Karl wurde in seiner Kindheit von den langen Gefangenschaften seines Vaters, Wilhelm Liebknecht, geprägt, der zusammen mit August Bebel einer der Begründer der deutschen Sozialdemokratie gewesen war. Nach seinem Studium war er als Anwalt tätig und engagierte sich erst relativ spät politisch.
Karl Liebknecht förderte den Aufbau der sozialistischen Jugendbewegung und wurde 1907 beim ersten internationalen sozialistischen Jugendkongress in Stuttgart zum Leiter der sozialistischen Jugendinternationale gewählt. Wenige Monate später wurde ihm wegen „Hochverrats“ der Prozess gemacht, er wurde zu eineinhalb Jahren Festungshaft verurteilt. Er und Rosa Luxemburg wurden mehrmals für ihre Ideen vom preußischen Staat inhaftiert.
Revolutionärer Parlamentarier
Dieses Urteil der kaiserlichen Justiz machte ihn bei politisch bewussten Arbeitern umso populärer. 1908 wurde er als Inhaftierter in den preußischen Landtag gewählt und machte sich sehr schnell einen Namen als ein Parlamentarier, der sich im Gegensatz zu den meisten anderen SPD-Führern nicht im Alltagsgeschäft anpasste und seine revolutionären Ideale nicht an der Garderobe des Parlaments abgab. Ein Beispiel, an dem sich auch die heutigen Parlamentarier der LINKEN messen lassen müssen!
Im Rahmen seines antimilitaristischen Engagements erhielt Karl Liebknecht etwa Informationen von Rüstungsarbeitern, die sehr früh keinen Zweifel daran lassen konnten, dass ein Krieg bevorstand. In seinen zahlreichen Reden (er galt als genialer und mitreißender Redner) hat er verstärkt auf die Kriegsgefahr aufmerksam gemacht und den Kriegsvorbereitungen der nationalen herrschenden Klassen den Internationalismus der Arbeiterbewegung gegenübergestellt.
Seine Gefängnisaufenthalte trug er mit Gelassenheit. Er konnte ihnen bisweilen auch etwas Positives abgewinnen, denn nun konnte er endlich mehr theoretische Schriften lesen als in der Alltagshektik als Parteiaktivist, Anwalt, Parlamentarier und Familienvater. Dass Karl Liebknecht 1912 für den als konservativ geltenden Wahlkreis Potsdam in den Deutschen Reichstag gewählt wurde, galt damals als kleine Sensation.
Kampf gegen Militarismus und Krieg
Die intensive Zusammenarbeit Liebknechts mit Rosa Luxemburg entwickelte sich in der letzten Zeit vor Kriegsausbruch, als sich immer mehr abzeichnete, dass die SPD wie auch die Führung anderer europäischer sozialdemokratischer Parteien der Kriegspolitik der herrschenden Klassen nichts entgegensetzen würde. Als dann im Gegensatz zu den Kongressbeschlüssen und öffentlichen Appellen der vorangegangenen Monate und Jahre, die SPD-Reichstagsfraktion „umfiel“ und am 4. August 1914 für die Kriegskredite stimmte, hielt sich Karl Liebknecht zunächst noch an die bislang als „heilig“ geltende Parteidisziplin und stimmte für die Kriegskredite. Gleichwohl schloss er sich wenig später dem Kreis um Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Clara Zetkin und anderen an, die sich das Ziel setzten, eine ernsthafte innerparteiliche Opposition zu organisieren.
Im Vorfeld der Reichstagsabstimmung über weitere Kriegskredite im Dezember 1914 gaben sich 15 SPD-Abgeordnete als Gegner der Kriegskredite zu erkennen. Doch letzten Endes war es diesmal nur Karl Liebknecht, der tatsächlich mit "Nein" stimmte. Nun wurde ihm das Leben auch in der eigenen Fraktion sehr schwer gemacht. Doch er ließ sich nicht beirren. Um die Öffentlichkeit mit kritischen Beiträgen zu versorgen, startete er parlamentarische Anfragen, die veröffentlicht wurden. „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“ lautete der Titel einer seiner populärsten Antikriegsschriften.
„Der Hauptfeind steht im eigenen Land“
Am 1. Mai 1916 - inzwischen war die Anti-Kriegs-Opposition stärker geworden - setzte der Spartakusbund ein deutlich sichtbares Zeichen. Knapp 10.000 Arbeiter hatten sich in Berlin versammelt, als Karl Liebknecht unter den Augen der Polizei ausrief: „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“ Er wurde sofort festgenommen, des Hochverrats angeklagt, nach Aufhebung seiner parlamentarischen Immunität – wie viele andere Mitglieder des Spartakusbundes – zu einer Zuchthausstrafe verurteilt bzw. an die Front geschickt.
Nach Ausbruch der Revolution im November 1918 wirkte Karl Liebknecht unermüdlich in der Auseinandersetzung zwischen Revolution und Konterrevolution als Organisator und Agitator für den Spartakusbund und die KPD.
Rosa und Karl waren Anfang Januar die Hauptzielscheibe der Konterrevolution, die von einem Bündnis aus reaktionären kaiserlichen Militärs („Freikorps“ - eine Keimzelle der späteren Bewegung der Nationalsozialisten) und rechter sozialdemokratischer Führung getragen wurde. Ausgerechnet im sozialdemokratischen „Vorwärts“ erschien vor dem Hintergrund der allgemeinen Pogromstimmung gegen die Revolutionäre am 13. Januar 1919 ein Gedicht, das mit folgenden Zeilen endete:
Vielhundert Tote in einer Reih - Proletarier! Karl, Radek, Rosa und Kumpanei - Es ist keiner dabei, es ist keiner dabei! Proletarier!
Zwei Tage später wurden Karl und Rosa in Berlin von Soldaten festgenommen und ermordet. Ihre Ermordung hinterließ eine schmerzhafte und folgenreiche Lücke in der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung. Viele andere Revolutionäre erlitten in den Wochen darauf das gleiche Schicksal. Die Drahtzieher und Ausführenden dieser wohl geplanten Morde gingen in aller Regel straffrei aus und machten in der neu konstituierten „Weimarer Republik“ und im faschistischen Deutschland Karriere.
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