Kategorie: Geschichte |
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Die Krise wegen Suez |
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Die vergangenen paar Jahrzehnte seit dem ersten Weltkrieg waren die Periode proletarischer Revolutionen oder Konterrevolutionen, von Kolonialaufständen und von Kriegen, wie Lenin und Trotzki vorhergesagt hatten.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die durch die Ereignisse brutal zerstörten Illusionen in Völkerbund, Abrüstung, Kollektive Sicherheit (die von Sozialdemokraten und Stalinisten genährt worden waren), von der Kommunistischen Partei und der Labour-Party wiederbelebt - vielleicht etwas beschmutzt. In Britannien verstärkte sich durch die Weise, wie sich die Ereignisse entwickelten, trotz dem stürmischen Charakter der vorigen Periode, in der Arbeiterbewegung die Illusion, dass die britischen Kapitalisten den Imperialismus aufgegeben hätten. Die britischen Kapitalisten mussten sich unter dem Druck der unerbittlichen Logik ihrer geänderten Stellung bei einem geänderten nationalen und internationalen Kräfteverhältnis Schritt für Schritt zurückziehen. Unter den 1945 vorherrschenden Bedingungen mit der radikalen Stimmung der Arbeiterklasse und Armee, mit der unwiderstehlichen Erhebung der Massen in Asien, konnten den Kapitalisten der Versuch, sich der Flut entgegen zu stemmen, nur als katastrophal erscheinen und sie mussten mit der nationalen Kapitalistenklasse von Indien, Birma und Ceylon eine Vereinbarung treffen, die britische Besatzung abziehen und ihr Unabhängigkeitsrecht akzeptieren. Bei diesem Zusammentreffen von Umständen gab es keine andere realistische Alternative. So machten sie aus der Not eine Tugend und verkleideten den Rückzug als großes Beispiel von Großmut und Freiheitsliebe. Aber wo es sich auszahlte, wie in Malaya, griffen sie zu Zwangsmethoden. Es war den Preis wert, als Gegenleistung für Hunderte Millionen Pfund Sterling, die im malaysischen Krieg ausgegeben wurden, bekamen sie Milliarden Dollar für malaysischen Zinn und Gummi. Malaysisches Gummi und Zinn stehen immer noch an der Spitze der Liste der britischen Dollar-Exporte. Und vor allem war es bei einer Bevölkerung von 6 Millionen für eine Weile noch möglich, mit Malaya "fertigzuwerden". Ebenso mit Kenia, Guatemala etc. Aber die Krise des Imperialismus erzwang auch einen Rückzug in den Weltregionen, die dem Namen nach unabhängig, aber unter imperialistischer Besetzung oder Vorherrschaft waren, so wie Persien und Ägypten. In der Zwischenzeit waren Russland und Amerika die wirklichen Großmächte der Epoche geworden, im Vergleich zu denen die früheren Großmächte einschließlich Britannien nur Schatten von Mächten sind. Rückzug, um zu behalten Aber bei allen Rückzügen des Imperialismus gab es keine Absicht, irgend etwas zu entsagen, von dem man glaubte, dass man es halten könne. Zögernd wurde die Suez-Zone von Ägypten geräumt, teils unter dem Druck ihres Konkurrenten und "Oberherrn" Amerika, teils angesichts des ansteigenden nationalen Kampfs der ägyptischen Massen gegen Beherrschung. Die Imperialisten glaubten, sie wären in der Lage, als die vorherrschende Macht im Nahen Osten weiterzumachen und mit den Kapitalisten und Großgrundbesitzern Ägyptens und des Rests des Nahen Ostens zu einer Vereinbarung zu kommen. Sie erwarten, dass das Nasser-Regime keine Alternative hätte als irgend eine Vereinbarung mit ihnen und ihren amerikanischen und französischen Verbündeten (und Rivalen) in der Region zu treffen. Aber der Sturz von