Der Zusammenbruch von Lehman Brothers löste eine Kettenreaktion aus, bei der andere Banken, Finanzunternehmen und Versicherer auf der ganzen Welt in den folgenden Tagen und Wochen wie Dominosteine fielen.
George W. Bush, der kriegslüsterne Präsident der USA, war gezwungen, sich an die Nation zu wenden und kündigte Pläne für eine staatliche Intervention zur Rettung der Wall Street an. Dennoch hielt Bush es für notwendig, eine Verteidigung des kapitalistischen Systems anzubieten - ein System, das gerade offensichtlich (und monumental) versagt hatte.
Die Experten gerieten ins Schwimmen
Vor 20 Jahren feierte die New York Times den 150. Jahrestag der Veröffentlichung des Kommunistischen Manifests mit der Aussage, dass Marx und Engels "die unaufhaltsame, Reichtum erzeugende Kraft des Kapitalismus erkannt, seine Eroberung der Welt vorhergesagt und gewarnt hätten, dass diese unvermeidliche Globalisierung der nationalen Wirtschaften und Kulturen spaltende und schmerzhafte Folgen haben würde". (NYT, 27. Juni 1998)
Zehn Jahre später, im Jahr 2008, wurden die "spaltenden und schmerzhaften Folgen" für alle sichtbar gemacht. Der Kapitalismus litt unter seiner schwersten Krise seit den 1930er Jahren. Damit kehrten alle alten Dämonen der Massenarbeitslosigkeit, Lohnkürzungen und Austerität zurück. Das taumelnde Bankensystem wurde vom Steuerzahler in Milliardenhöhe gerettet.
Präsident Bush war gezwungen, sich 2008 nach dem Zusammenbruch von Lehmans, an die Nation zu wenden und kündigte Pläne für eine staatliche Intervention zur Rettung der Wall Street an. Die Apologeten des Kapitalismus konnten nicht verstehen, was passiert war. Der Absturz hat sie in völlige Verwirrung versetzt.
Auf der Eröffnungskonferenz des Institute for New Economic Thinking, zum Beispiel, einer Veranstaltung, die vom Milliardärsfinanzierer George Soros gesponsert wurde und zu der fünf Nobelpreisträger als Diskussionsteilnehmer gehörten, konnten sich die verwirrten Teilnehmer "weder über die Ursache der Krise noch über die notwendigen Mittel einigen", so die Financial Times.
Sogar Alan Greenspan - der ehemalige Chef der US-Notenbank, einst allgemein als "Maestro" bezeichnet - gab später zu, dass "ich immer noch nicht ganz verstehe, warum es [zur Krise] kam".
Epoche der Austeritätspolitik
Heute, 10 Jahre nach diesem massiven Zusammenbruch, zahlen wir immer noch für die Krise. Der Crash von 2008 läutete eine Epoche der Austerität ein, in der Politiker (aller politischen Richtungen und Farben) auf der ganzen Welt versuchten, die Schulden für die Rettung der Banken zu begleichen. Die Sparmaßnahmen sollten ein paar Jahre dauern, wie uns gesagt wurde. Dann wurden aus fünf Jahre zehn. Jetzt sind sie dauerhaft geworden.
Was ist das Ergebnis ein Jahrzehnt später? Trotz jahrelanger Kürzungen und Angriffe auf den Lebensstandard sind die Schulden immer noch himmelhoch, Investitionen und Produktivität sind ins Stocken geraten und die Wirtschaft bleibt in einem Sumpf stecken.
Die Bosse sind in die Offensive gegangen und haben einen Angriff auf die Löhne und Arbeitsbedingungen gestartet, während sie versuchen, ihre Gewinne zu steigern. Die Löhne in Britannien sind seit 2008 jedes Jahr real gesunken und sinken weiter. Britannien hat die schlimmste Senkung der Reallöhne aller Länder außer Mexiko und Griechenland erlitten. Die Arbeiterklasse muss für eine Krise bezahlen, die sie nicht verursacht hat.
Das Ergebnis war, dass der Anteil des Nationaleinkommens, der an die Arbeiterklasse geht, kontinuierlich zurückgegangen ist, während der Anteil, der an die Kapitalisten geht, gestiegen ist.
Im Vereinigten Königreich leben Millionen von Kindern in Armut, eine Million mehr als 2010. Die Zahl der von Lebensmitteltafeln abhängigen Personen wächst. In Gebieten, in denen das verhasste Universalkreditsystem (Sozialleistungssystem, vergleichbar mit ALG II) eingeführt wurde, ist die Nutzung von Lebensmitteltafeln um 52 Prozent gestiegen. Beschämenderweise hat die Regierung jeden Zusammenhang zwischen der Austeritätspolitik und dem Anstieg der Tafeln geleugnet.
Andernorts hat die Joseph Rowntree Foundation herausgefunden, dass im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Menschen irgendwann in Not gerieten - etwas mehr als jeder 50ste - mit den höchsten Werten in Manchester, Liverpool und Middlesbrough.
