Kategorie: Antifaschismus

„Say it loud say it clear, Refugees are welcome here“

Am gestrigen Samstag, 21. November, versammelten sich rund 1500 Menschen aller Generationen in der Mainzer Altstadt , um ein Zeichen gegen Rassismus und reaktionäre Politik zu setzen.


Vertreten waren Parteien und Jugendverbände, Gewerkschaften, Kirchen und viele Unorganisierte. Ziel der Aktion war es, die Kundgebung der Rechtspartei AfD, bei der die-Bundesvorsitzende Frauke Petry als Hauptrednerin auftrat, zu blockieren. Schon um 15 Uhr fanden sich die ersten AktivistInnen am Schillerplatz ein und begegneten auf ihrem Weg durch die Altstadt einer Hundertschaft von Polizeibeamten, die sich bereits an wichtigen Plätzen um den Domplatz und auf den Zugängen positioniert hatten. Sie sollten die Lage „unter Kontrolle halten“ und eine Eskalationen zwischen AfD-AnhängerInnen und AktivistInnen der Gegenseite verhindern, erfüllten dann aber nur die Funktion von Platzanweisern. Die AktivistInnen waren friedlich aus Mainz und r näheren Umgebung angereist und suchten nach einem geeigneten Ort für ihren Protest um den Platz, auf dem die Kundgebung um 18 Uhr starten sollte.

Das Wetter war regnerisch und kalt, aber mit Solidaritätsrufen für die vor kurzem angekommenen Flüchtlinge wärmte sich die Stimmung auf. Als die von Polizeireihen entlang der Absperrzäune geschützte AfD-Kundgebung mit ca. 250 Anwesenden am Laufen war, hörte man immer wieder laute Trillerpfeifen aus den Reihen der AktivistInnen heraus. Außer Hetze gegen Flüchtlinge und Bekenntnissen zum Deutschtum und Nationalstaat enthielten die Reden nichts. Bis 19 Uhr stimmte der Chor im Mainzer Staatstheater ungefähr neunmal die Europahymne (Beethovens „Ode an die Freude“) an und beschallte damit den Platz, um den AfDlern auf ihre Weise zu zeigen, was man von ihrer nationalistischen Politik hält. Letztlich unterband die Polizei die Beschallung mit dem Hinweis, es störe die angemeldete Kundgebung. An den Fenstern und Balkonen im Obergeschoss des Staatstheaters hielten Menschen Plakate mit gut sichtbaren Aufschriften wie „Kein Mensch ist Illegal“, „Vielfalt“, „Wir sind für Toleranz und Demokratie“ und „Humanität“ in die Höhe.

Zwischenzeitlich hinderten AktivistInnen auf dem Platz und in den Seitengassen mit lauten „Haut ab“ und „Kein Recht auf Nazipropaganda" die meist konservativen InteressentInnen der AfD am Zugang zur Kundgebung. Diese quittierten mit weit ausgeholtem Regenschirm diesen Einsatz, wurden aber von der Polizei, die meist hinter den AktivistInnen stand, zum Platz geleitet. Nach der AfD-Kundgebung blockierten im Gegenzug diesmal die Polizisten die GegendemonstrantInnen, um den AfDlern den Abzug zu erleichtern und für deren Sicherheit zu sorgen. Die Menge quittierte deren Abzug mit lauten „Haut ab“-Rufen.

In die AfD-Zuhörerschaft hatten sich auch einige jüngere AfD-Gegner eingeschlichen. Sie entrollten überraschend mitten in der Kundgebung fantasievolle Spruchbänder mit dem AfD-Logo und ironischen Aufschriften wie „Richter und Henker statt Dichter und Denker“ oder „Ein bisschen Rassismus gehört dazu“. Als AfD-Ordner mit Kapuzen dies sahen und lasen, reagierten sie extrem intolerant und rissen ihnen die Transparente aus der Hand. Es kam zu einem kleinen Handgemenge.

Mitglieder der Linksjugend ['solid] waren in Mainz aktiv dabei und sehr solidarisch. Als einmal die Durchsage kam, dass ein Durchgang offen sei und das Einkesseln schon über das Internet als Ziel durchgegeben war, sind auch sofort Leute dort hin und haben sich zusammengestellt und eingehakt.

Einige PolizistInnen haben auf jeden Fall sauer geguckt – etwa nach dem Motto: Da ist auf jeden Fall ein Ohr für AfD-Thesen, aber viele haben auch die GegendemonstrantInnen freundlich angeschaut.

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