Kategorie: Asien

Was ist los im Jemen?

Seit April 2017 haben sich im Jemen mehr als eine halbe Million Menschen mit Cholera infiziert, mehrere Tausend Menschen sind bereits an Folgen der Krankheit gestorben. Die WHO spricht von der aktuell größten Choleraepidemie und einer der schwersten humanitären Krisen weltweit.


Cholera ist eine plötzlich auftretende Darminfektion, die vor allem durch bakteriell verunreinigtes Wasser oder ebensolche Nahrung verbreitet wird. Die Versorgung der Menschen im Jemen mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen ist seit jeher sehr schlecht. Müllberge nach einem Streik der Müllabfuhr und ein Stillstand der Wasseraufbereitungsanlagen, da der Treibstoff für die Generatoren fehlte, begünstigen die Krankheit. Durch den aktuellen Bürgerkrieg ist das Gesundheitssystem mittlerweile nahezu komplett zusammengebrochen. Die Hälfte der Krankenhäuser wurde zerstört, die restlichen Ärzte und Gesundheitseinrichtungen können nicht mehr finanziert werden. Eigentlich ist die Krankheit leicht zu bekämpfen, da jedoch der Staat quasi bankrott ist kann niemand die Behandlung bezahlen und somit auch kein Profit für die Pharmaindustrie erwirtschaftet werden. Neben Krokodilstränen werden die eh unzureichenden versprochenen Hilfsgelder der UN-Mitgliedsstaaten noch nicht einmal zur Hälfte ausgezahlt. Momentan sind es vor allem NGOs, die versuchen die Krankheit mit Lieferung sauberen Trinkwassers einzudämmen.

Wie kam es dazu?

Im März 2015 beginnt Saudi-Arabien auf Seite des faktisch entmachteten jemenitischen Präsidenten Mansur Hadi im Jemen eine Militärintervention. Mit Hilfe von Luftangriffen und einer Seeblockade wird versucht, die zaiditisch-schiitischen Huthi-Rebellen zurück zu drängen, die sich seit 2004 verstärkt gegen die sunnitische Regierung auflehnen. Die im Norden lebenden Rebellen fühlten sich bereits unter der Regierung des ehemaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh stark benachteiligt. Ausgangspunkt hierfür sind, neben dem konfessionellen Konflikt (zwischen Sunniten und Schiiten), auch die Spannungen zwischen dem ehemaligen Nord- und Südjemen. Die beiden Landesteile wurden 1990 aus wirtschaftlichen Interesse vereint, da im Süden beträchtliche Erdölvorkommen gefunden wurden, die der Norden hauptsächlich für sich nutzte. Bald schon fühlte sich der Süden betrogen und dominiert, daher brach bereits 1994 ein kurzer Bürgerkrieg aus der militärisch vom Norden niedergeschlagen wurde.

Der bis heute andauernde Huthi-Konflikt ist allerdings nur eine der jemenitischen Krisen. So erstarkten beispielsweise 2007 im Süden ebenfalls separatistische Bewegungen und 2009 fusionierten die saudischen und jemenitischen Zweige al-Qaidas zu al-Qaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP). Im gleichen Jahr kommt es auch zu den ersten militärischen Eingriffen Saudi-Arabiens und den USA gegen die aufständischen Huthis, nachdem es ein erstes Aufeinandertreffen der Rebellen und saudischen Sicherheitskräften an der Grenze gab. Außerdem beginnt die jemenitische Regierung den Iran zu beschuldigen, den Huthi-Aufstand anzuführen und finanziell zu unterstützen. Dieser kämpft bereits seit vielen Jahren mit Saudi-Arabien um die Macht auf der arabischen Halbinsel. Im Laufe des Arabischen Frühlings 2011 wird ein Ende des Saleh-Regimes gefordert. Dieser übergibt seine Macht an den Vizepräsidenten Hadi, welcher 2012 zum neuen Präsidenten gewählt wird. Er verliert allerdings schnell den Halt in der Bevölkerung und tritt 2015 zurück, nachdem Rebellen bereits im September 2014 die Hauptstadt Sana’a eingenommen haben. Daraufhin gründet Saudi-Arabien eine Militärallianz, welche logistisch auch von den USA und dem ehemaligen Kolonialherrscher Großbritannien unterstützt wird. Nach Hadis Rücktritt verkündet die Huthi-Miliz eine Übergangsregierung und erklärt das Parlament für aufgelöst.

Daraufhin startet Saudi-Arabien am 26. März 2015 eine Militäroffensive, die bis heute anhält. Der Flughafen der Hauptstadt wird bombardiert und mithilfe der ägyptischen Marine eine Seeblockade errichtet, die zu Mangelversorgung führt. Im Juli ruft die UNO die höchste Notstandstufe aus. Im ersten Halbjahr 2017 wurden bereits mehr Luftangriffe registriert als im Vorjahr. Über zehntausend Menschen haben ihr Leben verloren, mehrere Millionen sind vom Hunger bedroht und schon jetzt sind über 3,1 Millionen Menschen, fast jeder zehnte, in ihrem Land auf der Flucht.

Alle beteiligten Staaten an der Militärallianz schweigen in imperialistischer Manier zu der katastrophalen Lage im Jemen, auch die heimischen Medien berichten wenig und wenn ohne Konsequenzen. In grenzenlosem Zynismus schließen die westlichen Staaten weiterhin Waffendeals mit Saudi-Arabien ab, wie Trump erst im Mai. Eine Lösung im Sinne der Bevölkerung Jemens ist nicht abzusehen.

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