freitagabend übernommen und eingearbeitet. Der komplette Leitantrag wurde dann von der Konferenz mit sehr breiter Mehrheit verabschiedet. Ebenso wurde unser Antrag gegen die Filetierung und Privatisierung der Deutschen Bahn (siehe Anhang 1) nahezu einstimmig angenommen. Ich bin mir sicher, dass Sabine Leidig, die auf Platz 1 unserer hessischen Landesliste in der Bundestag gewählt wurde und jetzt verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion ist, sich im Sinne unseres Antrags engagieren wird und somit die Kampagne gegen die Bahnprivatisierung weiter fördert. Wider Erwarten abgelehnt wurde allerdings unser Antrag "Alle Arbeitsplätze und Standorte verteidigen - Opel zum öffentlichen Mobilitätskonzern ausbauen!" (siehe Anhang 2). Unsere Mitgliederversammlung hatte diesen Antrag nahezu einstimmig angenommen. Sinn und Zweck dieses Antrags ist es, die klare öffentliche Positionierung des Landesvorsitzenden vom 4. November 2009 zur aktuellen Opel-Krise ("Entscheidend ist die Eigentumsfrage – Opel muss in öffentliche Hand" - siehe Anhang 3) zu unterstützen und daraus konkrete Schlussfolgerungen zu ziehen. Unter anderem regt der Antrag konkrete Schritte an, um die vielen Ansätze und Ideen für eine Umrüstung der Forschung und Produktion hin zu umweltfreundlichen Gütern und Mobilitätsangeboten zu fördern und damit alle derzeitgen Arbeitsplätze, Standorte, Einkommen und Sozialleistungen zu erhalten. Wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht wir? Nach meinen Erfahrungen bei der Rüsselsheimer Opel-Demo am 5. November, auf der ich die Flugblätter unseres Landesverbands mit verteilte, wollte ich weitergehende Aktivitäten unserer Partei mit anstoßen. Ich brachte daher unseren Antrag als Initiativantrag auf dem Landesparteitag ein und konnte dafür in kurzer Zeit mühelos auch die notwendigen Unterschriften sammeln. Außer diesem Antrag war kein anderer Antrag zu diesem wichtigen brennenden Thema eingereicht worden. Die Opel-Krise spielte in der Diskussion auch so gut wie keine Rolle. Der Antrag wurde am späten Nachmittag aufgerufen und von mir kurz begründet. Darauf meldete sich Volkhard Mosler vom Kreisvorstand in Frankfurt zu Wort und sprach in einer "Gegenrede" für die Ablehnung des Antrags. Seine Begründung: Der Antrag sei "unausgegoren" und "verbalradikal" und es sei noch nicht klar, ob die Partei jetzt schon zu einer so weit gehenden Forderung bereit sei. Man könne auch nicht verlangen, dass der gesamte Landesverband eine Kampagne zum Thema Opel machen solle. Das Thema "Opel muss in öffentliche Hand" sei auch noch nicht ausreichend diskutiert worden, so der Genosse Mosler. Als Antragssteller wollte ich noch einmal auf diese Kritik eingehen, bekam dazu aber mit Verweis auf die Geschäftsordnung (GO) vom Präsidium nicht mehr das Wort erteilt. Die GO sieht vor, dass bei der Antragsberatung nur Rede und Gegenrede stattfindet und dann die Abstimmung erfolgt. Bei der anschließenden Abstimmung wurde der Antrag mit relativer Mehrheit bei vielen Enthaltungen abgelehnt (18 Ja, 49 Nein, 34 Enthaltungen; die Wiesbadener stimmten alle mit Ja). Danach wurde der Vorschlag der Landtagsabgeordneten Marjana Schott angenommen, den Antrag mit den Antragsstellern demnächst noch einmal im Landesvorstand zu beraten. Dass mit dem Genossen Mosler ausgerechnet ein "Marxist" wesentlich dazu beitrug, Verwirrung zu stiften und eine klare Beschlussfassung zu diesem wichtigen Thema auszubremsen, hat mich verwundert. Seine Argumente kann ich aus mehreren Gründen nicht nachvollziehen.
