Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der kapitalistischen Transformation der Volksrepublik China, ist Nordkorea noch immer weitgehend abhängig von seinen Handelsbeziehungen zu China und Russland. Der westliche Imperialismus versucht derweil die übrigen planwirtschaftlichen Systeme wie Kuba und Nordkorea durch Wirtschaftsblockaden international zu isolieren. Während die USA ihre Strategie gegenüber Kuba angesichts einer in der dortigen Kommunistischen Partei entstehenden pro-kapitalistischen Fraktion diplomatisch veränderten, wird bei Nordkorea weiterhin auf militärischen Druck zur Bildung einer pro-kapitalistischen Fraktion im stalinistischen Regime gesetzt.
China ist seinerseits am Erhalt des stalinistischen Regimes interessiert, um die 30.000 in Südkorea stationierten US-Soldaten und deren Raketensystem THAAD nicht an seiner Grenze zu wissen. Russland wiederum benötigt Sklavenarbeiter aus Nordkorea um seine sibirische Holzwirtschaft weiter am Leben zu erhalten. Hierdurch kann Nordkorea seine Staatseinnahmen vergrößern, da der Lohn der sibirischen Arbeiter vom stalinistischen Regime einbehalten wird. Zudem ist das kleine Land geostrategisch und wirtschaftspolitisch interessant. Im Dezember 2013 meldete die Korea Natural Ressources Trading Corporation in Zusammenarbeit mit der SRE Mineral Limited, dass in Nordkorea reiche Bodenschätze wie Gold, Silber, Eisenerz, Molybdän, Magnesit und Steinkohle im Wert von mehrerer Billionen US-Dollar vorhanden seien - obgleich der Handel mit Edelmetallen aus Nordkorea seit März 2016 durch den UN-Sicherheitsrat verboten ist.
Innenpolitisch setzt das Regime in Nordkorea einerseits auf Repression, andererseits bereitet es das Land für eine Modernisierung seiner technischen Optionen vor. Das Juche-Regime fürchtet um den Verlust seiner Autorität und einen Regime Change vermittels US-amerikanischer Kriegseinsätze wie im Irak, Afghanistan, Libyen und Syrien. Sie sind mehr am Erhalt ihrer eigenen Macht interessiert als einer militärischen Expansion, welche auch den imperialistischen Interessen von Nordkoreas Anreinerstaaten widerspricht. Obwohl das technologisch veraltete und in geringer Stückzahl vorhandene Atomarsenal in Nordkorea wenig Spielraum für offensive Maßnahmen bietet, ist es dennoch als Gefahr zu bewerten. Jenes Arsenal dient vorallem einer außenpolitischen Abschreckung zur Verteidigung. Ein offener Krieg ist daher eher unwahrscheinlich.
Eine revolutionäre Position zum Konflikt
Wie soll die nordkoreanische Jugend und Arbeiterklasse ihr stalinistisches Regime stürzen und eine sozialistische Rätedemokratie errichten, wenn der US-Imperialismus vorher jeden kleinsten Ansatz von Arbeiterorganisation und Planwirtschaft ausradiert? Ein direkter Krieg gegen Nordkorea liegt nicht im Interesse des US-Imperialismus. Der US-Imperialismus konkurriert um die globale Vormachtsstellung mit der Volksrepublik China und benutzt den Konflikt mit Nordkorea, um von seinen eigenen innenpolitischen Verwerfungen abzulenken und China unter internationalen Druck zu setzen. Internationalisten können bei einem Konflikt zwischen der größten imperialistischen Supermacht der Welt und einem durch Wirtschaftssanktionen völlig verarmten und durch Korruption entstellten Arbeiterstaat unmöglich Neutralität anpreisen. Es darf hierbei nicht vergessen werden, dass Nordkorea letztlich nur ein Spielball mehrer imperialistischer Mächte ist, welcher sich von allen Seiten in seiner Existenz bedroht sieht.
|