Kategorie: Geschichte |
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Die argentinische Revolution |
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Mit dem Zusammenbruch der Militär- und Polizeidiktatur und der Machtübernahme von Perón/Campora wurde Argentinien ein Schlüsselland in Lateinamerika und selbst der Welt.
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In einem gewissen Sinne spiegelt das einen ähnlichen Prozess wie den in Spanien wider, als die Diktatur von Primo de Rivera und die Monarchie fielen und eine 'demokratische Republik' ausgerufen wurde. Das eröffnete eine Periode der sozialen Revolution in Spanien, die nach einer turbulenten Periode in der faschistischen Erhebung Francos und Bürgerkrieg endete.
Argentinien ist jetzt in eine Periode des Aufruhrs eingetreten, deren Themen teilweise durch das Verständnis von Lage und Politik, Strategie und Taktik durch MarxistInnen in Argentinien bestimmt sein werden.
Die Perónisten bekamen fast 50% der Stimmen in einer Wahl, die von der Militär- und Polizeidiktatur zögern zugestanden wurde. Die überwältigende Mehrheit der ArbeiterInnen, besonders der jungen ArbeiterInnen, stimmte für Campora als Präsidenten und für die perónistische Liste.
Wie passiert es, dass der frühere bonapartistische Diktator solch eine Magie in seinem Namen (oder im vulgären heimischen Charisma) hat, im Kontrast zur Clique der Diktatoren aus den Streitkräften? Das Geheimnis wird von der Geschichte des Perónismus und der Geschichte Argentiniens geliefert. (Bonapartismus ist ein Staat, in dem ein 'starker Mann' zwar die herrschenden Klasse vertritt, aber dabei vorgibt, 'über der Gesellschaft' zu stehen und zwischen den gegensätzlichen Klassen der ArbeiterInnen und Kapitalisten laviert. Es ist eine 'Herrschaft durch den Säbel' (Marx), ein besonderer Typ von Militär- und Polizeistaat).
Seit der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre hatte Argentinien im Wesentlichen einen Aufeinanderfolge von Militärregierungen. Perón war ein Unterstützer des Putsches des äußerst reaktionären Generals Uriburi am 4. September 1930, der durch das Beispiel der Faschisten in Italien angeregt war.
Er stand mit dem Putsch der Generäle 1943 in Verbindung. Er wurde zum Minister für Arbeit und soziale Vorsorge ernannt. Er nutzte das sehr geschickt, um seine persönliche Macht und Anhängerschaft aufzubauen. Am Tag nach seiner Ernennung wurde ein Haufen Arbeiter- und Gewerkschaftsführer verhaftet. Er ließ seine eigenen Anhänger die Führungen der Gewerkschaften übernehmen. Er erklärte, er sei ein Freund der Arbeiterbewegung und versprach höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit
Demagogie
Er legte sehr energisch mit der Organisierung der unorganisierten ArbeiterInnen los. Unter Peróns Schirmherrschaft stieg die Zahl der in Gewerkschaften Organisierten von 200.000 ArbeiterInnen auf fünf Millionen, die überwältigende Mehrheit.
Streiks wurden gewaltsam unterdrückt und die BäuerInnen und LandarbeiterInnen hatten keine Rechte, nicht einmal das Wahlrecht. Kampf auf den Landgütern wurde mit Maschinengewehren beantwortet. Perón gab ihnen Rechte.
Perón war in der Lage, diese soziale Demagogie zu betreiben und teilweise umzusetzen, weil Argentinien wegen dem Zweiten Weltkrieg und der enormen Nachfrage nach Fleisch, Weizen und anderen in Argentinien produzierten landwirtschaftlichen Produkten in einer günstigen Lage war. Während dem Krieg und besonders in der Nachkriegsperiode wurden hohe Preise beibehalten.
