Am 22. November fand in Jena eine große Demonstration gegen die Kürzungen an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) statt. Hintergrund ist, dass – gemäß einer Vereinbarung zwischen der Universitätsleitung und dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur – die FSU bis 2015 ungefähr ein Zehntel ihrer Mittel einsparen muss. Damit würden etwa 200 Personen mittelfristig ihre jetzigen Stellen verlieren werden. Es wären auch 30 Professorenstellen bis 2020 betroffen.
|
Von den Einsparungen sind alle Fakultäten betroffen. Ganze Studiengänge sollen nicht mehr angeboten werden. Dieser tiefe Einschnitt würde also zu einer Einschränkung des Studienangebots und einer Verschlechterung der Qualität von Forschung und Lehre an der FSU führen. Die gewählten Hochschulgremien wurden nicht in die Verhandlungen einbezogen und waren lange Zeit nicht über die Einschnitte informiert; ebenso wurden die Lehrenden nicht gefragt.
Mit STEPagainst gründete sich ein Bündnis gegen die Kürzungen an der Uni. Da der (mehrheitlich mit universitätsexternen Personen besetzte) Universitätsrat über die endgültige Form des „Struktur- und Entwicklungsplans 2020“ am 22. November entscheiden wollte, rief das Bündnis zu einer Demonstration genau an diesem Tag und zu dem Zeitpunkt der Sitzung auf. Innerhalb von knapp drei Wochen Mobilisierungszeit wurde mit fast 30 Sensenfrau-Entführungen (eine als „Sensenfrau“ verkleidete Studentin ging in die Vorlesungen, sprach über die Kürzungen und „entführte“ symbolisch den Professor), Vorab-Interviews, Kreidemalaktionen und YouTube-Clips vieles auf die Beine gestellt. Schließlich kamen 6 000 Menschen zur Demonstration, alle Erwartungen wurden übertroffen. 1000 TeilnehmerInnen unterzeichneten die Grundforderungen nach mehr Transparenz in der Hochschulpolitik und einer angemessenen Ausstattung der Hochschulen. Mitglieder des Studierendenrates (StuRa) der FSU, der Fachschaftsräte, der politischen Hochschulgruppen und viele andere Aktive brachten sich mit großem Einsatz ein. Die Demo wurde vom StuRa Erfurt, von ver.di, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den Parteien DIE LINKE, Grüne und Piratenpartei unterstützt. StuRa-Mitglied Dorothea Forch kritisierte „die zunehmende Ausrichtung auf ein Schmalspurstudium, das allein den Kriterien wirtschaftlicher Verwertbarkeit folgt.“ Vom Campus aus zog die Demo mit der Sensenfrau an der Spitze, Bannern und Trillerpfeifentönen Richtung Hauptgebäude, wo der Universitätsrat tagte, der die Kürzungen beschließen sollte. Dort gaben Trommler, Dudelsackspieler und Konfettiregen dem Protest eine kreative Note, während auf der Redebühne Klartext gesprochen wurde. So verwies Thorsten Wolf von der GEW auf die ohnehin schon prekäre Beschäftigungssituation an Thüringer Hochschulen, die zur systematischen Selbstausbeutung führe. Clemens Beck, Student und Senatsmitglied, warnte: „Die finanziellen Mittel für die Universitäten sind an die Studierendenzahlen gebunden. Wenn gekürzt wird, verliert die Universität an Attraktivität. Mit sinkenden Studierendenzahlen werden Fördermittel gekürzt – eine gefährliche Abwärtsspirale!“ Etwa 200 Personen gelangten friedlich in den Senatssaal und konfrontierten den Hochschulrat mit ihren Ansichten. Die Sitzung wurde abgebrochen. FSU-Rektor Klaus Dicke lobte das Engagement der StudentInnen als Signal in der „einzigen Währung, die die Politik versteht“. Für den 11. Dezember haben STEPagainst und Thüringer Studierendenschaften (KTS) zu einer Demo in Erfurt aufgerufen.
|