Faruk und die Machtübernahme durch die Offizierskaste war eine Widerspiegelung der tiefgehenden Krise innerhalb der ägyptischen und nahöstlichen Gesellschaft. Der Hunger und die Armut der FellachInnen wegen dem ungelösten Landproblem und der Druck der Bevölkerung auf ein veraltetes und faulendes Feudalregime, die Unzufriedenheit der Arbeiterklasse, die nationalen Bestrebungen der Bevölkerung insgesamt nach Einheit mit ihren arabischen Brüdern [und Schwestern] auf der vom Imperialismus geteilten und balkanisierten arabischen Landmasse, die Gärung unter den Intellektuellen und der Mittelschicht - all das stellte eine gewaltige Sprengkraft in der ägyptischen Gesellschaft unter Nasser dar. So wurde General Naguib, der wohl mehr zum Kompromiss mit dem Imperialismus neigte, durch Oberst Nasser ersetzt. Oberst Nasser stellt ein Regime des Bonapartismus oder der Militärdiktatur ähnlich dem von Perón in Argentinien dar und wurde unter dem Druck der Probleme, vor denen Ägypten steht, nicht wie erwartet ein Werkzeug des angloamerikanischen Imperialismus. Er zog es vor zu manövrieren. Mit dem Aufstieg des mächtigen Russland, das industriell mächtig ist, hatte die Bürokratie die Möglichkeit, Abkommen mit den Kapitalisten der unterentwickelten Länder zu versuchen, bei denen sie Industrie- und Kapitalgüter und Techniker als Gegenleistung für Rohstoffe und Nahrungsmittel exportiert. Die ägyptische Militärkaste versuchte, die Sowjetunion gegen England und Amerika auszuspielen. So haben sie in der letzten Periode Waffen und Industrieprodukte gegen Baumwolle und andere Rohstoffe importiert. Dies gab ihnen eine gewisse Unabhängigkeit bei der Aktion gegenüber den Imperialisten. Es gab nebenbei zum ersten Mal Russland eine Basis im Nahen Osten, eine Region, in die das zaristische Russland wegen der Blockade des britischen Imperialismus nie hatte eindringen können. Als triumphierende Strafmaßnahme kündigte der amerikanische Imperialismus, eilig gefolgt vom britischen Imperialismus, die Aussetzung der Hilfe beim Bau des Assuan-Staudamms an. Die Ankündigung wiederum provozierte die Einnahme des Suezkanals und seine Verstaatlichung durch Ägypten. Dies führte zu einem gewaltigen Anstieg der nationalen Gefühle in Ägypten, wie sie die Demonstrationen von Hunderttausenden ÄgypterInnen in den führenden Städten zu Ehren Nassers bezeugen. Aber vielleicht hatte Nasser nicht mit der gewaltigen Welle der antiimperialistischen Gefühle in Ägypten oder auf der anderen Seite der Reaktion der Imperialisten, vor allem der von Britannien und Frankreich, gerechnet. Ernsthafteste Krise Für den britischen Imperialismus, für den westeuropäischen Imperialismus ist die Nahostregion mehr als je zuvor wirtschaftlich, strategisch, politisch von entscheidender Bedeutung. Ohne imperialistische Beherrschung dieser Region würde Britannien zu einer viertrangigen Macht zurückfallen. Wie Eden erklärte: "Dies ist die dritte größere Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und für uns in Britannien die ernsthafteste von allen - viel ernsthafter als die Berliner Blockade oder der Koreakrieg." Die frommen demokratischen Vorwände, die die Führer von Labour und den Liberalen und die stalinistischen Entsteller des Marxismus so lieben, sind verschwunden. Zur Verteidigung der imperialistischen Beute gegen ihre japanischen und deutschen Rivalen konnten die Imperialisten die Verteidigung ihrer Interessen und Profite unter dem Deckmantel des Kampfes gegen "Aggression", "für Demokratie", "kollektive Sicherheit", "Recht