Kategorie: Geschichte |
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Der Spanische Bürgerkrieg und die Verbrechen des Stalinismus |
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Der Spanische Bürgerkrieg nahm im Juli 1936 mit dem Beginn des Putsches durch General Franco seinen Anfang. Die faschistischen Kräfte hätten durch den Aufstand und die Gegenwehr der Arbeiter besiegt werden können. Doch ihr Heldenmut wurde von den Stalinisten verraten. |
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Lies diesen Artikel als Hintergrund zum Spanischen Bürgerkrieg Während des Spanischen Bürgerkriegs (1936-139) legte die Arbeiterklasse die Entschlossenheit, Opferbereitschaft und organisatorische Fähigkeit für nicht nur eine, sondern zehn Revolutionen an den Tag, wie Trotzki schrieb. Und doch scheiterten sie schlussendlich, betrogen von allen ihren Führungen. Unter diesen Führungen spielten die Stalinisten die konterrevolutionärste Rolle. Josef Stalin hatte sich in der Sowjetunion der Macht der Arbeiterklasse bemächtigt und ihre aktivste Avantgarde zerschlagen. Er vertrat die Interessen der Sowjetbürokratie – eine parasitäre Kaste privilegierter Staatsadministratoren. Diese Kaste entstand inmitten der Armut, Rückständigkeit und der imperialistischen Interventionen, von denen Russland nach der Revolution heimgesucht wurde. Die Stalinisten spielten nicht nur in der Sowjetunion eine reaktionäre Rolle, sondern auch darüber hinaus, einschließlich im Spanischen Bürgerkrieg. Sie konnten sich dafür auf ihren Einfluss in der internationalen kommunistischen Bewegung stützen. Die stalinistische Bürokratie war tief nationalistisch und genoss ihre Privilegien dank ihrer Kontrolle über den Sowjetstaat. Sie fürchtete, dass revolutionärer Internationalismus die Stabilität des Sowjetstaats gefährden und die Beziehungen zu seinen Nachbarstaaten verschlechtern könnte. Vor allem aber würde eine Revolution in einem anderen Land die sowjetische Arbeiterklasse mit Enthusiasmus anstecken, was eine Bedrohung für die Position der Stalinisten zu Hause wie anderorts darstellen würde. Und so suchten die Stalinisten Übereinkünfte mit kapitalistischen Mächten wie Großbritannien oder Frankreich, anstatt die Revolution international auszuweiten. Die Kommunistische Internationale, 1919 als Partei der Weltrevolution gegründet, wurde zu einem diplomatischen Hebel in den Händen der stalinistischen Clique degradiert, sobald die Bürokratie dort die Zügel fest an sich gerissen hatte. Der engstirnige Nationalismus der Bürokratie wurde mit Stalins „Theorie“ vom „Sozialismus in einem Land“ gerechtfertigt. Diese verräterische Politik war eine Absage an den marxistischen Internationalismus und führte die Arbeiter in Ländern wie Großbritannien (1926), China (1927) und Deutschland (1933) in Niederlagen. Doch der zweifellos grausamste Verrat der Stalinisten an der proletarischen Revolution passierte im Spanischen Bürgerkrieg von 1936-1939. Denn hier fungierte er nicht nur als Bremse für die Arbeiterklasse, sondern als bewusst agierende, ausgesprochen konterrevolutionäre Kraft. SektierertumAm 14. April 1931 floh König Alfons XIII aus Spanien, und nach einem überwältigenden Sieg der republikanischen Parteien bei Lokalwahlen wurde die Zweite Spanische Republik ausgerufen. Das war der Startschuss der Spanischen Revolution – der weitreichendste revolutionäre Prozess in Europa seit der Russischen Revolution 1917. Zu jenem Zeitpunkt war die offizielle Spanische Kommunistische Partei (PCE) eine winzige Kraft mit etwa 800 Mitgliedern. Die dominierenden Kräfte in der spanischen Arbeiterbewegung waren die anarchosyndikalistische Confederación Nacional del Trabajo (CNT) sowie die sozialdemokratische Partido Socialista Obrero Español (PSOE). 