P.S.: Ich freue mich auf die Diskussion mit dem Landesvorstand und werde mich weiter für die im Antrag beschriebenen Ideen engagieren, bis sie auch ganz offiziell eine Mehrheit im Landesverband finden und als Anleitung zum Handeln dienen. Mit solidarischen Grüßen Hans-Gerd Öfinger Mitglied im Kreisvorstand DIE LINKE. Wiesbaden 23. November 2009 hgoefinger(at)aol.com ------------------------------------------------------------------------------- Anhang 1: Initiativantrag: Hände weg von unserer Bahn! Keine Filetierung und Privatisierung der Deutschen Bahn AG! Die LINKE. Kreisverband Wiesbaden setzt sich mit aller Kraft gegen jede Form von Privatisierung und Zerschlagung der Deutschen Bahn AG ein. Wir fordern Parteivorstand und Bundestagsfraktion auf, sich hierzu gemeinsam mit EisenbahnerInnen, Gewerkschaften und PrivatisierungsgegnerInnen im Bündnis "Bahn für Alle" auf allen Ebenen zu positionieren und im Widerstand gegen den drohenden Ausverkauf der Bahn für die folgenden Forderungen und Ziele zu engagieren:
Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung Merkel-Westerwelle macht deutlich: CDU, CSU und FDP wollen die Aufspaltung der Deutschen Bahn vorantreiben und die Transport- und Servicegesellschaften der Bahn einzeln und zu 100 Prozent privatisieren. Damit wollen sie Zustände wie im heutigen Großbritannien herbeiführen, wo der Staat für die teure Schienen-Infrastruktur aufkommt und alle anderen fragmentierten Gesellschaften in Privatbesitz sind und ihren Investoren maximale Rendite abwerfen sollen. Eine solche Filetierung und Privatisierung verhindert die Weiterentwicklung der Eisenbahn zum Rückgrat eines flächendeckenden, sozialen und ökologischen öffentlichen Transportsystems für Menschen und Güter. Sie liegt einzig und allein im Interesse der Kaufinteressenten und ihrer Berater, gefährdet die Zukunft von zigtausend Beschäftigten und ihrer Familien und ist eine Kampfansage an die Gewerkschaften. Dabei haben schon in den letzten Jahren Umstrukturierungen im Konzern Deutsche Bahn unter dem erklärten Zwang zur Herbeiführung der Börsenfähigkeit zu riesigen Schäden geführt und einen massiven Arbeitsplatzabbau sowie Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen ausgelöst. Dies zeigt sich am Zustand der Berliner S-Bahn ebenso wie an den Problemen mit den Achsen bei ICE-Zügen und Güterwagen. Die CDU/CSU/FDP-Regierung stützt sich mit ihren Plänen für die Bahn auch auf den von CDU/CSU und SPD herbeigeführten Bundestagsbeschluss vom 30. Mai 2008. Damit wurde der DB-Vorstand ermächtigt, die Transport- und Servicegesellschaften der DB AG in die DB ML AG auszugliedern und den Börsengang der DB ML AG einzuleiten. Einzig und allein die Wirtschafts- und Finanzkrise hat im Oktober 2008 zu einer kurzfristigen Aussetzung des Börsengangs geführt. DIe neue Bundesregierung will nun aber offensichtlich die hinter ihnen stehenden Unternehmen und Lobbyverbände bedienen und den lebendigen Organismus Bahn weiter auseinanderreißen. GG Art. 87e Abs.4 besagt: (4) Der Bund gewährleistet, daß dem Wohl der Allgemeinheit, insbesondere den Verkehrsbedürfnissen, beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz, soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr betreffen, Rechnung getragen wird. Das Nähere wird durch Bundesgesetz geregelt. -------------------------------------------------------- Anhang 2: Initiativantrag 09 Antragsteller: Hans-Gerd Öfinger u. a. Alle Arbeitsplätze und Standorte verteidigen - Opel zum öffentlichen Mobilitätskonzern ausbauen! Aktueller Anlass: Aktuelle Situation, vor allem eine Rundfunkmeldung vom 18.11.2009, wonach GM Produktionskürzungen in Europa von 20-25 Prozent plant und 10.000 von 50.000 Stellen streichen will.
DIE LINKE versteht sich nicht als Ersatzgewerkschaft. Angesichts der gesellschaftlichen Folgen eines drohenden Arbeitsplatzabbaus und der Notwendigkeit, zur Abwehr der Klimakatastrophe eine umweltfreundliche und ebenso soziale Mobilität zu entwickeln, ist eine Einmischung im Sinne dieses Antrags allerdings dringend geboten. Weitere Begründung erfolgt mündlich. Weiterleitung an Landtagsfraktion, Bundesvorstand, Bundestagsfraktion, AG B&G --------------------------- Anhang 3: Presseerklärung des Landesvorstands DIE LINKE. Hessen Entscheidend ist die Eigentumsfrage – Opel muss in öffentliche Hand Mittwoch, den 4. November 2009 Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel sind Opfer der ideologischen Verbohrtheit der Bundesregierung“, erklärt Ulrich Wilken, Landesvorsitzender der LINKEN. Hessen, zu der Entscheidung von General Motors, Opel doch nicht zu verkaufen. Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz in Rüsselsheim am 5.11. um 11:00 Uhr „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel sind Opfer der ideologischen Verbohrtheit der Bundesregierung“, erklärt Ulrich Wilken, Landesvorsitzender der LINKEN. Hessen, zu der Entscheidung von General Motors, Opel doch nicht zu verkaufen: „Die Zusage von 4,5 Milliarden Euro an Bürgschaften, ohne sich dafür Eigentums- und Mitsprecherechte bei Opel zu sichern, wie es die US-amerikanische Regierung bei General Motors getan hat, war ein schwerer Fehler. Opfer dieser neoliberalen ideologischen Verbohrtheit sind die Opelanerinnen und Opelaner, deren Zukunft nun erneut völlig ungewiß ist. Ich fordere die Bundesregierung auf, sofort mit der US-Regierung, die Mehrheitseigentümerin von General Motors ist, in Verhandlungen einzutreten. Öffentliche Gelder müssen dafür eingesetzt werden, Opel in öffentliche Hände zu überführen und unter die gemeinsame Kontrolle von Bund, Ländern und Belegschaften zu stellen, um den Erhalt des Unternehmens mit allen Standorten und Arbeitsplätzen zu sichern. Die Bundesregierung sollte sich dabei nicht scheuen, General Motors und die US-Regierung darauf hinzuweisen, dass in Deutschland nach Artikel 14, Absatz 3 des Grundgesetzes eine Enteignung zum Wohle der Allgemeinheit zulässig ist. Statt neoliberaler ideologischer Scheuklappen ist nun entschlossenes Handeln gefordert. Deswegen werden wir die angekündigten Proteste der Beschäftigten und ihren Kampf um die Arbeitsplätze nach Kräften unterstützen.“ |