und Ordnung in internationalen Beziehungen", "Freiheit" tarnen … wertvolle ideologische Verkleidungen, die sie geschickt zu nutzen wussten. Die Imperialisten finden in ihrem Kampf gegen die Einforderung der Rechte der ägyptischen und arabischen Völker, die sich unter dem imperialistischen Stiefel erheben, andere Verkleidungen, aber in den Augen der denkenden Teile der Arbeiterbewegung, wenn auch noch nicht für die Massen, werden sie als durchsichtige Heuchelei erscheinen. Was hat die größte Zusammenziehung von Waffen und Material in britischen Häfen seit der Landung in der Normandie [1944], den größten Transport von Truppen und Material übers Meer und die größte strategische Truppen- und Materialzusammenballung im Nahen Osten seit dem Kampf gegen Rommel verursacht? Nicht die Verteidigung von Ägypten oder Griechenland gegen italienische oder deutsche "Aggression": der britische Imperialismus droht, ein bisschen selbst "Aggression" zu betreiben. Warum? Nur platte marxistische Materialisten ohne ein Verständnis für die britischen Traditionen, Geschichte und Gefühle glaubten, dass die Handlungen Britanniens in den letzten zwei Weltkriegen durch nationale Interessen und nicht durch die oben erwähnten Prinzipien diktiert seien - dies erklärten die Labour-Führer feierlich und in den letzten Jahren stimmten einige Ex-Marxisten ein, mit denen es politisch bergab ging. Aber ach, wenn sich die harte Notwendigkeit stellt, wird der alte imperialistische Löwe mit beschmutzter Mähne und vielleicht mit Karies in den Zähnen trotzdem, wenn seine Profite bedroht sind, sofort knurren und sich, so unbequem es auch ist, darauf vorbereiten, sein Opfer anzuspringen. Ein Drittel der britischen Importe und ein Drittel der britischen Exporte gehen durch den Suezkanal. Mehr als die Hälfte des Rohöls und der Petroleumprodukte, die von Westeuropa verbraucht werden, werden über Suez importiert. Der Anteil liegt hier für Großbritannien bei 75 Prozent. Selbst 15 Prozent der Zufuhr in die Vereinigten Staaten kommen durch den Kanal. 116 Millionen Tonnen wurden 1955 durch den Kanal verschifft, wovon etwa zwei Drittel Öltanker waren. Britische Ölimporte hatten 1955 einen Wert von 336 Millionen Tonnen. Der überwältigende Löwenanteil davon kam über den Suezkanal. Vom Persischen Golf nach Großbritannien sind es über den Suezkanal 10.400 Kilometer. Um das Kap ist es fast das Doppelte - 18.100 Kilometer. Die Idee, Tanker mit einem Fassungsvermögen zwischen 40.000 und 100.000 Tonnen zu bauen, die so ökonomisch wie die Suezroute wären und die Idee einer neuen Ölpipeline ans Mittelmeer können nur Notbehelfe und obendrein langfristige Lösungen sein. Inzwischen geht es um mehr als nur um den Suezkanal. Es ist ein Problem der Zukunft des ganzen Nahen Ostens. Das Eindringen von Russland und selbst von ihrem Verbündeten Amerika in den Nahen Osten war eine unerwünschte Entwicklung, die der britische Imperialismus verdauen musste. Insgesamt hängt ein Ölgestank über dem ganzen Konflikt. Öl wird im Nahen Osten viel leichter und billiger als auf der Westhalbkugel gewonnen. Während die Vereinigten Staaten schon vielleicht die Hälfte ihrer entdeckten Ölreserven aufgebraucht haben, hat der Nahe Osten nur 7 Prozent aufgebraucht. Die Reserven im Nahen Osten belaufen sich auf 92 Millionen Barrel oder 12.600 Millionen Tonnen. Zwei Drittel der Reserven der "freien" Welt sind im Nahen Osten und nach den Experten ist noch einmal das Doppelte da und muss nur erkundet werden. US-Interessen In der Periode seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die europäische und britische Wirtschaft mehr denn je abhängig vom Öl und seinen Nebenprodukten. 