1921 zu einer Organisation vereint, nahm die PCE nie an Fahrt auf. Sie fristete ihr Dasein in den 1920er Jahren unter Repression und internen Streitigkeiten. Wie auch in den anderen Sektionen der Kommunistischen Internationale gerieten sie unter die eiserne Kontrolle Moskaus und in Folge der Stalinisten. Es gab talentierte Persönlichkeiten in den Reihen der PCE, wie etwa Andreu Nin, Maurín oder Juan Andrade. Doch regelmäßige Säuberungen und der politische Zickzack-Kurs Moskaus entfernten sie von der Partei. 1931 war die Partei mit gefügigen Figuren wie Mije, Ibárruri und Díaz besetzt, die unfähig waren, einen unabhängigen Gedanken zu fassen und immer bereit, die neueste Phrase aus dem Kreml wiederzukäuen. Damals ging die Kommunistische Internationale durch ihre sogenannte „Dritte Periode“-Phase: Eine ultralinke Episode, in der ein unversöhnlicher Krieg gegen die Sozialdemokraten ausgerufen wurde, die als „Sozialfaschisten“ bezeichnet wurden. In Deutschland verhalf dieses Sektierertum Hitler zur Machtergreifung. Den Vorgaben Moskaus folgend begrüßte die PCE die Republik mit der Losung „Nieder mit der bürgerlichen Republik, alle Macht den Räten!“ Diese Losung war in zweierlei Hinsicht falsch. Erstens genoss die Republik in ihren Anfängen breite Unterstützung innerhalb der Arbeiterklasse. Und zweitens gab es in Spanien zu dem Zeitpunkt keine Sowjets und es konnte sie auch nicht geben. Die PCE war durch und durch sektiererisch. Diese winzige Kraft bezichtigte die PSOE des „Sozialfaschismus“ und die CNT des „Anarchofaschismus“. Die Stalinisten bildeten ihre eigenen Ersatzgewerkschaften. Die ultralinke PCE stand während des Drangs zur Einheit der Arbeiterklasse 1933-34 anfangs im Abseits. Rechte Parteien gewannen im November 1933 die Wahlen, die zu einem Zeitpunkt tiefer Desillusionierung mit den Reformisten und der Republik als Ganzes stattfanden. Der Sieg der Rechten rüttelte jedoch die Arbeiterbewegung auf, die nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland die Gefahr des Faschismus akut wahrnahmen. Drehungen und WendungenEin großer Teil der PSOE rückte scharf nach links. Linke Organisationen begannen für eine Einheitsfront zu agitieren, die sich dann auch in den Alianzas Obreras (Arbeitereinheiten) verwirklichte. Zunächst wandte die PCE der Arbeitereinheiten den Rücken zu. Doch plötzlich verlangte Moskau einen Kurswechsel. Der Sieg Hitlers zwang zur Hinterfragung des kriminellen Sektierertums in Form des „Dritte-Periode“-Ultralinkstums. Stalin war nicht nur über die Zerstörung der Deutschen Kommunistischen Partei besorgt, sondern vielmehr über Hitlers aggressive Außenpolitik, die den Sowjetstaat direkt bedrohte. Und so revidierte Stalin seine internationale Strategie. Nach einer Phase der Anspannung mit Großbritannien und Frankreich zwischen 1927-33 suchte Moskau nun wieder Anschluss an die westlichen „Demokratien“, um sich gegenüber Deutschland abzusichern. Die Suche nach Allianzen mit bürgerlichen Demokratien drückte sich auch in der Kommunistischen Internationalen aus, die nun instruiert wurde, mit reformistischen und liberalen Kräften zu kollaborieren und revolutionäre Agitation im Namen der „antifaschistischen Einheit“ zu betreiben. Im