Kategorie: Deutschland |
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Hartzer Käse stinkt zum Himmel - Vorsicht Lohndumping! |
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Es ist in aller Munde, aber kaum jemand kennt es. Von den Delegierten einer eilig einberufenen SPD-Bundeskonferenz Mitte August wurde es - damals als Hoffnungsanker und Strohhalm - gutgeheißen. Wetten, dass kaum ein Dutzend unter den Delegierten das Papier, über das sie da abgestimmt haben, ausreichend kannte? | |||
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Die Rede ist vom Hartz-Papier. Bei näherer Betrachtung zeigt sich: Was uns als Effektivierung der Arbeitsvermittlung und Bekämpfung der Massenerwerbslosigkeit dargestellt wird, läuft vor allem auf eines hinaus: auf Lohndumping! Der Kanzler und sein Superminister Clement wollen es "1:1" umsetzen. Leiharbeit "Herzstück des Abbaus der Arbeitslosigkeit ist eine neue Form der integrationsorientierten Zeitarbeitsgesellschaft, die PersonalServiceAgentur (PSA)". (O-Ton Hartz-Bericht). "Sklavenarbeit" ist schlimm genug - doch "Hartz" macht es noch schlimmer Nun werden PSA geschaffen, an denen auch private Leiharbeitsfirmen beteiligt sind. Die Bundesanstalt für Arbeit kann alle arbeitsfähigen Erwerbslosen sowie 900.000 arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger in die PSA einweisen. Wer sich weigert, erhält eine Sperre. Auch künftige neue Tarifverträge mit PSA werden deutlich unter den bisherigen Tarifen liegen.
Die Arbeitslosigkeit durch Leiharbeit bekämpfen? Weite Teile der SPD wie auch der Gewerkschaftsvorstände preisen Leiharbeit als Mittel zur Senkung der Massenarbeitslosigkeit. Sicher: die Zahl der durch Leiharbeit vermittelten Arbeitslosen ist gestiegen. Dabei zeigt ein genauerer Blick auf die Tatsachen: Leiharbeit ging in den letzten 10 Jahren einher mit einem Abbau von Stammbelegschaften und einer Steigerung der Arbeitslosigkeit. Jüngere wurden wieder eingestellt, dafür wurden viele Ältere aus den Stammbelegschaften verdrängt und "freigesetzt". Ausgemustert Machen wir uns nichts vor: Massenarbeitslosigkeit wird eine Dauererscheinung bleiben, solange wir im real existierenden Kapitalismus leben. Wer nicht mithalten kann, wird ausgemustert - und soll bei möglichst geringen Kosten ein Dasein fristen - bis an das Ende seiner Tage. "Hartz" bekämpft nicht die Arbeitslosigkeit - sondern die Arbeitslosen:
Weitere Knackpunkte "Hartz" hält noch mehr unangenehme Überraschungen bereit. Um nur drei davon zu nennen: So sind die angestrebten 500.000 "Ich-AGs", ein weiteres Kernstück bei "Hartz", im Endeffekt nichts anderes als staatliche Förderung der Scheinselbständigkeit und bewirken eine Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten vorwiegend in Klein- und Mittelbetrieben. Zusammen mit den Leiharbeitern der PSAs tragen sie zur Zerstörung bisheriger unbefristeter Arbeitsverhältnisse bei. Normalarbeitsverhältnisse gehören damit zunehmend der Vergangenheit an. Mit der Einführung von Ausbildungszeit-Wertpapieren nimmt "Hartz" die Verantwortung für eine funktionierende Berufsausbildung aus den Händen der Unternehmen. Stattdesssen sollen Familien für die Ausbildung ihrer Kinder ansparen und diese neue Form von "Lehrgeld" für die betriebliche bzw. außerbetriebliche Ausbildung bezahlen. Bildung ist dadurch nicht mehr Grundrecht und Aufgabe des Sozialstaats, sondern wird zu einer kostenpflichtigen und teuren Ware. Nichts zu lachen haben auch die Beschäftigten der Arbeitsämter. Auch hier fordert "Hartz" immer mehr befristete Arbeitsverhältnisse für Arbeitsvermittler und Entlohnung nach einem Bonus-System. Genervte Angestellte in mittelmäßig bezahlten befristeten Jobs werden somit auf der Jagd nach Prämien den Druck von oben künftig an die Arbeitslosen weitergeben. Fazit Nicht der Abbau der Arbeitslosigkeit durch Schaffung und Vermittlung annehmbarer und sicherer Arbeitsplätze, sondern die Erhöhung der Profite für das Kapital durch Subventionierung aus den Mitteln der Arbeitslosenversicherung ist der Kern von "Hartz". Die Arbeitslosen von heute, letztlich aber alle abhängig Beschäftigten zahlen drauf. Höhere Profite bedeuten aber nicht weniger Arbeitslose. 1991 machten die Kapitalgesellschaften 362 Mrd. DM Gewinn. Im Jahre 2000 waren es 572 Mrd. DM. Dennoch ist die Arbeitslosigkeit im selben Zeitraum um 1,2 Millionen gestiegen. Die hohe Arbeitslosigkeit ist nicht die Schuld der Arbeitslosen, der Regierung oder der Globalisierung. Das kapitalistische System verstrickt sich weltweit immer tiefer in Krisen. Während die gestiegene Produktivität dazu genutzt werden könnte, um Lebensstandard und Lebensqualität aller Menschen anzuheben, möchte uns das Kapital Einkommensverluste verordnen, um seine angegriffenen Profitraten zu sanieren. Wer nicht konsequent dagegen kämpft, sondern sich auf dieses "Spiel" einläßt und "konstruktiv" "mitgestaltet", der hat schon verloren. Darum:
Wir müssen schnell handeln! "Hartz" ist noch nicht als Gesetz verabschiedet. Doch Clement drückt auf die Tube und will alles "über die Bühne bringen", bevor es den meisten Leuten überhaupt bewusst wird, was uns da blüht. Unterm Strich drohen uns die schärfsten Angriffe auf Arbeitnehmerrechte seit Jahrzehnten. Stammbelegschaften werden dann ausgetauscht und durch Sklavenarbeiter ersetzt. "Hartz" ist ein Schlag ins Gesicht der Arbeitslosen, der (noch) Arbeitenden und der Gewerkschaften. Daher ist gewerkschaftlicher Widerstand jetzt das Gebot der Stunde. "Hartz" verhindern statt "mitgestalten" muss unsere Parole sein. Das Hartz-Paket muss insgesamt vom Tisch. Viele gewerkschaftliche Untergliederungen, Betriebsräte und Vertrauenskörper haben sich bereits in diesem Sinne geäußert. Doch das ist erst der Anfang. Die Zeit drängt. Wenn Papier nicht ausreicht, müssen wir in Betriebsversammlungen über die Folgen von "Hartz" aufklären und den Protest auf die Straße verlagern. Wir haben nicht Stoiber verhindert, um jetzt mit "Hartz" immer mehr Leiharbeit, Lohndumping und Sozialabbau aufgetischt zu bekommen. Hans-Gerd Öfinger |