1950 importierte Britannien 15.277.000 Tonnen Öl, 1955 war das um mehr als 50 Prozent auf 23.237.000 Tonnen gestiegen. Und die Abhängigkeit vom Nahostöl hat sich vergrößert. 1955 waren die Ölimporte zu 63 Prozent aus dem Nahen Osten im Vergleich zu 54 Prozent 1950. Und 80 Prozent der Rohölimporte kommen jetzt aus dem Nahen Osten. Dies erklärt auch das Interesse, das der amerikanische Imperialismus jetzt am Nahen Osten nimmt. Der Wert der britischen Ölimporte betrug 1955 336 Millionen £. Davon kamen 149 Millionen £ aus Kuwait, Bahrain, Katar und den Emiraten am Persischen Golf, wobei etwa drei Viertel der Importe vom Golf über Suez kommen. Hier liegt der Schlüssel zur britischen und amerikanischen Politik. Es würde nie gehen, Nasser damit "durchkommen zu lassen". Man denke auf die Wirkung auf den Rest des Nahen Ostens! Wie der "Express" in einem Leitartikel offen ausgeplappert hat, sind Beispiele dieser Art ansteckend; man hat sogar aus dem weit entfernten Panama Gemurmel gehört, dass die amerikanische Herrschaft über diese Wasserstraße in Frage gestellt hat! Die Verstaatlichung des Suezkanals und ihre Auswirkungen haben das arabische Volk der Länder des Nahen Ostens aufgewühlt wie nichts sie seit Jahrzehnten aufgeweckt hat. Inzwischen hat mit der Zunahme von Weltproduktion und -handel nach dem Zweiten Weltkrieg in Rekordausmaßen die Abhängigkeit der imperialistischen Nationen vom Handel mit sogenannten unterentwickelten Regionen der Welt ungeheuer zugenommen, sowohl als Märkte als auch als Rohstoffquellen. Die wechselseitige Abhängigkeit der Welt hat in der Periode zwischen den Kriegen und in den frühen Jahren dieses Jahrhunderts weiter zugenommen. Investitionen in den unterentwickelten Ländern nehmen jährlich zu und die Imperialisten fürchten neue Bewegungen im Nahen Osten und anderswo nach dem persischen und ägyptischen Modell. Für die Imperialisten steht viel auf dem Spiel. Die kolonialen und halbkolonialen Regionen von Asien und Afrika liefern fast 60 Prozent der Importe der Vereinigten Staaten, einschließlich auch zehn der 15 mineralischen Grundstoffen, von denen die Produktion der Vereinigten Staaten abhängt. Die Länder Westeuropas sind sogar noch abhängiger. Sie bekommen 65 Prozent ihrer Importe aus diesen Regionen. Diese Gebiete importieren zusammen etwa 12 Milliarden Dollar pro Jahr aus Amerika und Westeuropa. Diese Zahlen erklären die Sorge der Imperialisten bei jeder Bewegung in diesen Gebieten, sich von den goldenen Ketten oder/und der Herrschaft mittels Waffen zu befreien. Es ist wahr, dass sich Amerika eine etwas "desinteressiertere" Haltung als Britannien und Frankreich bezüglich Suez leisten kann, da es nicht direkt und unmittelbar bedroht ist. Nur 1½ Prozent des amerikanischen Handels gehen durch den Suezkanal, so dass der Fluss seines "Lebensblutes" selbst im schlimmsten Fall nur leicht behindert werden kann. Aber es fürchtet die Folgen für de anderen Nationen des Nahen Ostens, Asiens, und Afrikas. Für das imperialistische Frankreich steht noch mehr auf dem Spiel. Es führt einen Krieg gegen das algerische Volk, um verzweifelt sein nordafrikanisches Kolonialreich zu erhalten. Ohne seine afrikanischen Besitztümer wäre es zu einem katastrophalen Niedergang und sogar Revolution durch die französischen Massen verurteilt. Alle seine verbleibenden Hoffnungen, auch nur den Status einer zweitrangigen Großmacht zu