September 1934 wurde die PCE gezwungen, ihr Sektierertum aufzugeben. Die Jasager in der Führung nahmen diese Kehrtwendung als etwas ganz Natürliches hin. Die Partei beteiligte sich daraufhin am Generalstreik im Oktober 1934, der nach der Koalitionsbeteiligung der extremen Rechten organisiert wurde. Da die Stalinisten allerdings ausgesprochen klein waren, machte ihre Teilnahme keinen nennenswerten Unterschied. Von größerer Bedeutung war die Ablehnung der Arbeitereinheiten durch die anarchistische CNT, die Großteils für die Niederlage des Aufstands in den meisten Teilen Spaniens verantwortlich war. Die Ereignisse des Oktober 1934 führten zu wichtigen Verschiebungen innerhalb der spanischen Linken. Insbesondere verdeutlichten sie die Wichtigkeit von Einheit. Die PCE hausierte nun mit einer antifaschistischen Front und folgte einem moderaten Kurs. Sie trat den sozialistischen Gewerkschaften bei. Sie intervenierte in der Sozialistischen Jugend, die 1933-34 weit nach links geschwenkt war. Die Stalinisten schafften es, diese gesamte Organisation zu dominieren, was ihnen erstmals eine Massenbasis verschaffte. Dies war möglich aufgrund des bedauernswerten Sektierertums der spanischen Trotzkisten, die von der Führung der Sozialistischen Jugend eingeladen worden war, ihnen beizutreten, um zu helfen die Bewegung zu „bolschewisieren“. Stattdessen entschieden sie sich, mit anderen kleinen Gruppen die Partido Obrero de Unificación Marxista (Partei der Marxistischen Einheit, POUM) zu gründen – eine Entscheidung, die Trotzki scharf kritisierte. In Katalonien traten die Stalinisten diversen linken Gruppierungen bei, um die Vereinte Sozialistische Partei Kataloniens zu gründen. Die PCE agitierte intensiv für die spanische Volksfront: eine breite Allianz von Linken und liberalen Parteien mit einem zahmen reformistischen Programm, das Februar 1936 die Wahlen gewann. Revolution und BürgerkriegDie Volksfrontregierung stand für Recht und Ordnung. Doch nach ihrem Sieg erreichte die soziale Bewegung eine davor ungesehene Intensität. Das überzeugte die herrschende Klasse davon, dass die bürgerliche Demokratie die Arbeiter nicht zurückhalten konnte – was es brauchte, war eine Diktatur. Vor diesem Hintergrund orchestrierte General Franco im Juli 1936 seinen Putsch. Sein Putsch rief heftigen Widerstand der Massen hervor und die Niederlage des Putsches in Schlüsselregionen entfesselte die soziale Revolution: Arbeiter bildeten Arbeitermilizen, übernahmen Fabriken und Landgüter, gründeten Barrikadenkomitees u.v.m. Arbeiterklasseorganisationen nahmen das wirtschaftliche und soziale Leben in ihre eigenen Hände und verwalteten es im Interesse der Mehrheit. Sie führten den ersten militärischen Gegenschlag gegen Franco. Die revolutionären Arbeiter versammelten hinter sich die arme Bauernschaft und Teile der Mittelklassen. Der republikanische Staat fand sich in einer Schockstarre. Zwar bedroht von Franco, war er doch viel grundlegender von der Macht der Arbeiterklasse abgestoßen, die den Kapitalismus als Ganzes in Frage stellte. Doch wegen des Aufstands der Arbeiter war der Staat desorganisiert und stand ohne Repressionsapparat da. Die Arbeitermacht war in der Situation angelegt. Auf der Tagesordnung stand die Beseitigung der Überreste der Republik, um die Arbeiterklasseorganisationen als eine neue Macht zu vereinigen und dann einen revolutionären Krieg gegen Franco zu führen. Die Gründung einer vereinten proletarischen Armee war die dringlichste Mission