Auf dieser Grundlage war es für eine vorübergehende Periode möglich, wichtige Reformen zu gewähren. Perón stützte sich auf die Unterstützung von 'Arbeiterbewegung und Armee' und konnte Schläge gegen die verhassten ausländischen Imperialisten, vor allem die 'Yankees' führen. Aber er griff die "falschen Propheten" an, "die in die Gewerkschaften gelangt waren, um die Arbeiter zu täuschen und betrügen oder sie in Agitation auf dem Feld der internationalen Politik und Ideologien zu führen." Er erklärte: "mit der Schaffung des Ministeriums für Arbeit und soziale Vorsorge (Previsión) haben wir die Ära der argentinischen Sozialpolitik eingeleitet. Die Epoche der Instabilität und Unordnung, in die die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitern getaucht waren, liegt für immer hinter uns ... Privatunternehmen wird garantiert sein, dass der Staat ihre Bemühungen im Interesse der allgemeinen Wirtschaft anerkennt, wenn sie die Löhne zahlen und den gesunden Regeln der menschlichen Wohlfahrt folgen. ..."
Die Politik des Ministeriums war "Das höchste Prinzip der sozialen Zusammenarbeit ... die Anregung von neuem Privatkapital..."
Trotzdem führte Perón für eine Periode radikale Reformen ein: eine allgemeine Lohnerhöhung, Weihnachtsgeld in der Höhe eines Monatslohnes, Mindestlohn, bezahlen Urlaub und Unfallversicherung; auch die LandarbeiterInnen bekamen einen Achtstundentag, Ruheperioden, eine garantierte Mindesternährung, Mindestlohn, bezahlten Urlaub, angemessene Wohnung, Schulen, freie medizinische Versorgung, das Recht, sich zu organisieren und alle bürgerlichen Rechte.
Wiederwahl
Am 1. Mai 1944, dem Tag, an dem die Arbeiterbewegung traditionell demonstriert und den Glauben an den Sozialismus bekräftigt, riss Perón sich den Tag unter den Nagel und organisierte eine riesige Kundgebung. Er erklärte wieder demagogisch: "an jedem Tag kommen Tausende von Arbeiter in das Ministerium für Arbeit und soziale Vorsorge, Arbeiter aus jedem Wirtschaftszweig und jeder produktiven Tätigkeit, Haufen von Delegierten bringen uns ihre Probleme, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte. An diesem klassischen Tag der Arbeiterbewegung verspreche ich, dass, dieses Vertrauen nicht enttäuscht werden wird."
Er erklärte, dass die Oligarchie der Feind sei - die Grundeigentümer und 'Estancieros' (Viehzüchter) und der Yankee-Imperialismus. "Arbeiterbewegung und Armee" seien die Kräfte, die diesen Feinden entgegentreten würden.
Später wurde er von seinen Mit-Militärdiktatoren entfernt, aber binnen Tagen wurde er durch massive Demonstrationen wieder zurück an die Macht gebracht. Die KP und Sozialistische Partei vermochten nicht, dem Perónismus ins Auge zu sehen und ihn als bonapartistisches Phänomen zu erklären. Das führte zu einer Spaltung. Die kommunistisch kontrollierte Gewerkschaftsföderation löste sich freiwillig auf und trat der perónistischen Föderation bei - das gleiche passierte mit den von der SP kontrollierten Gewerkschaften und junge Mitglieder gingen 'in Scharen' ins Perón-Lager über.
1949 wurde Perón wiedergewählt, aber das wirtschaftliche Klima änderte sich und 1953 gab Perón sein Auftreten in Worten gegen den US-Imperialismus auf und erklärte, dass Argentinien die "Zusammenarbeit der kapitalistischen Imperialisten brauche oder die Entwicklung werde auf unbestimmte Zeit vertagt." Er kündigte Ölkonzessionen an die Standard Oil Company von Kalifornien an. Ein neues Gesetz wurde verabschiedet, das ausländischen Investoren günstige Bedingungen gab. Es gab Proteststreiks durch Teile der ArbeiterInnen.