behalten, liegen in der Ausbeutung seines afrikanischen Kolonialreichs. Der Verlust seines Zugriffs auf diese Länder würde den Verlust eines Großteils seines Handels bedeuten, da Frankreich den Nutzen von den Zöllen und anderen Mitteln hat, die die Konkurrenz aus den Kolonien fernhalten. Vorabend der Revolution Deshalb hat die französische Bourgeoisie auf Aktion gegen Ägypten gedrängt. Sie hofft, durch diese verzweifelte Maßnahme nicht nur das Suez-Problem zu lösen, sondern auch das ihres afrikanischen Kolonialreichs. Und hier haben wir das abstoßende Schauspiel der französischen "sozialistischen" Regierungsführer, die mit denen an einem Strang ziehen, die "Aktion " fordern. Sie haben sich an das Schicksal des französischen Kapitalismus gebunden, so dass sie für ihn die Drecksarbeit machen, um dann später von der Reaktion niedergeschlagen zu werden. Wenn die "Kommunistische" Partei, die der russischen Außenpolitik gehorcht, als Massenorganisation der französischen Arbeiterklasse mehr als Opposition in Worten gegen die Aktionen der Regierung bieten würde, stünde Frankreich am Vorabend der sozialistischen Revolution. Da die Führer der französischen Sozialistischen Partei an der Regierung sind, können sie sich nicht mal die schwächlichen "moralischen" Einwände gegen den Einsatz von Gewalt und "Opposition" gegen die Regierung leisten, die die britischen Labour-Führer geboten haben. Hier drückte Gaitskell in der ersten Raserei, bei der er wie üblich hinter den Imperialisten hertrottete, dies ziemlich offen und platt im Parlament aus. Dieser "Führer" der Labour-Party folgte seinen Tory-Instinkten und erklärte: "Erstens kann man nicht leugnen, dass diese Aktion in gewissem Umfang eine Bedrohung des Zugangs zum Suezkanals ist angesichts dessen, was die Ägypter mit den israelischen Schiffstransporten gemacht haben, zweitens eine Warnung, dass er den Kanal vielleicht nicht gut in Schuss halten wird und drittens eine Andeutung, dass höhere Gebühren erhoben werden und dies ist für jede seefahrende Nation der Welt ernst. Wir können nicht vergessen, dass Oberst Nasser wiederholt mit seiner Absicht geprahlt hat, ein arabisches Reich [d.h. eine vereinte arabische Föderation] zu schaffen. Er hat eine Reihe von aufreizenden Reden gegen uns [d.h. den britischen Imperialismus] gehalten und fortgesetzt Subversion in Jordanien und anderen arabischen Staaten betrieben und ständig Israel bedroht und es klargemacht, dass es sein Ziel und seine Absicht ist, Israel zu zerstören, wenn er kann. Wenn es jemals einen klaren Hinweis auf Aggression gab, dann hier. Diese böse Überraschung muss als Teil des Kampfes um die Herrschaft im Nahen Osten erkannt werden. Ich habe das Gefühl, dass das etwas ist, was wir nicht ignorieren können, weil es um Prestigefragen geht… Und wir dürfen die Gefahr nicht unterschätzen, die dies in der Wirkung auf andere arabische Staaten hat. In der Tat ist dies wahrscheinlich die wichtigste unmittelbare Wirkung, die dies vielleicht hat. Ich denke besonders an den Irak, der ein Verbündeter dieses Landes ist … Die Gefahr … besteht, dass Britannien freundliche Regierungen wie Irak [d.h. eine imperialistische Marionette], bei denen man sich darauf verlassen konnte, dass sie sich im Nahen Osten zurückhalten, durch Regierungen von sehr anderem Aussehen ersetzt werden." Kein chauvinistischer Tory würde viel anders auftreten. Kein Wunder, dass er den Beifall von den konservativen Bänken bekam, den seine Rede verdiente. Aber Druck von der Labour-Basis hat ihn gezwungen, etwas