der Revolution. Um zu gewinnen, hätte sie sich auf Basis der Prinzipien des Klassenbewusstseins und der eisernen revolutionären Disziplin zusammenschließen müssen, anstelle der Hierarchien einer bürgerlichen Armee. Auf Basis eines Programmes der sozialen Umwälzung hätte sie die Massen begeistern und so die Widersprüche innerhalb der Franco-Armee ausschlachten können. Genau das hatten die Bolschewiki nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Russland 1918 getan, als sie die Rote Armee schufen. In Spanien war jedoch keine Organisation dieser Aufgabe gewachsen. Die Anarchisten weigerten sich, die Macht zu ergreifen und entschieden sich stattdessen, mit den bürgerlichen republikanischen Autoritäten zu kooperieren, indem sie im November der Regierung beitraten. Die Linken der PSOE wählten ebenfalls den Weg der Kollaboration und übernahmen im September die Regierung. Selbst die abtrünnigen Kommunisten der POUM traten dem katalanischen Kabinett bei. Und so begann der Wiederaufbau der bürgerlichen Staatsmaschine. Ein Bürgerkrieg bedarf einer zentralisierten Befehlsgewalt. Die Weigerung der Anarchisten und Sozialisten, eine solche Autorität auf revolutionärer Basis aufzubauen, hinterließ ein Vakuum, das gefüllt werden musste. Dies tat der alte bürgerliche Staat mit Unterstützung der Stalinisten. Dennoch traf dieser Prozess auf die zerstreute Arbeitermacht, die sich während der Kämpfe im Juli gebildet hatte. Sie konnte nur durch einen Bürgerkrieg innerhalb des Bürgerkriegs gebrochen werden. Der Historiker Hugh Thomas bezeichnete den Spanischen Bürgerkrieg richtigerweise als den „Krieg zweier Konterrevolutionen“: Die franquistische und die demokratisch-republikanische. Die Stalinisten taten sich durch ihre Rücksichtslosigkeit, Zielstrebigkeit und sowjetischen Rückhalt hervor und wurden zum Rammbock der republikanischen Konterrevolution. Die Rolle MoskausIn den Augen Moskaus war die iberische Halbinsel nicht der Ort einer weitreichenden proletarischen Revolution, sondern ein Spielfeld auf dem diplomatischen Schachbrett. Stalins höchste Priorität war 1936 das Bezirzen der britischen und französischen Imperialisten für eine Allianz gegen Deutschland. Dafür musste sich die Sowjetunion als respektabler Partner beweisen, der die Interessen des britischen und französischen Kapitals nicht gefährden würde. Die Ereignisse in Spanien verkomplizierten seine Pläne. Stalin versuchte daher, die spanische Revolution als Opferlamm zu schlachten, um eine deutliche Vertrauensbotschaft nach London und Paris zu senden. Am 20. März 1937 kommentiert Stalin:
Die sowjetischen Bemühungen, Großbritannien und Frankreich in eine Allianz zu ziehen und zu überzeugen, die spanische Republik zu unterstützen, führten jedoch ins Leere. Fernando Claudín, ein PCE-Führer, der später die Kriegsstrategie der Partei kritisierte, kommentierte richtig:
Paris und London bevorzugten einen Deal mit Hitler in München, den sie im Oktober 1938 schlossen. Stalin zog nach und bildete im August 1939 seine eigene Allianz mit Hitler. Diplomatische Verbindungen mit den Imperialisten auf den Aschen der Spanischen Revolution konnten den Aufstieg des Faschismus und die Barbarei des Weltkriegs nicht aufhalten. Doch eine siegreiche Revolution in Spanien hätte dem Weltfaschismus eine verheerende Niederlage zugefügt. Die Entwaffnung der RevolutionStalin nutzte sowjetische Hilfeleistungen für die Republik als Hebel in Verhandlungen, um die republikanische Regierung nach rechts zu