Die Armeeoffiziere, die Peróns soziale Demagogie hassten, weil sie sie wegen ihrer Auswirkungen auf die ArbeiterInnen für gefährlich hielten, nutzten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die Desillusionierung mit Perón und organisierten einen weiteren Putsch und entfernten ihn 1955 von der Macht.
Perón hatte trotz all seiner Demagogie keine Maßnahmen ergriffen, der Landoligarchie durch Verstaatlichung des Landes die Macht zu nehmen. Seiner scharfen Kritik am Imperialismus folgten keine Taten. Als er den britischen Kapitalisten die Eisenbahnen und andere Vermögenswerte abkaufte, zahlte er ihnen zu viel Entschädigung. Laut Experten war die Entschädigung 'großzügig', während Perón 'Enteignung' schrie.
Perón stützte sich auf die sich entwickelnden einheimischen Kapitalisten und die Arbeiterklasse, spiegelte aber in Wirklichkeit die Interessen von ersteren wider. Er unterstützte die Entwicklung der Industrie auf Kosten der Landoligarchie, indem er einen staatlichen Monopolkonzern einführte, der Getreide und Fleisch kaufte und dann zu höheren Preisen auf dem Weltmarkt verkaufte. Es gab ein ungeheures Ausmaß von Bestechung und Korruption. Weder eine Agrarrevolution noch wirkliche Maßnahmen gegen den Imperialismus wurden unternommen. Diese Kräfte verbanden sich mit der Armeekaste, um ihn von der Macht zu stürzen.
Aber die Wirtschaftskrise, die durch die Schwäche des argentinischen Kapitalismus verursacht war, der immer noch ein unterentwickeltes Land unter der Ferse des Imperialismus und von Großgrundbesitz und Kapitalismus war, untergrub seine Macht und die seiner Nachfolger. Die Lebensbedingungen der Massen verschlechterten sich. Hunderttausende und Millionen wurden vom Land vertrieben und gingen in die Städte. Hier lebten sie in schrecklichem Hunger und Armut.
Buenos Aires mit einer Bevölkerung von 7 Millionen hat drei Millionen, die an den Slums an den Stadträndern leben. Das sind 'Vorstädte' mit 'Häusern', die aus Sackleinen, Blechdosen und anderem Abfall errichtet werden und ohne Wasser, Kanalisation, elektrischer Beleuchtung, Straßenbelag, Schulen oder Krankenhäusern sind; es ist symbolisch, dass es dort nur Polizeistationen gibt.
Die wirtschaftliche Lage hat sich trotz der Zunahme der Industrie beängstigend verschlechtert. 87% der Exporte sind immer noch Agrarprodukte. 1962 gab es einen Fall im Anbau auf den argentinischen Ebenen um 27%. Die Produktion pro ländlichem Bewohner ging um 40% zurück. 1940 umfassten die Weizenexporte 36% der Weltexporte, 1955 waren es nur 15%.
Unter Frondizi, dem 'radikalen' Präsidenten, der auf Perón folgte, nachdem unmittelbar nach seinem Sturz Wahlen abgehalten wurden, ging der Verbrauch von Eiern, Fleisch, Brot, Milch und Kartoffeln um ein Drittel zurück. Viele Krankenhäuser und Schulen wurden geschlossen. Öffentliche Arbeiten wurden um 2 Milliarden Pesos gekürzt. Eisenbahngebühren stiegen um 150%, 100.000 EisenbahnarbeiterInnen wurden entlassen, Strompreise für VerbraucherInnen wurden um 50% erhöht. Das führte zu vielen bitteren Streiks.
In der Folgezeit senkte die Inflation die Reallöhne um 50%, während die Nominallöhne um nicht mehr als 15% steigen durften.
