Kategorie: 1918

Januar 1923: Deutschland vor dem Abgrund

Es ist 100 Jahre her, dass die französische Bourgeoisie 60.000 Soldaten aussendete, um das Ruhrgebiet zu besetzen. Dieser Vorfall löste den tiefsten wirtschaftlichen Einbruch aus, den eine kapitalistische Regierung bis zu diesem Zeitpunkt je erlebt hat. Das bereitete eine revolutionäre Krise in Deutschland vor, die das gesamte System zu Fall zu bringen drohte.

Bundesarchiv / Französische Alpenjäger in den Strassen Buers


1923 war ein Jahr großer Hungersnöte, der Hyperinflation und der Revolution. Bis heute werden die Herrschenden – insbesondere in Deutschland – von der Erinnerung an diesen Zusammenbruch und der Hyperinflation heimgesucht. Da die kapitalistische Krise abermals in Europa ihr Unwesen treibt, lohnt es sich, die historischen Lehren aus dem Jahr 1923 zu untersuchen. 

Der Versailler Vertrag

Deutschland wurde nach seiner Niederlage im Ersten Weltkrieg von den Alliierten ausgeblutet. Auf der Pariser Friedenskonferenz im Jahr 1919 wurde der deutschen Regierung ein harter „Friedensvertrag“ auferlegt.

Artikel 231 des Vertrags verlangte die Reparationszahlungen in 42 jährlichen Raten. Auf einer Londoner Konferenz wurde die deutsche Gesamtverschuldung auf 132 Milliarden Goldmark festgelegt. Das war eine atemberaubende Summe, die unmöglich aufzubringen war. Diese Summe war dreimal so hoch, wie das Land tatsächlich zahlen hätte können.

Deutschland wurde weitgehend entmilitarisiert und gezwungen, die wichtigste Industrieregion Elsass-Lothringen sowie halb Oberschlesien, samt wichtiger Kohle- und Erzvorkommen, abzutreten. Es musste ein Viertel seiner Kohleförderung aufgeben. Reparationen wurden auch in Form von Schiffen, Zügen, Waggons und Vieh gezahlt. Die Alliierten räumten Deutschland regelrecht aus, was zu akuten Engpässen führte.

Die aufeinanderfolgenden deutschen Regierungen versuchten, die Last durch eine Reihe von Währungsabwertungen zu verringern, was zu einer starken Inflation führte. Sie hatten die Illusion, dass dies die deutsche Verschuldung massiv reduzieren würde, da diese in der dann abgewerteten deutschen Mark aufgeführt war. Doch sie waren blind gegenüber der finanziellen Katastrophe, die sich anbahnte. 

Verarmung

Die Idee, Geld zu drucken, war nicht neu. Die deutsche Regierung nutzte die Druckerpresse während des Ersten Weltkrieges großzügig. Bis 1918 hatte sich der Papiergeldumlauf im Vergleich zu 1913 versechsfacht. In der Folge hatten sich die Preise bis Kriegsende verdoppelt und die Mark war auf die Hälfte ihres früheren Goldwertes gefallen.

Die siegreichen Imperialisten versuchten, sich etwas unter den Nagel zu reißen, wo nichts zu holen war. Angesichts der unerträglichen Belastung plädierte Deutschland für einen Zahlungsaufschub der Reparationen. Die Franzosen lehnten das strikt ab.

Am 11. Januar 1923 befahl die französische Regierung ihrer Armee, das Ruhrgebiet zu besetzen, um ihre Interessen zu sichern. Die Belgier folgten diesem Beispiel. Schließlich hatten beide ihre eigenen Schulden zu begleichen.

Die Folge war die absolute Verarmung der deutschen Arbeiterklasse innerhalb weniger Monate. Wenn es darum geht, Reallöhne und den Lebensstandard zu zerstören, gibt es nichts Verheerenderes als eine Hyperinflation.

Die Inflation zerstörte auch die Ersparnisse des Kleinbürgertums, das in den Ruin getrieben wurde. In gewisser Weise waren sie schlechter gestellt als die Arbeiter, da letztere zumindest für Lohnerhöhungen kämpfen könnten. Sie waren in der Regel auf ein festes Einkommen, Mieten, Ersparnisse und Renten angewiesen. 

