Kategorie: Kapital und Arbeit

Meyer Werft Papenburg: Osteuropäische Werksvertragsarbeiter streiken erfolgreich für deutsche Arbeitsverträge

Nachdem im Juli 2013 zwei auf der Meyer Werft in Papenburg beschäftigte rumänische Werkvertragsarbeiter bei einem Wohnungsbrand ums Leben kamen, wurde die Öffentlichkeit auf die Situation der ausländischen Arbeitnehmer aufmerksam. Am Ende sah sich Meyer gezwungen, eine Sozialcharta zu verabschieden, die für die auf der Werft arbeitenden Personaldienstleister verpflichtend ist. Darin wurden u. a. ein Mindestlohn von 7,50€, menschengerechte Unterkünfte und die Einhaltung der Arbeitszeiten festgelegt.


 

Anfang März streikten in der Werft 150 rumänische und bulgarische Arbeiter. Vor Abschluss der Sozialcharta hatten diese teilweise bis zu 300 Stunden im Monat gearbeitet und dafür den entsprechenden Lohn erhalten. Dies ist jetzt nicht mehr möglich, so dass die Werkvertragsarbeiter am Monatsende, trotz des Mindestlohns, weniger Geld erhielten. Hinzu kommt, dass Überstunden nicht mehr ausgezahlt, sondern durch Freizeitkonten ausgeglichen wurden. „Das hat insbesondere bei den osteuropäischen Beschäftigten des Emder Personaldienstleiters Dirks zu massiver Unzufriedenheit geführt. Die Familien dieser Arbeiter leben weit weg. Freizeitausgleich bedeutet für diese Männer oft nur, dass sie in ihren Unterkünften sitzen und sich langweilen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Thomas Gelder der Ems-Zeitung.

 

Die Arbeiter sind bei rumänischen und bulgarischen Firmen beschäftigt, die einen Vertrag mit dem Emder Dienstleister Dirks haben, der sie schließlich an die Meyer Werft verleiht. Dieses komplizierte Firmengeflecht führte dazu, dass die Arbeiter das Gefühl hatten, dass ihnen Geld vorenthalten wurde.

 

Nach achtstündigen Verhandlungen erreichten die Arbeiter, dass sie deutsche Arbeitsverträge erhalten. Die Freizeitkontenregelung wird eingestellt und jede einzelne   Überstunde  bezahlt.  Die Verträge werden als Einzelverträge von Dirks mit der IG Metall ausgehandelt.

 

Das Ergebnis des Streiks zeigt, dass sich die Lage der Werkvertragsarbeiter zumindest auf der Meyer Werft verbessert hat. Vor dem tragischen Tod ihrer beiden Kollegen wurden die osteuropäischen Arbeiter in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, der Betriebsrat und die IGM fühlten sich für sie nicht verantwortlich und das Werft-Management schob jegliche Verantwortung auf die Subunternehmer.

 

Nach der Verabschiedung der Sozialcharta sind die ausländischen Kollegen selbstbewusster geworden und haben erkannt, welche Macht sie haben, wenn sie gemeinsam für ihre Sache kämpfen. Und sogar der Betriebsrat steht hinter den Werkvertragsarbeitern. Sein Vorsitzender Gelder hält es für „legitim, dass die Arbeiter Druck gemacht haben“.

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