Industrie
Die industrielle Entwicklung Argentiniens erhielt in den zwei Weltkriegen einen großen Anstoß. Das drückte sich in der Stahlproduktion aus, die 1979 anderthalb Millionen Tonnen erreichte. Für 1975 ist eine Produktion von 5½ Millionen vorgesehen. 1970 wurden 220.817 Autos produziert, 2.000 Eisenbahnwaggons und 300 elektrische Lokomotiven, bei denen 25% der Bestandteile importiert wurden, U-Bahn-Wagen, Chemieprodukte, Leder, 1970 5 Millionen Tonnen Zement. Die Werften produzierten 40.000 Tonnen Schiffe.
Nach manchen Fachleuten gibt es jetzt 3,7 Millionen Gewerkschaftsmitglieder, die mit ihren Frauen und Kindern die große Mehrheit der Bevölkerung Argentiniens ausmachen. 360.000 Menschen werden als arbeitslos geschätzt, die Slums würden aber auf viel mehr deuten.
Die Lebenshaltungskosten sind mit der Inflation sprunghaft angestiegen. Letztes Jahr betrug die Inflation offiziell 80%. Das hat natürlich zu Vergleichen mit den frühen Jahren der perónistischen Herrschaft geführt - und mit der erneuten sozialen und antiimperialistischen Demagogie Peróns haben die Massen auf perónistische Macht als Mittel zur Erleichterung ihrer kümmerlichen Lebensbedingungen geschaut.
In schneller Folge hat eine Armeeclique die andere ersetzt, während sich der Lebensstandard und die Bedingungen der Massen verschlechtert haben. Vom 30. Juni 1969, als es einen Militärputsch gab, folgten die ausgerufenen 'Belagerungszustände' einander.
1971 und 1972 gab es einen ständigen Belagerungszustand. Trotz Belagerungszuständen und Ausnahmezuständen gab es eine ganze Reihe von Ausbrüchen in Buenos Aires, Cordoba, Tucuman und anderen Städten und Provinzen. Eine ganze Reihe von Generalstreiks hat stattgefunden.
In manchen Regionen führte das praktisch zu Aufständen mit Barrikadenkämpfen in den Straßen.
Aktionen gegen die Zentralen der perónistischen Gewerkschaften steigerten die Wut der ArbeiterInnen nur noch mehr. In der Provinz Mendoza wurde am 4. April 1972 nach einem 24stündigen Generalstreik gegen eine Steigerung der Strompreise ein Ausnahmezustand ausgerufen. Bei darauf folgenden Demonstrationen gab es einen Toten und 69 Verletzte bei Kämpfen mit der Polizei. 147 Autos wurden verbrannt, 200 Schaufensterscheiben zerschlagen. Am 8. April wurden alle Demonstrationen verboten, aber die Erhöhung der Strompreise wurde ausgesetzt.
Im Juni 1972 gab es einen 24stündigen Generalstreik in Tucuman. Truppen und Panzer wurden angefordert, um die StudentInnen zu entfernen und den Straßenbarrikaden zu zerstören. Am 28. Juni 1972 gab es Demonstrationen in Buenos Aires, Bahia Blanca, Tucuman, La Plata und Mendoza, die von Armee und Polizei zusammen unterdrückt wurden.
DemonstrantInnen besetzten am 3. Juli die Stadthalle und Radiostation von Malargue. Die Armee musste übernehmen. Am 9. Juli verhinderte die Bevölkerung in der Stadt General Roca (Provinz Rio Negro) mit Gewalt eine Militärparade. Am 18. Juli wurde die Stadt unter Militärkontrolle gestellt.
In einer Region gab es Kämpfe mit 'Sonderformationen' der Perónistischen Jugend am 3. Dezember 1972. Die Opfer waren ein Toter und 30 Verwundete (darunter auch 14 Polizisten)
Diese Beispiele könnten beliebig erweitert werden. Um sie alle zu beschreiben, würde man die ganze Nummer der Zeitung brauchen. Aber die wachsende Flut der Revolution, die das Regime der Generäle nicht eindämmen konnte, stieg immer höher.
