Die Gewerkschaften GEW und ver.di haben jüngst den Tarifvertrag für die rund 8000 studentischen Beschäftigten an Berliner Hochschulen (TVStud) einseitig aufgekündigt, um ab dem 1. Januar 2018 die rechtliche Möglichkeit zu erhalten, für Verbesserungen ihrer tariflichen Situation zu streiken und auf die Straße zu gehen.
|
Die seit mehreren Monaten andauernden Verhandlungen um die tarifliche Gleichstellung von studentischen Beschäftigten mit jenen des öffentlichen Dienstes hatten nach 16 Jahren Lohnstillstand keinen Fortschritt gebracht. Tatsächlich ist seit der letzten Lohnerhöhung 2001 ist das TVStud-Lohnniveau durch Inflation und Weihnachtsgeld-Streichung um 25 % eingebrochen.
Die vor zwei Jahren eigens gegründete studentische Initiative zählt bereits etwa 1000 Mitglieder. Sie hielt am 24. Oktober eine Infoveranstaltung an der FU (Freie Universität) ab, um Aktive und Interessierte über den Stand der Dinge zu unterrichten. MitstreiterInnen von allen Berliner Unis waren Anwesend, um die Strategien an ihren Standorten zu schildern.
Dabei wurde klar, dass nicht bloß die FU, sondern alle drei Hochschulen von prekären Arbeitsverhältnissen geprägt sind. Klar wurde auch, dass der Widerstand gegen Tarifflucht und das unkooperative Verhalten der Arbeitgeberseite nur dann erfolgreich sein kann, wenn die Uni- übergreifende Vernetzung und Mobilisierung an allen drei Standorten erfolgt. Die Arbeitgeberseite spielt bisher auf Zeit spielt und hat bis jetzt die Forderungen der KollegInnen nicht ernst genommen.
Die 14 grundlegenden Forderungen für einen Arbeitskampf ab Anfang Januar 2018 gehen von der sofortigen Erhöhung des Stundenlohnes auf 14 Euro über die Forderung nach Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auch nach mehr als sechs Wochen Krankmeldung und die Eindämmung von Stückel-Befristungen bis hin zu dem Verlangen nach einer tariflichen Mindestarbeitszeit von 40 Stunden im Monat.
Am 16. Dezember fand die Demo “Tanz für einen neuen TVStud” statt, bei der sich rund 450 Studentische Beschäftigte und solidarische Menschen für den nun anstehenden Streik im Januar warm tanzten. Die entscheidende Frage bleibt nun, ob es den KollegInnen gelingt, möglichst viele ihrer MitstreiterInnen sowohl für den kommenden Streik und auch für die Neuverhandlungen der Verträge zu mobilisieren. Nur so können wir genügend Druck auf die Arbeitgeberseite erzeugen, um die Forderungen umzusetzen. Ansonsten könnte es passieren, dass die Neuverhandlungen mit einem Ergebnis enden, das grundsätzlich eine noch schlimmere Situation am Arbeitsplatz für Tausende in der Branche bedeuten würde.
Doch sollte der Kampf erfolgreich sein, so könnte dies die Grundlage bilden für den Schulterschluss mit allen abhängig Beschäftigten und eine langfristige kämpferische Gewerkschaftsinitiative, die sich nicht von so genannten „Sachzwängen“ einschüchtern lässt, sondern sich konsequent über die gesamte Republik mit den KollegInnen vernetzt und sich unnachgiebig für die Interessen der Beschäftigten einsetzt.
https://tvstud.berlin/
|