Das deutsche Volk hungerte buchstäblich. Am anderen Ende haben die deutschen Kapitalisten innerhalb weniger Monate riesige Vermögen angehäuft.

Abwertung des Geldes

Die deutsche Regierung stand vor dem vollständigen Bankrott und versuchte verzweifelt, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen. Von den Industriellen wurde der Regierung vorgegaukelt, dass eine Abwertung des Geldes Vorteile bringen könne. Die Abwertung würde Exporte billiger machen, dadurch die Produktion ankurbeln und dazu beitragen, die Verschuldung zu verringern. Sie würde außerdem „überhöhte“ Löhne untergraben.

Im Jahr vor dem März 1921 blieb der Außenwert der Mark stabil. Im Laufe des Jahres 1922 fiel sein Wert. Mit der Ruhrbesetzung ging der Wert in den freien Fall.

Im Juni 1922 war ein US-Dollar 300 Mark wert; im Oktober 2.000 Mark; und im November 6.000 Mark. Am 4. Januar 1923, wenige Tage vor dem Einmarsch französischer und belgischer Truppen ins Ruhrgebiet, lag der Dollar bei 8.000 Mark. Bis November 1923 wurde ein Dollar mit 2.520 Milliarden Mark notiert!

Das Großkapital stellte sich radikal gegen jeden Versuch, den Inflationstrend umzukehren – nämlich durch eine Aufwertung der Währung. Das geschah mit dem Argument, dass die deutsche Industrie dadurch nicht mehr wettbewerbsfähig wäre und die Arbeitslosigkeit steigen würde.

Der Industrielle Hugo Stinnes galt damals als der mächtigste Mann Deutschlands. Seine Philosophie war einfach: Die Arbeiterklasse musste Opfer bringen, um die deutsche Industrie wieder auf die Beine zu bringen.

„Ich zögere nicht zu sagen, ich bin überzeugt, das deutsche Volk wird für die nächsten fünfzehn Jahre zwei Extrastunden pro Tag arbeiten müssen“, erklärte Stinnes im Oktober 1922 vor dem Reichswirtschaftsrat. Er führt fort:

„Die erste Bedingung für eine erfolgreiche Stabilisierung ist meiner Ansicht nach, daß Lohnkämpfe und Streiks für eine lange Zeit ausgeschlossen bleiben…Wir müssen den Mut haben, dem Volk zu sagen: Für den Augenblick und für einige Zeit in der Zukunft werdet ihr Überstunden ohne Bezahlung arbeiten müssen.“ (zitiert in Evelyn Anderson: Hammer oder Amboss. S.124-125)

Stinnes forderte eine dauerhafte Senkung des Lebensstandards der Arbeiterklasse und eine Wirtschaft auf der Grundlage dauerhaft billiger Arbeitskräfte.

Stinnes nutzte die Währungskrise genüsslich aus, um sein Imperium von Kohle, Elektrizität, Banken, Hotels, Papierfabriken, Zeitungen und anderen Verlagsunternehmen auszudehnen. Die Inflation war ein Mittel, die Konzentration und Zentralisierung des Kapitals in wenigen Händen zu erhöhen.

Großunternehmen florierten wie nie zuvor, da Exportgewinne in stabile Währungen investiert wurden, während die Nation hungerte und der Staat vor dem Bankrott stand.

Als führendes und skrupelloses Mitglied seiner Klasse war Stinnes entschlossen, alle Errungenschaften der Arbeiterklasse aus der Revolution von 1918 rückgängig zu machen, insbesondere den 8-Stunden-Tag.

Widerstand

Die neue Regierung unter Wilhelm Cuno, die in der Tasche der Ruhrindustriellen steckte, rief zum „passiven Widerstand“ gegen die Besetzung des Ruhrgebietes auf – also zum Widerstand zu ihren Bedingungen und mit ihren Methoden. Sie fürchteten sich vor dem Widerstand der Arbeiterklasse, weil diese potenziell auch gegen die deutschen Kapitalisten streiken könnte.

Die Regierung forderte ein Vertrauensvotum ein, um diese Kampagne durchzuführen. Der Reichstag stimmte mit 284 zu 12 Stimmen dafür. Die Kommunisten stimmten dagegen.

Zeitweilig wurden keine Reparationen mehr bezahlt und es sollte keine Zusammenarbeit mit den Besatzern geben. Überall kam es zu Massendemonstrationen gegen die französischen Truppen, allein in Berlin demonstrierten 500.000 Menschen.