Im Mai 1971 wurde das Schlachten von Vieh für zwei Wochen im Monat verboten, ausgenommen von Schlachtungen für den Export. Damit sollten die Deviseneinnahmen erhöht werden. Das geschah in einem Land, in dem Rindfleisch ein Grundnahrungsmittel war und der Verbrauch früher 100 Kilo pro Kopf pro Jahr betrug. Im August 1981 gab es ein vollständiges Verbot des Rindfleischverbrauchs im Inland. Die Inflation fraß den Lebensstandard der Leute ständig auf.
1959 betrug sie 100%. 1955 kostete der US-Dollar 18 Pesos, 1967 350 Pesos. Die Einführung eines 'Neuen Peso' half nicht. Er stieg in ein paar Monaten von 4 Peso auf 5 Peso pro Dollar, dann auf 10 etc.
Der perónistische Gewerkschaftsdachverband warnte am 5. Juli 1972 unter der Diktatur, dass, wenn es keinen "Respekt für den Willen des Volkes gebe, es eine gewaltsame Revolution geben würde."
Ihre Bankkonten wurden durch die Militärherrscher gesperrt. Am 14. September 1972 kündigte Senor José Rucci, der Generalsekretär des CGT (Gewerkschaftsdachverband) im Namen des CGT einen Wirtschafts- und Sozialplan an, der die Verstaatlichung der Banken, Versicherungen und des Außenhandels, eine Bodenreform, Beschränkung von ausländischer Unternehmen und Beteiligung der ArbeiterInnen an öffentlichen und privaten Unternehmen vorschlug.
Auf dieses radikale Programm folgte ein 24stündiger Generalstreik im Oktober 1972. Die Gärung im Lande zeigte sich, als ¼ der Priester für ein unbestimmt revolutionäres Programm auftraten. Im allgemeinen Hass und Frustration gegenüber dem Regime, ohne den Einfluss einer starken marxistischen Organisation oder Tradition und mit dem Vorbild von Kuba und China wurden 5 Guerillagruppen gebildet.
Sie trugen durch ihre Tätigkeit zur allgemeinen Verwirrung bei und hatten keine wirkliche Perspektive. Eine trat sogar als 'trotzkistisch' auf, obwohl solche Tätigkeiten nichts mit der marxistischen Idee gemeinsam haben, dass die "Emanzipation der Arbeiterklasse durch die Arbeiterklasse selbst erobert werden muss."
Sie zeigten großen Wagemut und schafften ein paar spektakuläre Aktionen. Aber das Entführen von ausländischen Geschäftsleuten für Lösegeld machte sie zwar zu reichen Gruppen, brachte aber in Wirklichkeit die Revolution um keinen Schritt vorwärts. Sie handelten als philanthropische Wohltäter, Robin Hoods der modernen Welt, die Nahrungsmittel und Decken zur Verteilung unter den Armen forderten. Sie 'handelten für die ArbeiterInnen' und forderten Wiedereinstellung gefeuerter ArbeiterInnen und Lohnerhöhungen.
Das ist kein Weg, um den ArbeiterInnen ihre Macht zu zeigen oder diese gewaltige potenzielle Macht zu organisieren und ihr Richtung zu geben. So wurde das sozialistische Bewusstsein der ArbeiterInnen keineswegs entwickelt. So weit sie Wirkung hatten, senkten sie das Bewusstsein.
Trotzdem spaltete sich die Junta wegen dem Druck der ArbeiterInnen und der allgemeinen Unzufriedenheit der Massen. General Lanusse kam an die Macht und kündigte an, dass im März 1973 Wahlen abgehalten würden. Er versuchte noch, sich an die Macht zu klammern und kündigte an, dass die Streitkräfte darauf bestehen würden, in jeder möglichen Regierung, die aus den Wahlen hervorgehen würde, vertreten zu sein.
Aber im Gefolge der Wahlen waren die Generäle angesichts der Erhebung der Massen unfähig, das aufrechtzuerhalten. Sie konnten auch ihr Verbot einer allgemeinen Amnestie für politische Gefangene nicht aufrechterhalten.