zurückzurudern … aber grundlegend bleibt seine Politik die selbe. Labours Rolle Nach einer Reihe von Rückzügen und Niederlagen im Nahen Osten während dem letzten Jahrzehnt ist der britische Imperialismus entschlossen, sich auf die Hinterbeine zu stellen. Aber offene "Aggression" ist mit großen Unannehmlichkeiten verbunden. Daher wurde eine Konferenz mit handverlesenen Teilnehmern einberufen, zu der Ägypten großmütig eingeladen ist und auf der die imperialistischen Mächte eine sichere Mehrheit hätten. Amerika hat entscheiden, seinen Verbündeten zu "unterstützen" durch Manöver für eine Lösung, die seine Stellung im Nahen Osten stärken werden, so wie Britannien Amerika aus einer ganzen Reihe von Gründen im Koreakrieg unterstützte. Zu den wichtigsten gehört die Furcht vor den Bewegungen der anderen Nahostländer unter dem Druck der explosiven Widersprüche in der Region. Die britischen Imperialisten schätzen, dass sie als letztes Mittel mit der Hilfe von Frankreich eine überwältigende Militärmacht zum Tragen bringen können, wenn die ägyptische Regierung keinem Druck nachgibt. Sie hoffen, die Ägypter in einem kurzen Kampf zu besiegen und ihnen eine Art Vertrag aufzuzwingen. Aber sie fürchten sich vor den Auswirkungen auf den Rest der arabischen Staaten. Schon die Drohung mit Aktion wurde durch einen Generalstreik in allen arabischen Staaten an dem Tag, als die Londoner Konferenz zusammentrat, beantwortet. Die ägyptischen Massen bereiten sich darauf vor, einen Guerillakrieg zu führen. Die Ergebnisse eines Angriffs auf Ägypten können den ganzen Nahen Osten in eine gewaltige Bewegung gegen den Imperialismus versetzen. [Aber sie hoffen, dass die] Aktion der Massen des Nahen Ostens durch einen schnellen anglo-französischen Sieg demoralisiert wird. Für die Franzosen steht noch mehr auf dem Spiel. Sie fürchten den Zusammenbruch ihrer ganzen Stellung in Nordafrika und später vielleicht ihres ganzen afrikanischen Reiches. Daher tritt der altersschwache französische Imperialismus für gewaltsame Aktion ein. Sie fürchten die Folgen für ihren brutalen und blutigen Versuch, die Bewegung der algerischen Massen zu unterdrücken, wenn Ägypten ungestraft davonkommt. Der anglo-französisch-amerikanische Imperialismus und ihre Satelliten zeigen zwar das nackte Hinterteil des Imperialismus, versuchen aber doch, es mit ein paar Lumpen von Respektabilität zu bekleiden. Sie sind Internationalisten gegenüber dem platten Nationalismus von Nasser. Sie werden die Souveränität Ägyptens und sogar die Verstaatlichung des Suezkanals völlig respektieren … sie bitten Ägypten nur darum, die Kontrolle und Verwaltung des Kanals den Imperialisten als Kollektiv "freiwillig" zu übertragen … zu "internationalisieren" … das heißt, Souveränität abzutreten!. Aber wir bemerken, dass es die Amerikaner nicht eilig haben, den Panamakanal zu internationalisieren, genauso wenig wie die Briten Gibraltar, die Dardanellen etc. etc. Nur den niedrigeren Geschöpfen wie die ÄgypterInnen, die "unfähig" und "korrupt" sind, kann die Verwaltung einer Wasserstraße in ihrem Bereich nicht anvertraut werden. Die Imperialisten spielen um einen hohen Einsatz. Sie versuchen, die Vorteile von Aktion oder Kompromiss abzuwägen. Diese Berechnungen haben nichts mit irgend welchen hohen Zielen von Internationalismus oder sonst was zu tun, sondern beruhen auf dem Versuch, das Kräfteverhältnis national und international einzuschätzen. So wie im Fall der Vorkriegsperiode, als die ständigen Rückzüge vor den Forderungen des deutschen