Überproduktionskrise
Der Abschwung 2008 wurde durch eine Überproduktionskrise verursacht, wie von Marx und Engels im Kommunistischen Manifest vorhergesagt.
„In der Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre – die Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Verwüstungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum?“
Der Kapitalismus als System ist an seine Grenzen gestoßen. Seine Produktionskapazität hat die Grenzen des Marktes überschritten. Für einen ganzen Zeitraum versuchten die Kapitalisten, den Kredit zu erweitern, um den Markt künstlich über seine Grenzen hinaus zu treiben. Aber das verschärfte die Krise nur noch weiter.
Die so genannte Erholung in der jüngsten Zeit war die schwächste in der Geschichte. Auf jeden Fall scheint es für die Massen überhaupt keine Erholung gegeben zu haben. Im Gegenteil, die Dinge werden immer schlimmer. Die einzigen Arbeitsplätze, die angeboten werden, sind schlecht bezahlte Arbeitsplätze mit geringen Qualifikationsanforderungen.
Die Bosse setzen nicht auf Investitionen in die Produktion, sondern auf billige Arbeitskräfte. Deshalb ist die Produktivität so gering. Doch die Börse boomt, völlig von der Realität abgekoppelt.
Die Wall Street hat ihre längste Konjunktur (bull market) in der Nachkriegsgeschichte verzeichnet. Andere haben angemerkt, dass es sich um eine "Bullshit"-Konjunktur handelt. Die Anstiege an der Börse haben nichts mit der Realwirtschaft zu tun, sondern sind das Ergebnis von billigem Geld, das im System herumschwappt. Trotz boomender Aktienmärkte, die wie Schaum auf den Meereswellen sind, bewegt sich die Realwirtschaft abwärts.
Die Widersprüche türmen sich auf
Die wirtschaftliche "Erholung" hat sich erschöpft. Eine neue weltweite Rezession zeichnet sich ab. "Die Warnlichter blinken", so die Financial Times kürzlich: "Die Analyse vergangener Daten zeigt, dass die Nachfrage anziehen muss, um die aktuelle Produktion und das Beschäftigungswachstum in den kommenden Monaten aufrechtzuerhalten. Dennoch scheinen die Risiken nach unten gerichtet zu sein", sagte Chris Williamson, Chef-Betriebswirt bei IHS Markit. (Financial Times, 24.08.18)
Aber die Nachfrage wird durch die Kürzung der Löhne gedämpft. Der Markt für Unternehmensgüter schrumpft. Und bei einem reduzierten Markt werden die Investitionen zurückgefahren. Williamson sagte, dass politische Sorgen, Preiserhöhungen und eine Verlangsamung des Auftragswachstums die Ursache seien. Hinzu kam, dass die Befürchtungen über einen globalen Handelskrieg - verstärkt durch Exportstopps - die Hersteller besonders stark belasteten.
Die eskalierenden Handelsspannungen zwischen den Vereinigten Staaten und China könnten sich leicht zu einem ausgewachsenen Handelskrieg entwickeln. Die USA haben gedroht, weitere 200 Milliarden Dollar an Zöllen von bis zu 25 Prozent auf eine Reihe von Rohstoffen, darunter Stahl und Aluminium, zu erheben.
Dies könnte die Weltwirtschaft in eine weitere Depression stürzen. Schließlich war es nicht der Crash von 1929-31, der die Weltwirtschaftskrise auslöste, sondern es waren die protektionistischen Maßnahmen, die als Reaktion darauf eingeführt wurden. Darüber hinaus sorgt die Wirtschaftskrise in der Türkei und Argentinien für Nachhall in anderen sogenannten Schwellenländern. Was der Kapitalistenklasse Angst macht, ist die Ansteckungsgefahr
Es ist keine Munition mehr verfügbar
Das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank offenbarte Befürchtungen darüber, wie effektiv ihre Instrumente im Falle einer schweren Rezession wären. In der Tat, mit den bereits himmelhohen (und wachsenden) Schuldenständen haben sie ihre Munition aufgebraucht und sind dem nächsten Einbruch extrem ausgesetzt. Dies ist nicht nur in den USA der Fall, sondern überall.
Eine neue weltweite Rezession ist unvermeidlich. Das Timing ist nicht vorhersehbar. Aber sie kann nicht weit weg sein und alles könnte sie auslösen. Was wir bisher in Bezug auf Austerität und Angriffe erlebt haben, wird im Vergleich zu dem, was kommen wird, nichts sein.
Das Basteln am System ist keine Alternative. Gerade das kapitalistische System ist verantwortlich, angetrieben durch Gier und Profitmaximierung.
Die heutige Krise ist eine weltweite Krise. Überall führen Regierungen Sparmaßnahmen und Angriffe auf die Arbeiterklasse in der einen oder anderen Form durch. Der Kapitalismus kann sich die Reformen der Vergangenheit nicht mehr leisten. Diese Zeiten sind längst vorbei. Der unerbittliche Angriff auf den Lebensstandard ist zur neuen Normalität geworden. Das ist die brutale Logik des kapitalistischen Systems. Deshalb kämpfen wir für den Sozialismus. Deshalb brauchen wir eine Revolution.
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