Oh nein! Das werden einige eventuell denken, wenn sie diese Titelaussage lesen. Es kann doch nicht alles mit dem Kapitalismus in Verbindung gebracht werden. Es handelte sich am Wochenende vom 17./18. Juni um einen verheerenden Waldbrand in der Mitte Portugals, verursacht durch einen Blitz. Die Katastrophe forderte viele Todesopfer. Dorfbewohner, die vor dem Feuer flüchten wollten, verbrannten in ihren Autos.
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Ja, der Blitzseinschlag war die unmittelbare Ursache, aber es steckt viel mehr dahinter. Es handelte sich nämlich um eine Region, die verstärkt durch Monokultur von Eukalyptusbäumen brandgefährdet ist.
Alles fing Mitte des 19. Jahrhunderts an. Es war in Mode gekommen Bäume und Pflanzen aus entlegenen Ländern zu pflanzen, darunter Eukalyptus aus Ozeanien. Zunächst hat man die medizinische und pharmazeutische Wirkung, vor allem die der Öle, im Visier gehabt. Aber 1920, inspiriert durch eine Diskussion im britischen Parlament zur günstigen Renditeentwicklung durch die Holzwirtschaft, entdeckte man die Vorteile des schnell wachsenden Eukalyptusbaums in Portugal.
Es begann eine systematische Ersetzung der heimischen Baumarten durch Eukalyptus-Monokulturen, die insbesondere für die Cellulose-Produktion und die Papierherstellung bestimmt sind. Eukalyptus ist sehr schnell wachsend. In 10-12 Jahren kann der Baum gefällt werden und wird damit rentabel. Das schnelle Geld der Eigentümer geht aber auf Kosten der Allgemeinheit und der Natur, so die Kritik.
Der Eukalyptus hat einen enormen Wasserverbrauch und kann anderen Baumarten praktisch „das Wasser abgraben“ und sie damit verdrängen. Monokultur und dichte Bepflanzung für den bestmöglichen Profit sorgen für Bodenerosion, verhindern die Biodiversität (Pflanzenvielfalt) und begünstigen auch wegen des Fehlens von Schneisen und durch die hohe Konzentration an Ölen in ihren Blättern verheerende Waldbrände.
Seit einigen Jahren ist Portugal „Europameister“ bei Waldbränden. Dies hängt unmittelbar mit der Zunahme der Eukalyptus-Monokulturen zusammen, kritisieren Experten. Immer mehr Bauern geben ihre Felder auf und diese werden zunehmend von Investoren aufgekauft, die dann Eukalyptus pflanzen. So ist eine mächtige Zellstoff- und VerpackungsIndustrie entstanden.
Die damalige konservative Regierung von Ministerpräsident Passos Coelho hat 2013 für eine Beschleunigung der Misere, bzw. als gute Vertreter der Industrie für mehr Renditemöglichkeiten gesorgt. Sie hat ein Gesetz erlassen, wonach Parzellen, die kleiner als 2 ha (Hektar) sind, mit jeder Baumart bepflanzt werden können (also inklusive Eukalyptus). Das hat Tür und Tor geöffnet für die Legalisierung eines bis dahin nicht so klar geregelten Zustandes. Eigentlich sollten demnach die Kontrollen über die Bepflanzungen bei Flächen, die kleiner als 50 ha sind, bei den Kommunen liegen. Über größere Areale soll der Staat wachen. Aber die Kontrolle funktioniert wohl kaum, da die schnelle Rendite winkt und die meisten Entscheidungsträger im Staat von der Industrielobby gut „beraten und überzeugt“ werden. Nicht genug damit, die konservative Regierung strich auch gleich viele Stellen beim Forstpersonal (Waldranger).
All dies führte dazu, dass der Eukalyptus mit einem Anteil von 44% mittlerweile die meist verbreitete Baumart in Portugal ist. Diese Baumart und die privaten Eigentümer dominieren zunehmend ganze Regionen. Der Anteil der öffentlichen Hand an der Waldfläche liegt bei nur ca. 15%.
Da der Klimawandel auch auf der Iberischen Halbinsel immer deutlicher spürbar wird und extreme Trockenheit und zyklonartige Winde zunehmen, sorgt die kapitalistische Prämisse „Profit über alles“ auf ganzer Linie für die Zerstörung der Umwelt und für den Tod vieler Menschen. Es wird Zeit, dies grundlegend zu ändern.
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