Unser Büro war drei Jahre lang für jeden geöffnet, der an revolutionären Ideen und Methoden interessiert war, um sich selbst in einer zunehmend chaotischen und barbarischen Welt zurechtfinden zu können. Es ist ein Ort für jene, die sich dafür engagieren, diese Ideen in eine gesellschaftliche Macht zu verwandeln, die tatsächlich diese Welt zum Guten verändern kann. Es ist ein Ort für jene, die bewusst Teil des Kampfes für dieses Ziel sind.
Als die Pandemie im März 2020 ausbrach, wurden wir in eine anspruchsvolle Situation geworfen. Durch den ständigen Wechsel zwischen Lockdowns und Öffnungen standen wir der ernsthaften Herausforderung gegenüber, unser Büro zu behalten. Die Pandemie hat an keinem Punkt unsere tägliche, nun zeitweise online stattfindende, Arbeit gestoppt. Wir hatten gewusst, dass wir uns auf unsere Rückkehr zu einem regulären Aktivismus im echten Leben vorbereiten mussten, was mehr Kraft und Entschlossenheit als jemals zuvor erfordern würde. Das Erste, was wir uns selbst sagten, war: „Eine außergewöhnliche Situation erfordert die Bereitschaft, eine außergewöhnliche Leistung abzuliefern.“
Ein Beweis unserer Anstrengungen
Eine online stattgefundene Spendensammlung ermöglichte es uns, über unser ursprüngliches Ziel hinauszugehen. In nur wenigen Monaten konnten wir 4000 Euro von unseren Genossen und Unterstützern sammeln. Dieses Ergebnis ist der Lohn unserer Anstrengungen vor und während der Pandemie. Ihre Grundlagen waren gründliche Diskussionen und eine ständige Suche nach neuen Mitstreitern für die Sache des Marxismus.
Wir entschieden uns, mit den gesammelten Spenden das Büro zu verstärken und zu verbessern. Dementsprechend wurden unsere Genossen zu Grafikdesignern, Malern, Maurern und Installateuren. Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein schönerer und einladenderer Ort.
Gestern haben wir unseren Hauptsitz nach drei Jahren erneut eingeweiht. Wir präsentierten die neuen Räumlichkeiten zuallererst denen, die entweder durch Geldspenden oder Arbeit direkt mitgeholfen haben, die Renovierung zu ermöglichen. Es waren allerdings auch neue Leute da, junge und sehr junge Menschen, die wir später getroffen haben. Für sie öffneten die Türen unseres Hauptsitzes zum ersten Mal. Dazu kamen auch besondere Gäste.
Das Erbe Hans-Gerd Öfingers
Die Sektion in Neapel widmete ihre Büros dem Genossen Hans-Gerd Öfinger, dem Gründer der deutschen Sektion der International Marxist Tendency. Hans-Gerd verließ uns unerwartet im letzten März, nachdem er sich mit dem Virus infiziert hatte, das unsere gesamte Welt so sehr veränderte. Seine Ehefrau und Tochter, Mitstreiterinnen sowohl im Leben als auch im politischen Kampf, und eine Gruppe von IMT-Mitgliedern der deutschen und österreichischen Sektionen (die Hans-Gerd ebenfalls mit aufgebaut hatte) waren angereist, um uns zu danken, Hans-Gerd zu würdigen und der Sektion in Neapel das Beste für die Zukunft zu wünschen.
Hans-Gerds Familie hat nicht nur dem Büro in Neapel, sondern auch der gesamten italienischen Sektion eine wichtige Spende bereitet. Diese hat sich vorgenommen, weitere Büros in ganz Italien zu öffnen.
In einer Zeit, in der politische Geschäftsstellen schließen, schwimmt Sinistra Classe Rivoluzione gegen den Strom. Wir sind überzeugt, dass es einen Bedarf für Orte gibt, an denen wir Politik diskutieren und unseren Kampf organisieren können.
Antonio Erpice von der Sektion in Neapel stellte Hans-Gerds Leben kurz vor. Nur ein paar der wichtigsten Punkte konnten dargestellt werden. Das reichte trotzdem aus, um die Verbundenheit der Anwesenden zu wecken und sie zu motivieren, den Kampf weiterzuführen.
Antonio sprach von Hans-Gerd als „Genossen mit grenzenloser Neugierde für die Geschehnisse in anderen Ländern und für die Genossen aller Sektionen“. Er war derjenige, der uns bei internationalen Treffen geholfen hatte, die Prozesse zu verstehen, die in der deutschen Arbeiterklasse und in ihren realen Lebensbedingungen stattfanden. Damit löste er den „Mythos von Deutschland“ auf, der eine große Rolle in der politischen Rhetorik auf der Südseite der Alpen spielt.
