Kategorie: Amerika

Venezuela: Inveval-ArbeiterInnen protestieren gegen Sabotage durch die Bürokratie

Interview mit José Quintero, Mitglied des Fabrikkomitees in der Rohrfabrik INVEVAL.
INVEVAL gilt in Venezuela als Musterbeispiel eines „sozialistischen“ Betriebes. Die unternehmerischen Entscheidungen werden vom Arbeiterrat getroffen, es herrscht jederzeitige Wähl- und Abwählbarkeit der Werksleitung, das Prinzip der absoluten Lohngleichheit, eine Arbeitermiliz sowie gewerkschaftliche und politische Organisationen wurden im Betrieb gegründet (u.a. mehrere Betriebszellen der CMR).



El Militante: José, kannst Du mir die Gründe für Eure Proteste der letzten Monate nennen?

Jose Quintero: Die ArbeiterInnen von Inveval und Freteco haben am 5. November das Ministerium für Leichtindustrie und Handel sowie einige Medienhäuser besucht, um eine sofortige und nachhaltige Antwort auf unsere Forderungen zu erhalten. Wir haben für die Enteignung von Inaf, Acerven, Transportes MDS, Gotcha und den versprochenen Finanzplan für Inveval gekämpft. Wir haben diese Aktionen durchgeführt, damit unsere Forderungen umgesetzt werden. Die Revolution braucht schnelle Antworten und keine bürokratischen Verzögerungen, sonst geraten wir in eine bürokratische Falle, die einem Spinnennetz ähnelt. Die ArbeiterInnen haben die Nase von der Bürokratie voll, die nicht bereit ist, auf unsere Forderungen einzugehen.

El Militante: Es wird behauptet, Inveval würde nicht produzieren und das beweise, dass die Arbeiterverwaltung versagt habe. Aus welchen Gründen wird bei Inveval nicht produziert?

Jose Quintero: Wir werden von der Raffinerie El Palito und anderen, die alle Bestandteile des staatlichen Ölkonzerns PDVSA sind, sabotiert. Sie wollen uns einfach keine Aufträge geben. Sie kaufen die Rohre, die bei uns auf Lager liegen nicht, importieren andererseits Rohre aus den USA. Wir können nicht verstehen, dass eine Firma in Staatsbesitz, wie Inveval, ihre qualitativ hochwertigen Produkte nicht verkaufen kann, weil gleichwertige Produkte aus dem Ausland importiert werden. Es wird viel von einer innervenezolanischen Entwicklung geredet, aber Rohre werden importiert. Anstatt die staatlichen Betriebe zu fördern, kaufen sie Produkte im Ausland.

El Militante: Dann würdet Ihr sagen, dass die Nachrichten, die behaupten, die Firma würde wegen der ArbeiterInnen nicht produzieren, falsch sind?

Jose Quintero: Genau. Es handelt sich hierbei um eine konzertierte Aktion gegen die Arbeiterkontrolle bei Inveval. Das Ziel ist es, die Arbeiterverwaltung zu diskreditieren und zu einem bürokratischen Verwaltungsmodell zurückzukehren. Sie behaupten, dass ein bürokratisches Modell mit Direktoren an der Spitze effektiver sei als die Arbeiterverwaltung. Die Arbeiterkontrolle ist jedoch wesentlich effektiver, das wurde in der Praxis immer wieder bewiesen. In der Zuckerfabrik CAEZ, die von Arbeitsdirektoren geleitet wird, fehlten eines Tage eine Milliarde Bolívares. Bei Inveval haben wir einen Haushalt von 6 Milliarden Bolívares effektiv verwaltet und unsere Bücher sind offen, damit jeder sie kontrollieren kann.

El Militante: Wie könnt Ihr überhaupt überleben, wenn ihr Euren Etat für 2008 noch nicht vollständig zugeteilt bekommen habt?

Jose Quintero: Wir haben gerade wieder Rohre verkauft und das Ministerium hat uns das Geld gegeben, um die Löhne zu bezahlen und schließlich hatten wir noch Überschüsse aus dem vergangenen Jahr. Wir wollen unsere Fabrik selbstständig führen und unser eigenes Einkommen erwirtschaften. Wir wollen dem Staat nicht zur Last fallen, im Gegenteil wir sind in der Lage eine gut funktionierende Fabrik zu betreiben.

El Militante: Was verdient momentan ein Arbeiter/eine Arbeiterin bei Inveval?

Jose Quintero: 1.200.000 alte Bolívares plus Lebensmittelgutscheine. Wir bekommen alle denselben Lohn. Wir bekommen immer noch nicht die uns zustehenden Sozialleistungen vom ehemaligen Besitzer Sosa Pietri, weil der Streit über die Entschädigungszahlungen noch nicht beigelegt ist. Wir kämpfen um die Zahlung dieser Sozialleistungen, denn wenn Sosa Pietri diese, sagen wir mal, erst im Jahre 3000 zahlt, sind wir alle tot und haben nichts vom Geld. Wir machen einen revolutionären Vorschlag, so dass diese Sozialleistungen bezahlt und von den Kosten beim Kauf von Inveval-Anteilen abgezogen werden.

El Militante: Wozu ruft Ihr die ArbeiterInnen in Venezuela auf?

Jose Quintero: Unser Appell lautet folgendermaßen: Die Finanzkrise, welche die USA derzeit durchläuft, wird ihre Auswirkungen auf Venezuela haben. Es sind bereits eine Reihe von Betrieben, wie Transporte MDS, Gotcha, Acerven, von den ArbeiterInnen übernommen worden, diese sollten enteignet werden. Infolge der Finanzkrise werden weitere Firmen geschlossen, ArbeiterInnen werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Es gibt unsres Erachtens nur einen Weg, der kapitalistischen Krise zu begegnen, durch Arbeiterkontrolle. Wir müssen die Fabriken besetzen und sie unter eine kollektive Verwaltung stellen, um anständige Lebensbedingungen zu erreichen. Dies ist der einzige Weg nach vorn. Der Kapitalismus beruht auf der Bereicherung einer kleinen Gruppe, aber wir kämpfen für den Sozialismus, damit die Bedürfnisse der Mehrheit befriedigt werden können, und das geht nur durch kollektiven Besitz und Arbeiterkontrolle.

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