drücken. Die Isolation der spanischen Antifaschisten kam ihm dabei zugute, da nur die Sowjetunion und Mexiko Waffen an die Republik verkauften. Die von Moskau kontrollierten internationalen Brigaden mobilisierten zehntrausende Freiwillige, die in Spanien mutig kämpften. Doch sie wurden von den Stalinisten auch als Druckmittel benutzt. Gleichzeitig bewiesen die internationalen Brigaden, dass der einzige Freund der spanischen Kämpfer die internationale Arbeiterklassensolidarität ist und nicht der britische und französische Imperialismus. Die PCE und ihre Drahtzieher in Moskau vertraten eine offen menschewistische Politik in Spanien. José Díaz erklärte, den sowjetischen Instruktionen folgend: „Die Frage der Diktatur des Proletariats oder des Sozialismus stellt sich derzeit überhaupt nicht, sondern ausschließlich die des Kampfes der Demokratie gegen den Faschismus.“ Die Stalinisten behaupteten, die spanische Revolution sei ein Kampf gegen den Feudalismus und die deutsch-italienische Intervention gewesen, es handle sich um eine bürgerliche Revolution für Demokratie und nationale Unabhängigkeit. Und das obwohl die meisten spanischen Bürgerlichen schon im Juli auf Francos Seite übergelaufen oder erschossen worden waren! Für die Stalinisten war der Sozialismus ein Ziel in ferner Zukunft, möglich nur nach einer langen Phase einer bürgerlich-demokratischen Evolution. Das ist eine wortwörtliche Wiederholung des Programms der russischen Menschewiki. Die spanische „kommunistische“ Partei war nur dem Namen nach kommunistisch. Sie wurde zum fanatischen Gegner allesjenem, das bolschewistisch anmutete und das sie, korrekter- und fälschlicherweise, als Trotzkismus bezeichnete. In ihrer öffentlichen Propaganda der ersten Kriegsmonate griffen die Stalinisten jedoch auf ein etwas anders geartetes Argument zurück: Erst den Krieg gewinnen, dann die Revolution vollziehen. Doch diese mechanische Formel ging völlig am Kern der Sache vorbei. Der Anarchist Camilo Berneri fasste es richtig: „Das einzige Dilemma ist das folgende: entweder Sieg über Franco durch einen revolutionären Krieg, oder Niederlage.“ NiederschlagungDie Stalinisten gliederten sich in die reorganisierte republikanische Armee und Polizei ein. Mit ihrer wachsenden institutionellen Macht ging die PCE hart gegen die Milizen vor, löste Bauern- und Fabrikskomitees auf, retournierte das Eigentum in die Hände der alten Herren und ersetzte Arbeiterkomitees mit republikanischen Institutionen. Die Verteidigung der bürgerlichen Gesetzlichkeit durch die Stalinisten bescherte ihnen eine große Anhängerschaft im Kleinbürgertum, dem die Ereignisse des Juli 1936 einen Schrecken eingejagt hatten. In Madrid waren von über 60.000 PCE-Mitgliedern nur 10.000 Gewerkschaftsmitglieder, was einen guten Eindruck ihrer sozialen Zusammensetzung vermittelt. Zunächst nahm die Konterrevolution die Form vereinzelter Plänkeleien an. Doch im Mai 1937 trat dieser verdeckte Bürgerkrieg in einen offenen Showdown ein. Am 3. Mai 1937 versuchte eine stalinistisch kontrollierte Abteilung der republikanischen Polizei die CNT aus der Telefonzentrale Barcelonas zu entfernen. Deren Übernahme durch die Arbeiter war 1936 eine wichtige Errungenschaft der Revolution gewesen, die symbolische aber auch praktische Bedeutung hatte, da man so die Regierungskommunikation belauschen konnte. Dieser Zusammenstoß war folgenreich. Die Arbeiterklasse Barcelonas reagierte auf diesen Angriff mit einem spontanen Aufstand. Am darauffolgenden