Die Sozialdemokraten unterstützten die bürgerliche Regierung und die Gewerkschaftsführer trafen sich mit den Kapitalisten, um den „Widerstand“ zu organisieren. Die Zusammenarbeit mit französischen Beamten und den Behörden wurde untersagt. Es wurde angeordnet, dass kein Arbeiter den französischen Behörden in irgendeiner Weise helfen oder Rohstoffe abbauen und transportieren sollen.

Die Arbeiterklasse reagierte mit Begeisterung auf den Aufruf zum Widerstand. Streiks und Sabotagen legten die Eisenbahnen, Minen und Telegrafenzentren lahm. Die Besetzung kam zum Erliegen. Es war eine Phase der Belagerung.

Als Reaktion darauf versuchten die französischen Besatzer, die Arbeiter einzuschüchtern, indem sie diejenigen festnahmen und rauswarfen, die sich widersetzten. Französische Truppen und Beamte ersetzten daraufhin alle Entlassenen, was die Feindseligkeit unter den Arbeitern nur noch verstärkte.

Die Kämpfe nahmen zu und wurden gewalttätiger, was zum Tod einer Reihe von Arbeitern führte. Französische Truppen beschossen Arbeiter in den Krupp-Werken mit Maschinengewehren, töteten 13 und verwundeten 30 weitere. Am 29. Januar wurde der verschärfte Belagerungszustand in der Region verhängt. Das bedeutete, dass jeder Sabotageversuch mit Waffengewalt beantwortet und jede Kundgebung ebenso rigoros unterdrückt werden sollte. Doch trotzdem konnten die Franzosen zwischen Januar und Mai nur 500.000 Tonnen Kohle abbauen.

In Wirklichkeit hat die Besatzung wenig bewirkt, sondern Deutschland noch tiefer in die Krise getrieben. Die französischen Imperialisten hatten so jede Chance auf weitere Reparationen zunichtegemacht.

Die deutschen Unternehmen schlossen sich eifrig der Forderung des Widerstands gegen die französische Besatzung an. Sie verurteilten aber auch jegliche Lohnforderungen als „unpatriotisch“. Gleichzeitig erhielten sie riesige Kredite, finanziert von der Druckerpresse, mit denen sie gegen die Mark spekulierten.

Viele Arbeiter konnten den sogenannten Patriotismus von Leuten wie Krupp, Thyssen und Stinnes, den Kohle- und Stahlgiganten, durchschauen. Auch die bürgerlichen Parteien schlossen sich dem Widerstand an. Sie hatten aber immer Angst, dass der „passive“ Widerstand in den Klassenkampf übergreifen könnte – und tatsächlich ist genau das passiert.

Klassenkampf

Mit der Zeit begann die „nationale Einheit“ zwischen den deutschen Arbeitern und den Kapitalisten zu bröckeln. Tatsächlich kooperierten deutsche Kapitalisten bei den Kohlenlieferungen mit den Franzosen, solange sie bar bezahlt wurden.

Unterdessen spitzte sich die Situation im Land zu. Klasseninteressen rückten immer weiter in den Vordergrund. Die bürgerlichen Parteien schwankten und bekamen kalte Füße. Die Inflation wurde zur Hyperinflation, während die Arbeiterklasse weiter verarmte.

Die Wut auf die kapitalistischen Profiteure stieg. In der Zwischenzeit stellte sich die Kommunistische Partei (KPD), die sehr mächtig war, hinter den Widerstand, ohne dabei Illusionen in Cuno zu schüren, und begann, eine führende Rolle im Kampf gegen die Besatzung zu spielen.

Die verstärkte Unterdrückung durch die französischen Truppen führte dazu, dass die Arbeiter immer kämpferischer wurden. Die Essener Postangestellten wurden verhaftet, weil sie einen Streik planten, was ihre Entschlossenheit nur verstärkte. Es kam vermehrt zu Sabotageaktionen, bei denen Eisenbahnlinien aufgerissen und Pipelines gekappt wurden.

„Der Kampf also, der als nationale Resistenz [Widerstand, Anm. der Redaktion] gegen die Franzosen begann“, schrieb Evelyn Anderson, „endete im heißesten Klassenkampf, den Deutschland je durchgemacht hatte.“ (Evelyn Anderson: Hammer oder Amboss. S.129). 

