Kategorie: 1918

Oskar Hippe - Biographie eines Revolutionärs

Dies ist der erste Teil unserer neuen Artikelserie, in der wir eine revolutionäre Person vorstellen, welche u.a. im Zeitraum der Deutschen Revolution von 1918 bis 1923 gewirkt hat.


Wer sich sowohl für die Arbeiterbewegung als auch für den Trotzkismus in Deutschland im 20. Jahrhundert interessiert, sollte sich unbedingt das einzig bekannte Werk des deutschen Trotzkisten Oskar Hippe mit dem Titel „Und unsere Fahn‘ ist rot“ vornehmen. In diesem Buch beschreibt Hippe sehr real seine Erfahrungen aus über 50 Jahren Tätigkeit in der Arbeiterbewegung und aus seinem Vier-Fronten-Krieg gegen Kapitalismus, Stalinismus, Hitlerfaschismus und rechte Sozialdemokratie.

Am 1. April 1900 wird Oskar Hippe in Lützkendorf im heutigen Sachsen-Anhalt als zwölftes und jüngstes Kind in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Obwohl der Vater reaktionärer Monarchist ist, sind Hippes ältere Brüder und Schwager Mitglieder der SPD und vermitteln dem jungen Oskar schon früh die Werte und Ideale des Sozialismus.

Der Erste Weltkrieg politisiert viele Arbeiter, darunter auch den jungen Oskar, der sich 1916 dem Spartakusbund anschließt, also der revolutionären Organisation von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Während des Krieges arbeitet er als Metallarbeiter in verschiedenen Rüstungsbetrieben. 1918 muss er an die Front. Er erlebt im selben Jahr die Deutsche Revolution und ihren darauffolgenden Niedergang. Somit bleibt die Sowjetunion, damals ein Hoffnungsschimmer für viele Arbeiter weltweit, isoliert und ermöglicht somit den Aufstieg des Stalinismus.

Doch für Hippe ist das nicht das Ende. Er beteiligt sich am Aufbau der KPD. Mit vielen anderen Genossen bildet er die Linke Opposition in der Partei und ist später im Leninbund aktiv. Nach der stalinistischen Gleichschaltung in der KPD ab Ende der zwanziger Jahre wird Hippe aufgrund seiner Sympathien mit den Ideen von Leo Trotzki und der Linken Opposition aus der Partei ausgeschlossen. Aber auch das ist für ihn nicht das Ende. Selbst nach der Machtübertragung an Hitlers NSDAP 1933 leistet er noch Widerstand und wird deswegen in der NS-Zeit mehrmals verhaftet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg befindet sich Hippe in der Sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR. Er wird aus der SED ausgeschlossen, weil er von der offiziellen Linie der stalinistischen Staatspartei abweicht und sich zu den antistalinistischen Ideen Trotzkis bekennt. 1948 wird er deswegen zu 25 Jahren Haft verurteilt. 1956 aus der Haft entlassen, übersiedelt er nach West-Berlin. Er wird Mitglied der SPD und vertritt in der Partei konsequent sozialistische Positionen. 1968 tritt er jedoch aus und unterstützt im Zuge der 68er-Bewegung den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Rechtzeitig vor seinem Tod im Jahre 1990 schreibt er sein einziges Buch, in welchem er seine Lebenserfahrungen verarbeitet.

Obwohl Oskar Hippe leider eine sehr unbekannte Figur in der Geschichte der Arbeiterbewegung ist, lohnt es sich dennoch, sich mit ihm und den von ihm geschilderten Ereignissen zu beschäftigen. In seinem Werk gelingt es ihm, seine persönlichen Erlebnisse und die damit verbundenen historischen Ereignisse so zu beschreiben, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Für jeden, der eine Alternative zum Kapitalismus und zum Stalinismus sucht, ist Oskar Hippe bis heute ein Vorbild. Denn Hippe war jemand, der sein Leben lang für revolutionäre sozialistische Positionen eingetreten ist und sich nie verbogen oder gar angepasst hat.

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