Hilflos
Nach den Wahlen drohte die Zerstörung der Gefängnisse durch DemonstrantInnen. Politische Gefangene wurden von Campora hastig freigelassen, trotz Drohungen von den Generälen, die Verwendung von Polizei und Truppen hatte dazu geführt, dass ein Demonstrant getötet worden war und eine wütende Stimmung entwickelte sich.
Campora legalisierte die Kommunistische Partei, die in einer 'Front' schätzungsweise 3% bei den Wahlen erhalten hatte und kündigte volle Freiheit für alle politischen Strömungen an.
Das Programm der Perónisten in der Frejuli, der perónistischen Front, die an den Wahlen teilnahm, zeigt an, dass sie beim Umgang mit den Problemen Argentiniens so hilflos wie die Generäle waren. Es wie "dogmatischen internationalen Sozialismus" zurück und vertrat einen "nationalen und christlichen Volkssozialismus" ohne alle präzisen Vorschläge für solche Fragen wie Verstaatlichungen.
Es schlug die Wiedererrichtung des Argentinischen Handelsinstituts (IAPI) vor, das unter Perón die Exporte kontrolliert hatte. Es würde "strategische Wirtschaftszweige", die nicht näher aufgeführt wurden, übernehmen und die, die "monopolistische Macht" ausübten.
Sie versprachen einen an die Lebenshaltungskosten gekoppelten Mindestlohn. Sie griffen den Imperialismus an und denunzierten die 'Organisation Amerikanischer Staaten' als 'einen Brückenkopf für imperialistisches Eindringen'.
Am 8. August 1972 hatte Perón erklärt, dass Argentinien einen "großen Führer" brauche - das heißt ihn - um "die geschichtliche Rolle im Kampf für die zweite Unabhängigkeit Lateinamerikas wiederherzustellen". Er vertrat ein Programm einschließlich "Änderungen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, einschließlich der Ernennung eines Wirtschaftskabinetts, das aus Vertretern sowohl von Arbeitgebern als auch Beschäftigten bestehe; eine klare Definition der Rolle des Militärs..." Er sagte, "dass Peru das nahestehendste Modell sei, dem Argentinien folgen könne, da Kuba und Chile zu weit links seien und Brasilien zu weit rechts."
Die perónistische 'Justizialistische Befreiungsfront' nahm am 7. Dezember 1972 ein Programm an, das "Garantien für Eigentum und Privatinitiative" forderte, "so weit sie eine gesellschaftliche Funktion erfüllen, und eine angemessene Devisenpolitik, um Normen für die Beteiligung von ausländischem Kapital, Kredit und Technologie aufzuerlegen". ... "Land ... im Dienste des Menschen, der es bebaut und produktiv macht, und zugleich Vermeidung von übermäßiger Konzentration und Zersplitterung."
Kaum Programme, um die Kapitalisten, Grundeigentümer und ihre Werkzeuge, die Spitzen der Streitkräfte, zu erschrecken. Programme, die die argentinische Revolution keinen Schritt vorwärts bringen werden. Sie werden die Probleme der Inflation, des Wirtschaftswachstums und des Kampfs gegen den Imperialismus nicht lösen.
Den mittleren Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus gab es nie und wird es die geben. Entweder spiegelt eine Regierung die Interessen der ArbeiterInnen wider. In diesem Fall muss sie die Kapitalisten enteignen, oder sie muss die Interessen der Kapitalisten widerspiegeln und diese ArbeiterInnen angreifen. In einer Periode der Wirtschaftskrise und der Inflation, wie sie in Argentinien herrschen, gibt es keinen Raum für grundlegende Änderungen auf einer kapitalistischen Grundlage.