Der ansteigende Klassenkampf verwandelte sich in Aufrufe zum Sturz der Cuno-Regierung. Die Arbeiter interessierten sich nicht mehr für parlamentarische Nettigkeiten. Bereits im April forderte eine Konferenz der Bergarbeitergewerkschaft das Ende des passiven Widerstands.

Unter dem Einfluss der Krise machten die deutschen Arbeiter eine kolossale Radikalisierung durch. Sie wandten sich zunehmend von der SPD ab und stattdessen der KPD zu.

Unter Anleitung von Lenin und Trotzki verfolgte die KPD eine Einheitsfrontpolitik, um ihre Unterstützung in der Arbeiterklasse wieder aufzubauen. Die Mitgliederzahl lag jetzt bei 222.000 Mitgliedern – die höchste aller kommunistischen Parteien außerhalb der Sowjetunion.

Doch auch faschistische Banden erhoben sich, besonders in Bayern. Sie waren inspiriert von Mussolinis erfolgreichem Marsch auf Rom einige Monate zuvor. Aber ihre Basis war klein und Hitlers Putschversuch im November endete mit einem kolossalen Misserfolg. In ganz Deutschland floss der Strom in Richtung Revolution.

Hyperinflation

Sehr bald darauf wurden Unmengen von Papiergeld benötigt, um nur das Nötigste zu kaufen. Briefmarken mussten ständig mit neuen Werten in Millionenhöhe nachgedruckt werden, um die veralteten Marken zu ersetzen. 

Nachdem die Arbeiter ihren Papierlohn erhalten hatten, mussten sie ihn schnellstmöglich ausgeben, bevor er wertlos wurde. Bündel von nutzlosem Geld wurden sogar verwendet, um Öfen anzuzünden. 

Der Lebensstandard war einfach zusammengebrochen. Das Kleinbürgertum fuhr mit Zügen aufs Land – in den Taschen wertvolle Erbstücke und Schmuckstücke, die sie gegen Kartoffel- und Kohlsäcke eintauschten. Die Waren in den Geschäften verschwanden. Im Juli 1923 erhielten Rentner 10.800 Mark, das reichte nur für zwei Straßenbahnfahrten, sofern sie die Tickets schnell genug kauften.

Der Zinssatz schoss in die Höhe. Bei einem 24-Stunden-Darlehen waren es 100 %, bei einem Monat 400 % und bei einem Jahr 5.000 %. Niemand wollte mehr Papiermark. Die Kapitalisten kassierten ihre Gewinne in Dollar oder Gold und bezahlten ihre Schulden einfach in Papierform, wobei sie ansehnliche Profite erzielten.

Ausweichmanöver 

Die Umstände waren völlig unerträglich geworden. Die Kommunistische Internationale (Komintern), angeführt von Sinowjew, konzentrierte sich jedoch in ihrer gesamten Diskussion auf die Bedrohung durch den Faschismus, anstatt einen konkreten Plan für die Revolution in Deutschland zu entwickeln.

„Deutschland steht am Vorabend der Revolution“, erklärte Sinowjew im Juni 1923 bei einer Versammlung des Exekutivkomitees der Komintern (EKKI). Doch er fuhr fort: „Das bedeutet nicht, dass die Revolution in einem Monat oder in einem Jahr kommen wird. Vielleicht wird noch viel mehr Zeit benötigt.“ (zitiert in Pierre Broué: The German Revolution 1917-1923, S. 731; eigene Übersetzung)

Als die Führung der KPD in Moskau ankam und Rat suchte, wie sie mit der wachsenden revolutionären Welle in Deutschland umgehen sollte, wurde sie von den Führern der Komintern schlecht beraten. Lenin hatte im März 1923 seinen dritten Schlaganfall erlitten, der ihn vollständig lähmte. Trotzki war nicht da und litt an einer Krankheit.

Stalins Rat war, sich zurückzuhalten. „Sollen die Kommunisten im gegenwärtigen Stadium danach streben, die Macht, ohne die Sozialdemokraten zu erobern. Sind sie bereits reif dazu?“ fragte Stalin und meinte weiter:

„Das ist meines Erachtens die Frage. Als wir die Macht nahmen, hatten wir in Rußland solche Reserven wie a) Frieden, b) Land den Bauern, c) Unterstützung der ungeheuren Mehrheit der Arbeiterklasse, d) Sympathie der Bauern. 

