Kategorie: Antifaschismus

Neonazi-Überfall auf Gewerkschafter und Linke an Autobahnraststätte

Interview mit Michael Mager, Kreistagsmitglied DIE LINKE im Schwalm Eder-Kreis (südlich von Kassel) und Augenzeuge des Neonazi-Überfalls auf Insassen eines DGB-Busses aus Nordhessen an der Autobahn A 4 bei Jena am vergangenen Wochenende.



Wie hat sich der Überfall genau abgespielt?

Wir waren in zwei Bussen des DGB Nordhessen am Samstag nach Dresden gereist und legten auf der Rückreise gegen 19.30 Uhr auf der Autobahn am Rasthof Teufelstal bei Jena eine Pause ein.
Als wir ausgestiegen waren, kamen die Faschisten aus einem anderen Bus auf uns zu gerannt und wollten uns angreifen. Wir flüchteten uns in den Bus und wehrten uns mit Flaschen, bis die Türen wieder zu waren. Unser Bus fuhr ca. 150 Meter weiter und wartete auf die anderen Kollegen, die noch im Rasthof waren. Als sie herauskamen und in den Bus einsteigen wollten, wurden sie von einer Gruppe Faschisten wahllos mit Fäusten und Fußtritten angegriffen. Den letzten Kollegen haben sie dann von der Bustür weg gezerrt und so lange auf ihn eingetreten, bis er regungslos da lag. Danach sind sie abgezogen. Ob dieser gewalttätige Überfall spontan oder von langer Hand vorbereitet war, weiß ich nicht.

Wie schnell war die Polizei zur Stelle?

Ich und vermutlich auch andere haben die Polizei per Handy herbeigerufen. Als die Lage vor unserem Bus eskalierte und noch kein Polizist da war, rief ich nochmal den Polizeinotruf an und wies auf die Gefahr einer Straßenschlacht hin. Die Antwort war nur „Die Kollegen kommen“, dann hat der Polizeibeamte aufgelegt.

Einige Minuten später war ein Streifenwagen da. Der hat zunächst hinter dem Bus der Faschos gewartet, und als dieser dann wegfuhr, kamen die Polizisten zu uns. Erst auf unsere Anregung hin sind die Polizisten dann dem Bus hinterher gefahren, um die Personalien der Insassen festzustellen. Zwei weitere Streifenwagen kamen vorbei. Die Beamten vernahmen uns als Zeugen.

Was ist aus dem schwer verletzten Kollegen geworden?

Dieser Kollege von der IG BAU, den ich übrigens gut kenne, war glücklicherweise nicht bewusstlos und wurde von uns in den Bus gebracht, bis der Krankenwagen da war. Er liegt jetzt in Jena im Krankenhaus und sollte am Montag wegen seiner Schädelfraktur operiert werden. Die Leichtverletzen sind weiter im Bus mitgefahren.

Wie war nach dem Übergriff die Stimmung im Bus?

Wir waren alle sehr gedrückt und aufgewühlt und standen noch unter Schock. Weil unser Bus Kollegen aus Eisenach, Bad Hersfeld und Schwalmstadt an Bord hatte, fuhren wir dort zur Sicherheit andere Haltepunkte an, denn keiner wusste, ob die Faschisten uns bei der Ankunft wieder auflauern würden.

Welche Erfahrungen haben Sie am Samstag in Dresden gesammelt?

Ich habe erlebt, wie die Polizei sehr brutal gegen Demonstranten vorgegangen ist und Tränengas wie auch Pfefferbomben gegen Antifaschisten eingesetzt hat. Ich würde es wieder machen und lasse mich weder von der Polizei noch von den Faschisten selber davon abhalten, gegen die Neo-Nazis auf die Straße zu gehen. Dass der hessische DGB jetzt ein Verbot der NPD fordert, finde ich absolut richtig.

Sie haben auch im heimatlichen Schwalm-Eder-Kreis mit einer aktiven Neonazi-Szene zu tun.

Hier im Kreis war letzten Juli der Überfall auf ein Sommercamp der Linksjugend ['solid], bei dem eine 13-Jährige schwer verletzt wurde. Dahinter stecken die „Freien Kräfte Schwalm-Eder“, die wieder frecher werden. Letzten Freitag wurde ein Kollege auf dem Heimweg von einer Gaststätte von Faschisten abgefangen und zusammengeschlagen. Das hat ihn aber erst recht darin bestärkt, nach Dresden mitzufahren.

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