Gesten
Es stimmt, dass die Campora-Regierung zur Befriedung der ArbeiterInnen "die Verstaatlichung verschiedener Banken" beschlossen hat, "die in den letzten paar Jahren ganz oder teilweise von ausländischen Investoren erworben wurden." Aber Gesten wie diese und Angriffe in Worten auf den Imperialismus, während er hinter den Kulissen, beruhigt wird, werden die Massen nicht lange befrieden.
Die 'Financial Times' vom 29. Juni berichtet: "Erschreckte Banker und ausländische Geschäftsleute wurden von der Zentralbank beruhigt, dass die angekündigten Maßnahmen nicht so schlimm sein würden, wie sie scheinen. 'Wir sind weder fremdenfeindlich noch scharf auf die Zerstörung des Systems', bemerkte Dr. Alfred Gomez Morales, der Präsident der Zentralbank, diese Woche zu mir ... Er brachte Argumente, warum 'Argentinien immer noch ein attraktiver Platz für ausländische Investoren sein solle'."
Drei Millionen kamen, um Peróns Rückkehr nach Argentinien zu begrüßen. Aber es verwandelte sich in ein Fiasko, als rechtsperónistische Banditen, die angeblich von Gewerkschaftsbürokraten beauftragt worden waren, die linke Perónistische Jugend und die VertreterInnen der perónistischen Guerillaorganisationen angriffen. Darin zeigte sich Peróns Methode des Lavierens zwischen Klassenkräften und die unausweichliche Kluft, die sich zwischen den zwei Flügeln öffnet.
Der linke Flügel, besonders die Jugend, will Sozialismus und drastische Maßnahmen gegen Imperialismus, Großkapital und die Militärführer. Der rechte Flügel vertritt den argentinischen Kapitalismus.
Peróns Drahtseilakt des Manövrierens zwischen diesen Kräften, bei dem erst die eine und dann die andere Seite Beruhigungspillen erhält, kann nicht funktionieren. Es bedeutet, über einem unkontrollierbaren Feuer zu balancieren. Schließlich wird das Drahtseil schmelzen. Der Mythos des Perónismus wird im kalten Licht der Wirklichkeit verpuffen.
Die Massen wollen, dass ihre bescheidenen täglichen Bedürfnisse befriedigt werden. Statt dessen wird es eine fortgesetzte Verschlechterung geben. Nach einer Periode von Monaten, vielleicht Wochen, wird es neue Demonstrationen und Streiks geben, weil die Massen sehen, dass sie nur mit leeren Versprechungen gefüttert werden. Die unkontrollierte Inflation und die weitere Verschlechterung des Lebensstandards wird auf der Grundlage des Kapitalismus weitergehen.
Perón und Campora haben keinen Zauberstab, um das abzuschaffen. Ihr bedeutungsloser 'christlicher Sozialismus' kann ihnen keinen Zugriff auf die wirklichen Hebel der wirtschaftlichen Macht geben. 'Privateigentum' bedeutet, dass die wirklichen Ursachen der Inflation, die jetzt weltweit in kapitalistischen Ländern herrscht, weiter ihren Lauf nehmen wird und zu weiteren scharfen Preiserhöhungen in Argentinien führen wird.
Das Ausbalancieren von rechten und linken PerónistInnen könnte funktionieren, wenn beiden auf der Grundlage von durch die Arbeiterklasse geschaffenem Reichtum und einen günstigen Weltmarkt Zugeständnisse gemacht werden könnten. Höhere Fleisch- und Weizenpreise werden durch noch höhere Preise für industrielle Kapital- und Konsumgüter wettgemacht werden, die nach Argentinien eingeführt werden.
Es wird die Ungeduld der 300 Familien der aristokratischen Landoligarchen und die Irritation und den Druck der argentinischen Kapitalisten geben. Gleichzeitig haben die ArbeiterInnen das Selbstvertrauen, dass sie für die Kapitulation der Armeejunta verantwortlich waren. Sie schauen gegenwärtig alle auf Perón und erwarten, dass er Wunder vollbringt. Er kann niemanden von ihnen zufriedenstellen!