Die deutschen Kommunisten haben jetzt nichts dergleichen. Gewiß, sie haben die Sowjetunion in der Nachbarschaft, was wir nicht hatten, aber was können wir ihnen augenblicklich geben? Wenn in Deutschland jetzt sozusagen die Macht auf die Straße fiel und die Kommunisten sie auffangen würden, würden sie krachend scheitern. Das ist ‚bestenfalls‘; und ‚schlimmstenfalls` würde man sie kurz und klein schlagen und sie zurückwerfen.

Nicht, darum handelt es sich, daß Brandler ‚die Massen schulen‘ will, es handelt sich darum, daß die Bourgeoisie plus rechte Sozialdemokraten bestimmt diese Demonstration zur Schulung in eine Generalschlacht verwandeln werden (sie haben einstweilen alle Chancen dafür) und die Kommunisten zertrümmern werden. Freilich, die Faschisten schlafen nicht. Aber für uns ist es vorteilhafter, daß die Faschisten zuerst angreifen, daß wir die ganze Arbeiterklasse um die Kommunisten zusammenschweißen. (Deutschland ist nicht Bulgarien.) Überall sind die Faschisten nach allen Berichten in Deutschland schwach. Meiner Ansicht nach muß man die Deutschen zurückhalten und nicht antreiben.“ (zitiert aus August Thalheimer: 1923 – Eine verpaßte Revolution?)

Obwohl die Situation für eine erfolgreiche Revolution äußerst reif war, zögerte die Führung der KPD schließlich auf Anraten Moskaus. Dieser Ansatz hatte katastrophale Folgen und führte zur Niederlage der deutschen Revolution 1923. 

Die Kommunistische Partei Deutschlands stand vor der gleichen Krise wie die Bolschewiki im Oktober 1917. Als die Zeit näher rückte, in Russland die Macht zu übernehmen, wurden Teile der Führung von Schwankungen erfasst und Sinowjew und Kamenew stellten sich den Aufständen in den Weg. Nur durch das Eingreifen von Lenin und Trotzki konnten sie diese Krise überwinden und die Revolution zu einer erfolgreichen machen. Leider waren 1923 in Deutschland weder Lenin noch Trotzki anwesend. Die Mehrheit der KPD-Führung machte Ausflüchte und ließ die günstige Gelegenheit verstreichen.

Düstere Zukunft

Heute steht die kapitalistische Welt vor einer weiteren tiefen Krise. Der Krieg in der Ukraine hat die Widersprüche des Systems verschärft. Der Anstieg der Inflation, ein Phänomen, das einst als tot galt, heizt die Situation an, ebenso wie der Anstieg der Zinsen. Beide Faktoren treiben die Weltwirtschaft in Richtung eines tiefen Einbruchs.

Durch die unterbrochenen Gaslieferungen aus Russland steht vor allem Europa vor einer katastrophalen Situation, die vielerorts zu Stromengpässen und Schließungen von Industrien führt. Deutschland wird aufgrund seiner Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen besonders hart getroffen. Es steht im Zentrum der europäischen Energiekrise.

Kein Wunder, dass in Deutschland tiefe Zukunftsangst herrscht. Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) warnte vor einer „massiven Rezession“. Auf der Titelseite des Spiegels wurde kürzlich sogar gefragt: „Hatte Marx doch recht?“

Europa wird in eine tiefe Krise stürzen, was eine hohe Arbeitslosigkeit nach sich ziehen wird. Doch was die Strategen des Kapitals am meisten ängstigt ist der nächste Winter, da die Gasspeicher ohne russische Lieferungen wahrscheinlich nicht wieder aufgefüllt werden.

Die gegenwärtige Krise hat zwar nicht das gleiche Ausmaß wie 1923, aber sie ist die bedrohlichste Situation, mit der die Arbeiterklasse seit Generationen konfrontiert ist.

Die Krise von 1923 wurde durch die französische Besetzung des Ruhrgebiets ausgelöst. Heute verschärft der Krieg in der Ukraine eine weitere kapitalistische Krise, die länger andauern wird. Wie in der Vergangenheit werden neue revolutionäre Erschütterungen an die Tagesordnung treten. Kein Land wird dagegen immun sein. 

 

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