Kategorie: Deutschland

Hohenzollern und Co. enteignen!

Ein Jahrhundert nach dem Ende der Monarchie in Deutschland fordern die Erben der Hohenzollern-Dynastie vom Staat massive Entschädigungen in Millionenhöhe, Kunstwerke sowie unentgeltliches Wohnrecht im Potsdamer Schloss Cecilienhof. Dagegen erhebt sich Protest.


Nach bislang weder bestätigten noch dementierten Medienberichten laufen darüber seit Jahren Geheimverhandlungen zwischen der öffentlichen Hand und dem Haus Hohenzollern. Oberhaupt des jetzt immer forscher auftretenden Adelsgeschlechts ist Georg Friedrich Prinz von Preußen. Er ist ein Ururenkel von Wilhelm II., der als letzter deutscher Kaiser für die Verbrechen des deutschen Imperialismus in den Kolonien und im 1. Weltkrieg steht, unter dem Druck der Novemberrevolution 1918 abdankte und in das niederländische Exil floh.

Der Vorstoß der Kaisernachfahren hat Empörung ausgelöst. „Keine Geschenke den Hohenzollern!“ heißt es in einer Petition der Partei DIE LINKE an den Bundestag und die Landtage von Berlin und Brandenburg. Darin werden die Forderungen der Hohenzollern abgelehnt. „Die Maßlosigkeit der Forderungen des ehemaligen Königshauses und seiner Sachwalter sind inakzeptabel“, heißt es in der Begründung. „Damit ist eine rote Linie überschritten.“ Die Hohenzollern hätten „der Machtergreifung der Nazis in Deutschland erheblich Vorschub geleistet“, heißt es unter Verweis auf den „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933. Damals segnete Reichspräsident Paul von Hindenburg per Händedruck die Machtübertragung an Nazi-Diktator Adolf Hitler ab. Kaisersohn Wilhelm von Preußen stand dabei wie ein Pate in der ersten Reihe.

Die Erben und Nachfahren des Kaisers mit ihren regionalen Familienzweigen sind kein verarmter Landadel, sondern eine finanzstarke und von Politikern gehätschelte Familiendynastie. Dies lässt auch die Website von der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern (hohenzollern.com) ahnen. Die schwäbischen Hohenzollern besitzen Industrie- und Handelsbetriebe, Immobilien und Wälder und haben weit über 3000 Beschäftigte. Georg Friedrich gehört der brandenburg-preußischen Linie an, ist Unternehmensberater und mit seiner „Kgl. Preußischen Biermanufactur“ im Brauereigeschäft tätig.

Der Aufstieg der Hohenzollern und des preußischen Staates sei durch Betrug, Hinterlist, Intrigen, Bestechung, Verrat und mit dem Blute der Untertanen erfolgt, brachte es einst Karl Marx auf den Punkt. Das Adelsgeschlecht aus der Mark Brandenburg habe das Chaos in den Kleinstaaten genutzt und auf dem Rücken der Untertanen, der annektierten Länder und der ausgenutzten Bündnispartner seine Herrschaft errichtet. Auf solche historischen Ansprüche setzt heute Prinz Georg Friedrich.

14,5 Millionen Deutsche für Enteignung der Hohenzollern und aller Fürstenhäuser

Wie andere ostdeutsche Adelsgeschlechter wurden auch die Hohenzollern Ende der 1940er Jahre von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet. Dies war richtig und fortschrittlich. Die Frage der Enteignung aller deutschen Monarchien und Fürstenhäuser stand schon Jahrzehnte zuvor auf der Tagesordnung. In der Novemberrevolution 1918 wurden die Vermögen der deutschen Fürsten, Könige und Herzöge beschlagnahmt. Nach dem Abflauen der Revolution stand Mitte der 1920er Jahre die Rückgabe an die Adelsfamilien wieder auf der Agenda von Politik und Justiz. Dies empörte die Arbeiterklasse. Die Kommunistische Partei (KPD) fand mit dem Ruf nach entschädigungsloser Enteignung auch unter SPD-Mitgliedern ein derart starkes Echo, dass die Spitzen der SPD und des Gewerkschaftsbunds ADGB ein „Volksbegehren für die entschädigungslose Enteignung der Fürsten“ unterstützten. Die Massenkampagne mobilisierte die Arbeiterbewegung, Intellektuelle wie Albert Einstein, Käthe Kollwitz und Kurt Tucholsky sowie den Jugendverband der liberalen DDP. Zu den strikten Gegnern zählten bürgerliche und konservative Parteien, Kirchen und Unternehmerverbände. Sie riefen zum Boykott auf und spekulierten, dass das vom Reichstag vorgegebene Quorum nicht erreicht würde, wonach die Abstimmung nur gültig wäre, wenn eine absolute Mehrheit des Wahlvolks daran teilnähme, also etwa 20 Millionen.

Diese Rechnung ging auf. In Dörfern schüchterten Großgrundbesitzer Landarbeiter ein und beobachteten, wer ins Wahllokal kam. Am Urnengang nahmen 15,6 Millionen Menschen teil. 14,5 Millionen stimmten für die Enteignung. Ein Achtungserfolg für die Arbeiterparteien, die in jenen Jahren in der Summe sonst nie so viele Wählerstimmen erreichten.

„Es gibt über 14 Millionen Schweinehunde in Deutschland“, kommentierte Ex-Kaiser Wilhelm II vom niederländischen Exil aus das Ergebnis. In der Tradition dieser Menschenverachtung steht heute sein Ururenkel, der die Wohnungsfrage seiner Familie durch dauerhaftes Wohnrecht in einem noblen Postdamer Schloss auf Kosten der von der Arbeiterklasse entrichteten Steuergelder lösen will und mit Blutsrecht begründet. Schluss damit! Entschädigungslose Enteignung der Hohenzollern und des gesamten Hochadels!

 

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