Imperialismus die britischen Kapitalisten zwang, sich schließlich auf die Hinterbeine zu stellen und sie den Zweiten Weltkrieg vorbereiteten, so fordert ein Teil der Kapitalisten, dass man sich jetzt im Nahen Osten auf die Hinterbeine stellen muss. Ein Rückzug Britanniens droht, einen neuen Aufstand im Irak, Saudi-Arabien, Jordanien und Kuwait, vielleicht im ganzen Nahen Osten zu provozieren. Aktion aber kann eine Massenbewegung in der ganzen Region auslösen und britische und französische Aktion im ganzen Nahen Osten erzwingen. Das ist das Dilemma, vor dem sie stehen. Auf der anderen Seite hoffen sie, im Falle eines schnellen Sieges den Einfluss Russlands zu zerstören - das nichts tun wird außer vielleicht ein paar Freiwillige und Kriegsmaterialien hineintröpfeln zu lassen - und ihren Einfluss als vorherrschende Mächte in der Region zu festigen. Die Lage hat sich etwas geändert, was die Lage in Britannien betrifft. Die Massen mögen die Idee der "Aggression" nicht, nachdem sie mit der imperialistischen Propaganda der letzten Periode durchtränkt wurden. Dies ist besonders unter den aktiven Gewerkschafts- und Labour-Party-ArbeiterInnen so, gilt aber für die organisierten ArbeiterInnen insgesamt. So liegt die Schwierigkeit für die Imperialisten darin, die Massen davon zu überzeugen, dass die Aggression auf der Seite Ägyptens sei. Daher die Propaganda gegen "Diktatoren", die sich geschickt auf den Hass des Volkes auf jedes Regime stützt, das die Organisationen und die demokratischen Freiheiten der Massen unterdrückt. Die Kapitalisten hoffen, etwas Resonanz zu erzeugen, indem sie Nasser mit den brutalen Aktivitäten von Hitler und Mussolini in Verbindung bringen. Wo steht Bevan? Eine Welle von Kriegsmüdigkeit steckte die Truppen und die Zivilbevölkerung 1945 an und zwang die Imperialisten von Britannien und Amerika, schnell zu demobilisieren. Es war einer der Gründe, der die Politik der Briten bezüglich Indien und Birma und der Vereinigten Staaten bezüglich China diktierte. Jetzt ist zwar der Hass auf jeden Krieg genauso stark oder stärker, die Lage ist aber etwas anders. Die überwältigende Mehrheit der Truppen, die im Krieg in den Streitkräften waren, einschließlich der regulären Armee, sind seit langem ins zivile Leben zurückgekehrt. Die Imperialisten schätzen, dass sie letztlich, wenn sie neue Wehrpflichtige wie in Malaya, auf Zypern und in Kenia in einem "Kolonialkrieg" ohne hohe Verluste nutzen und die Truppen schnell auswechseln, es schaffen können, keine gewaltige Bewegung gegen sie hervorzurufen. In dieser Phase sind die Massen in gewissem Ausmaß von der Propaganda beeinflusst. Ein Hinweis war die Weigerung der Liverpooler Hafenarbeiter, einer kämpferischen Schicht der ArbeiterInnen, ein für den Nahen Osten bestimmtes Schiff mit Waffen zu beladen, weil sie fürchteten, dass es gegen britische Soldaten verwendet werden könne, obwohl die Regierung die Verschiffung gebilligt hatte. Aber ein langgezogener Kampf hätte gewaltige Auswirkungen unter den Massen… Weil die fortgeschrittenen ArbeiterInnen besorgt sind, waren die Labour- und Gewerkschaftsführer, einschließlich des [Dachverbandes] TUC, gezwungen, die Drohung der Regierung abzulehnen "Gewalt anzuwenden" … oder genauer: sofort Gewalt anzuwenden, wenn Nasser nicht vor den Vorschlägen des Fünf-Nationen-Komitees kapituliert, das geschickt wurde, über die Bedingungen der 18-Nationen-Mehrheit, die auf der Londoner Konferenz mobilisiert wurde, zu verhandeln, oder genauer: sie zu diktieren. Aber inhaltlich haben sie der