Kategorie: Geschichte

12. November 1948: neun Millionen im Streik

Genau 70 Jahre ist es her. Doch der Generalstreik vom 12. November 1948 in der britischen und amerikanischen Besatzungszone (Bizone) ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Dabei erfasste er fast alle Berufstätigen und wurde zum eindrucksvollen Beweis von Einheit und Entschlossenheit.


Für viele war er der einzige Streik in ihrem Leben. Die Beteiligung von über neun Millionen Menschen waren dreimal so hoch wie die Gesamtzahl aller an Streiks beteiligten Menschen in der BRD in den nachfolgenden 20 Jahren.

Hintergrund: Nach der Währungsreform vom Sommer 1948 untergruben horrende Preissteigerungen und ein Lohnstopp den ohnehin sehr geringen Lebensstandard der Arbeiterklasse. Als Folge des Hitler-Faschismus war die Forderung nach einem demokratischen und sozialistischen Neuanfang in der Wirtschaft in weiten Teilen der Bevölkerung verankert. Bei einer Volksabstimmung in Hessen im Dezember 1947 entfielen auf den Verfassungsartikel mit der Forderung nach Sozialisierung 71,9% der abgegebenen gültigen Stimmen.

Unter dem wachsenden Druck von unten rief der DGB-Bundesvorstand für den 12. November für die Bizone den Generalstreik aus (in der französischen Zone herrschte Streikverbot). Zu den Hauptforderungen gehörten:

  • Rücknahme der Begünstigung der Sachwertbesitzer durch die Währungsreform und Lastenausgleich zugunsten der Lohnempfänger,

  • Bekämpfung des Preiswuchers,

  • Planung und Lenkung der Wirtschaft,

  • Überführung der Grundstoffindustrien und Banken in die Gemeinwirtschaft,

  • Demokratisierung der Wirtschaft und gleichberechtigte Mitwirkung der Gewerkschaften an allen Organen der wirtschaftlichen Selbstverwaltung.

Die Resonanz war überwältigend. Von 11,7 Millionen Beschäftigten in der Bizone waren 9,25 Millionen beteiligt. Eindeutiger hätte die Demonstration der Kampfbereitschaft kaum ausfallen können. Allerdings hatte die DGB-Führung im Vorfeld des 12. November mit den Besatzungsbehörden vereinbart, dass am Streiktag selbst keine Demonstrationsstreiks stattfinden sollten. Hintergrund: Bei einer Demonstration in Stuttgart waren Steine gegen Autos und Schaufenster von Luxusgeschäften geflogen. Dies (vielleicht war es die Tat von Provokateuren) benutzten Besatzungsmächte und bürgerliche Presse, um die DGB-Spitze zur Distanzierung zu drängen.

Der 12. November 1948 wurde so zum politischen Demonstrationsstreik ohne Demonstrationen. Er war der letzte Ansatz größerer gewerkschaftlicher Machtdemonstration.

Da die Gewerkschaftsspitze auch hinterher keine klare Kampfstrategie entfaltete, konnten die herrschenden Kreise nun die Zementierung des westdeutschen Kapitalismus zu Ende führen.

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