Revolution
Alle Klassen werden sich verraten fühlen. In dieser Lage kann Unterstützung für Perón schnell dahinschmelzen und die Klassen sich innerhalb und außerhalb der perónistischen Bewegung zu polarisieren beginnen. Die Armeekaste wird auf der Grundlage der Desillusionierung der Massen erneut ihr Haupt erheben.
Neue Zusammenstöße und Streiks werden ausbrechen. Dies wird wiederum seine Auswirkungen auf die Massenbewegung des Perónismus haben - besonders die Gewerkschaften und die Jugend. Dies ist der Schlüssel für die Revolution, deren erste Szene jetzt gespielt wird.
Argentinische MarxistInnen sollten in den entscheidenden Bereichen der argentinischen Gesellschaft aktiv sein. Das Schicksal der kommenden Zusammenstöße in den nächsten paar Jahren kann dadurch entschieden werden, welche Richtung die revolutionäre Jugend in der perónistischen Bewegung nimmt.
Wenn sie, wie es in der Spanischen Revolution geschah, durch die 'Kommunistische' Partei korrumpiert werden, wenn sie sich aus Verzweiflung in diese Richtung wenden, könnte das für die Revolution fatal sein. Deshalb sollten argentinische MarxistInnen Teil der Massenbewegung der jungen ArbeiterInnen in der perónistischen Bewegung sein. Sie wird sich dem Marxismus zuwenden, wenn man ihr den Weg zeigt.
Die perónistischen Gewerkschaften und die perónistische Jugend sind die Revolution in embryonaler Form. Der Weg zu den Gewerkschaften führt durch die perónistische Jugend.
Die Kapitalisten haben sich an den Strohhalm des Perónismus geklammert, werden sich aber wieder dem Knüppel der Generäle zuwenden. Argentinien steht eine Periode erhöhten Klassenkampfes und gesellschaftlicher Stürme bevor.
Der Klassenkampf wird Perioden von bitterem Konflikt und dann wieder von Flaute haben, denen dann große Streiks und Demonstrationen folgen. Über einen Zeitraum von Monaten und Jahren wird er sich zu seinem Abschluss vorarbeiten. Er kann wie in Spanien im Bürgerkrieg enden.
Argentinien ist der Schlüssel für die Ereignisse in Chile, Uruguay, Brasilien, Mexiko, in der Tat für alle Länder Lateinamerikas. Es kann große Rückwirkungen auf Spanien und den Rest der Welt haben.
Sozialismus
Wie die Ereignisse in Uruguay, Chile und Argentinien zeigen, beginnt die neue Periode der Revolutionen in Lateinamerika. Das Schicksal von ganz Lateinamerika kann davon entschieden werden, ob die perónistische Jugend ein marxistischen Programm übernimmt.
Die Entfaltung der Revolution verdient die ernsthafteste Untersuchung durch die kämpferischen ArbeiterInnen überall. Die Ereignisse in Argentinien sind auch wegen der Lehren wichtig, die man aus ihnen ziehen kann.
Ein Erfolg für die sozialistische Revolution in Argentinien - der zur Arbeiterdemokratie führt - würde eine sozialistische Revolution in ganz Lateinamerika hervorrufen. Sie wurde Schläge gegen den Kapitalismus versetzen und die ArbeiterInnen der USA zu Klassen- und sozialistischem Bewusstsein aufwecken.
Aber der Kampf gegen Imperialismus und Kapitalismus kann nur durch die Arbeiterklasse zu Ende geführt werden. Der Imperialismus kann nicht erfolgreich bekämpft werden, ohne den Kapitalismus zu stürzen.
Nur indem sie die Macht in ihre eigene Hand nehmen und den Imperialismus, die Oligarchie und die einheimischen argentinischen Kapitalisten enteignen, können die argentinischen ArbeiterInnen den Weg für angemessene Lebensbedingungen und -standards bereiten - durch Arbeitermacht und Sozialismus.
Erstmals erschienen im Juni 1973 in Militant |