Regierung alles zugestanden, die "Rechte" der Suezkanal-Nutzer, den Kanal zu kontrollieren, die Notwendigkeit der "internationalen", d.h. kollektiven imperialistischen Herrschaft, und alle Forderungen, die die Regierung stellte. Sie wünschen nur, dass die Sache vor die Vereinten Nationen gebracht werde, bevor man zu physischen Maßnahmen greift. Sie haben sogar den Versuch gebilligt, Ägypten zu zwingen, indem man ägyptische Konten einfriert, ebenso die Aktionen Britanniens und Frankreichs gegen den ägyptischen Handel. Beiläufig hat Bevan, der Führer des Linken Flügels in der Labour Party einen ähnlichen Vorschlag unterstützt, Ägypten vor die Schranken des Gerichts der Vereinten Nationen zu zerren. So hatte die "Opposition" der Führer der Arbeiterbewegung den feigsten Charakter. Dem Imperialismus Recht zu geben, kann nur die Massen irritieren und verwirren, was die wirklichen Ziele und Absichten der Imperialisten sind. Ein wirklicher Versuch, die Massen gegen sowohl die Innen- als auch die Außenpolitik der Konservativen zu mobilisieren, würde einen imperialistischen Angriff auf Ägypten unmöglich machen. Es würde das sehr schnelle Ende der konservativen Regierung in Britannien bedeuten. Solch ein Programm von Sozialismus zu Hause müsste mit den Bestrebungen und Kämpfen der Kolonialmassen verbunden werden. Auf ein Programm der sozialistischen Expansion zu ihrem Nutzen und zur Zusammenarbeit und zum Nutzen der Arbeiterinnen in Britannien würden die Massen der ArbeiterInnen und FellachInnen in Ägypten und den anderen Ländern des Nahen Ostens antworten, indem sie die feudal-kapitalistischen Regierungen stürzen. Ein Generalstreik Zum allermindesten müssten die Führer des TUC Arbeitskampf und einen Generalstreik vorschlagen und vorbereiten, um es der Regierung politisch unmöglich zu machen, einen Angriff auf Ägypten zu beginnen. Egal was das Ergebnis der Gespräche in Kairo ist, ob ein Kompromiss erreicht wird, der eine bemäntelte Kapitulation Ägyptens beinhaltet, bei der die Imperialisten Zugeständnisse beim Geld und bei Hilfe machen, oder ob die Verhandlungen platzen und die Imperialisten mit oder ohne Billigung der "Vereinten Nationen" einen Krieg gegen das ägyptische Volk beginnen - das Wiedererwachen der Völker des Nahen Ostens hat begonnen. Es wird langfristig weitreichende Wirkungen nicht nur für die arabischen Massen, sondern auch für die Völker Afrikas haben. Die Bestrebungen zur nationalen Vereinigung des arabischen Volkes werden stärker werden. Der Kampf gegen den Imperialismus wird in ganz Afrika einen neuen Anstoß bekommen. In Britannien und Frankreich, in Ägypten und im Nahen Osten führen nur die Kader der Vierten Internationale einen unversöhnlichen Kampf gegen den Imperialismus und seine Politik. Für das Recht des ägyptischen Volkes auf Freiheit von imperialistischer Beherrschung. Für die Föderation der Länder des Nahen Ostens unter der Führung der Arbeiterklasse auf einer sozialistischen Grundlage und in den Metropolenländern für einen Kampf gegen den Kapitalismus und für eine internationale sozialistische Politik als die einzige Lösung der innen- und außenpolitischen Probleme der britischen und europäischen Völker. Die Union einer sozialistischen Regierung mit den Kolonialvölkern könnte Freiheit und Überfluss für die Arbeiterklasse und die hungernden oder beinahe hungernden Kolonialmassen garantieren statt Kriege zu führen.
Workers International News, 1. Jahrgang Nr. 1, September-Oktober 1956, S. 4-12, erschienen unter dem Pseudonym George Edwards |