Er rief uns dazu auf, uns diesen Genossen als Beispiel zu nehmen, der in einer schwierigen Situation kämpfte, als die Kräfte der Linken schrumpften oder ganz verschwanden und die revolutionäre Linke ein Scherbenhaufen war.
Das war die Zeit nach dem Mauerfall. Angesichts dieser Situation ließ Hans-Gerd sich nicht unterkriegen, sondern ging seinen revolutionären Weg trotz alledem weiter, umgeben von neuen Genossen und geleitet von seinem unerschütterlichen Glauben an die Zukunft.
Antonio beendete seine Ansprache mit dem Wunsch, dass die jungen Menschen in Neapel Hans-Gerds Namen hören und ihn in ihren Worten und Taten durch das Verbreiten der Ideen, denen er sich verschrieben hatte, leben lassen. Der über unserer Hauptgeschäftsstelle prangende Name ist nach einer langen Reise zurückgekehrt und wird uns neue Leute bringen, die bereit sind, Hans-Gerds Beispiel zu folgen.
Ein beispielhafter Revolutionär
Hans-Gerds Ehefrau, Maria Clara, stimmte Antonios Darstellung zu und gab ihrerseits zusätzliche Erinnerungen an Hans-Gerd zum Besten. Sie erinnerte sich an einen Ausspruch Lenins, den Hans-Gerd gerne zitierte: „Ein guter Revolutionär muss ein guter Zuhörer sein.“ Hans-Gerd hatte ein enormes Wissen über die italienische und internationale Arbeiterbewegung, hörte jedem Genossen aufmerksam zu und nahm sich nach den Meetings die Zeit, ihnen Fragen über die Arbeiterklasse in ihren jeweiligen Ländern zu stellen.
Hans-Gerd war ein Optimist, der jedem Aufmerksamkeit zeigte. Er war in der Lage, die Balance zwischen einem Leben des Kampfes und einem Leben der Liebe, zwischen politischer Arbeit und Familie zu finden.
Rosa, Hans-Gerds Tochter, dankte den Genossen aus Neapel und richtete uns beste Grüße von der deutschen Sektion aus, die Hans-Gerd, Maria Clara und Rosa gestärkt und der sie beim Wachstum geholfen hatten.
Allesando Giardiello vom nationalen Exekutivkomitee von Sinistra Classe Rivoluzione erinnerte an die Worte Ted Grants, dem Gründer der International Marxist Tendency. Dieser sagte: „Sobald bestimmte Ideen in dein Blut gelangen, werden sie dich nie wieder verlassen.“, und dass „ein Marxist die Welt immer aus der Perspektive der Arbeiterklasse betrachten muss.“ Diese beiden Sätze wurden zu den Leitprinzipien in Hans-Gerds Leben und wir streben danach, sie auch zu den unsrigen zu machen. Schließlich beschreiben sie jeden Genossen, der sein Leben bewusst dem revolutionären Kampf widmet.
Alessandro erinnerte an Hans-Gerds unerschütterliche Loyalität für die International Marxist Tendendy, aber auch an seine Standfestigkeit beim Verteidigen seiner Positionen. Mit dieser geriet er sogar mit hochrangigen Führungspersönlichkeiten aneinander, wenn er von der Richtigkeit seines Standpunkts überzeugt war. Er fügte hinzu, dass jeder Kommunist in der Lage sein muss, das zu tun.
Hans-Gerds Leben galt revolutionärer Politik und ist ein Beispiel, zu dem wir alle als Mitglieder der IMT aufschauen können. Er erzählte uns über Hans-Gerds Aufmerksamkeit gegenüber den italienischen und neapolitanischen Sektionen. Er nahm jede Gelegenheit wahr die Kollegen der Fiat-Fabrik in Pomigliano zu interviewen, sich ein Bild zu machen zur Stimmung innerhalb der Belegschaft, ihren Arbeitsbedingungen und die Perspektiven für die politische Arbeit.
Nach den Reden gab es ein exzellentes Abendessen, mit dem der Rest des Abends genossen werden konnte. Die Atmosphäre war lebhaft, was durch den Enthusiasmus für die noch zu erledigende Arbeit verstärkt wurde. Wir verteilten Exemplare unserer Zeitung, Rivoluzione, Flugblätter und Magazine, die aus marxistischer Perspektive die Geschichte der Arbeiterbewegung und andere aktuelle, wichtige Themen behandeln.
|