Tag befanden sich neun Zehntel der Stadt in den Händen der Rebellen. Doch trotz der überwältigenden Macht des Aufstands fehlte den Arbeitern eine Führung. Die Führer der CNT und der POUM riefen die Rebellen dazu auf, die Barrikaden zu verlassen. Der Aufstand zerfiel. Die stalinistische KonterrevolutionDen Maiereignissen folgte eine Welle konterrevolutionärer Gewalt. Unter dem Druck der PCE und der Sowjetdiplomatie wurde die POUM verboten. Stalinistische Agenten entführten, folterten und erschossen ihren Anführer Andreu Nin. Viele weitere wurden ermordet, einschließlich des bereits erwähnten Berneri. Die Stalinisten schufen ein Klima des Terrors. Die republikanische Armee und Polizei sowie stalinistische bewaffnete Gruppen zerschlugen alles, was von der Arbeitermacht noch geblieben war. In Aragon, einer der Hochburgen der spanischen Revolution, wurde das Verteidigungskomitee, das als de facto Arbeiterregierung fungiert hatte, von einer stalinistischen Armee aufgelöst. Der Anführer des Komitees, der Anarchist Joaquín Ascaso, wurde unter an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen eingesperrt. Der Bürgerkrieg verwandelte sich nun in einen gewöhnlichen Krieg zur Verteidigung der republikanischen Gesetzlichkeit. Die Stalinisten wuchsen zu einer Massenkraft heran, die im Juni 1937 Millionen Mitglieder zählte. Die Gründe dafür waren etwa, dass die Massen die PCE mit den sowjetischen Hilfeleistungen assoziierte, die Rekrutierung des verängstigten Kleinbürgertums und Repression. Der Hauptgrund für die stalinistische Übermacht war jedoch die Desorganisierung ihrer Gegenspieler. Die CNT, die POUM und die PSOE-Linke boten keine glaubwürdige Lösung für die Machtfrage. Da keine der zentralen Organisationen einen ernsthaften Plan für einen revolutionären Krieg auf Basis einer neuen Arbeiterregierung vorlegte, schwenkte die ganze Logik des Bürgerkriegs in Richtung der Verteidigung der bürgerlich-republikanischen Ordnung. Die Stalinisten waren die konsequentesten Verfechter dieser Strategie, die sie noch dazu mit linkem Glanz und dem Prestige des Sowjetstaates verzierten. Sie stachen als die bestorganisiertesten und hingebungsvollsten Kämpfer im Krieg hervor und zogen so viele ehrliche Arbeiter an. NiederlageNach dem Mai 1937 verflüchtigte sich die revolutionäre Energie, die Franco noch im Juli 1936 zurückgeschlagen hatte. Eine apathische Stimmung machte sich breit. Unter diesen Umständen konnten die Faschisten an Boden gewinnen. Im März 1939 orchestrierten professionelle republikanische Armeeoffiziere rund um General Casado einen Putsch. Sie verfolgten die Stalinisten und machten den Franquisten das verbliebene republikanische Territorium zugänglich. Dem Putsch waren Monate der wachsenden Isolierung der PCE vorangegangen. Nachdem sie die Dreckarbeit der Zerstörung der Revolution vollbracht hatten, wurden die Stalinisten von ihren defätistischen republikanischen Freunden beiseitegeschoben. Cernando Claudín fasste die Jammergeschichte der Stalinisten von 1936-39 folgendermaßen zusammen:
Francos Sieg war der tragische Ausgang eines Krieges, der als proletarische Revolution begonnen hatte, in der die Massen mobilisiert worden waren, doch aufgrund der stalinistisch-reformistischen Konterrevolution in einem gewöhnlichen Krieg zur Verteidigung eines diskreditierten bürgerlichen Regimes endete. Der damalige PCE-Kämpfer Timoteo Ruiz reflektierte rückblickend die Ereignisse so:
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