Kategorie: Kapital und Arbeit

Streikwelle bei Sozial- und Erziehungsdiensten, Post und Bahn: Die Kräfte bündeln statt verzetteln

Die bundesdeutschen Eliten und Medien verbreiteten angesichts des Streiks der Lokführer in der letzten Woche Panikstimmung. Nun beginnt ein unbefristeter Streik in kommunalen Kitas. Bei der Post hält der Konflikt an.


 

Dabei dürften auch diese Arbeitskämpfe nichts daran ändern, dass Deutschland im weltweiten Vergleich ein äußerst streikarmes Land ist. So machen die Ausfalltage seit 2005 hierzulande nur einen Bruchteil dessen aus, was abhängig Beschäftigte in Frankreich, Dänemark, Kanada, Belgien, Finnland oder Spanien an Streiks hinlegten.

 

Klassenkampf

 

Es ist vielfach vergessen: Streiks sollen weh tun. Sie sind ein Stück Klassenkampf und zwingen, Farbe zu bekennen. Streiken ist Grundrecht und kein Zuckerschlecken. Es verlangt den Akteuren Opfer und Kraft ab. Legenden, wonach „demagogische Reden“ der Gewerkschaftschefs Streiks auslösen, sind absurd. Oft ist das Gegenteil der Fall und der Druck der Basis entscheidend. Bei arbeitenden Menschen hat sich quer durch alle Bereiche viel angestaut. Streiks bieten die Möglichkeit, über wichtige Detailforderungen hinaus Stärke zu demonstrieren und zu zeigen: Jetzt reichts! Wir haben genug geschluckt und geopfert.

Heftigen medialen Gegenwind bekommt derzeit vor allem die GDL zu spüren. Aber auch beim Erzwingungsstreik in Kitas und Sozialdiensten dürfte bald ein Trommelfeuer gegen ver.di und GEW einsetzen. Das war schon 2009 der Fall.

Ob als Eltern, Bahnreisende oder Postkunden – in diesen Tagen spüren Millionen die Auswirkungen der Streiks und lernen damit zu leben. Umso wichtiger sind Aufklärung und Konzentration auf einen gemeinsamen Nenner. So verbindet ver.di, GEW, GDL und andere die berechtigte Sorge, dass die gesetzliche Neuregelung der Tarifeinheit im Betrieb das Streikrecht aushöhlt. Streiks bieten die Chance, aufzuklären und Unterschriften für den Appell „Tarifeinheit JA – Eingriff ins Streikrecht NEIN“ zu sammeln. Die Aufwertung der Berufe in Kitas und Sozialdiensten liegt im Interesse aller abhängig Beschäftigten. Wir wollen unsere Kinder tagsüber qualifizierten, motivierten und zufriedenen Fachkräften anvertrauen. Das Lohndumping bei der privatisierten Post raubt vielen Menschen ihre Zukunftschancen. Zufriedene, gut ausgebildete Lokführer, Piloten und andere Fachkräfte im Verkehrswesen minimieren die Wahrscheinlichkeit von Unglücken und Katastrophen.

 

Gute öffentliche Dienstleitungen für alle

 

In den aktuellen Tarifkonflikten geht es im Grund um die Verteidigung und Wiederherstellung guter und erschwinglicher öffentlicher Dienstleistungen (Erziehung, Verkehr, Logistik) für alle. Die Chance, einen gemeinsamen, koordinierten Arbeitskampf zu organisieren, ist zum Greifen nahe. Das Potenzial für breite Solidaritätsaktionen durch alle Gewerkschaften, Elternverbände, politische und andere Organisationen ist da. Worauf warten wir noch?

 

  • Solidarität mit allen Streiks zur Verbesserung der jetzigen Arbeitsbedingungen und            der unserer Kinder! Die Bedürfnisse der abhängig Beschäftigten sind für uns entscheidend, nicht der private Profit.
  • Als abhängig Beschäftigte erarbeiten wir den Profit der Kapitalistenklasse. Nur durch Streik können wir mitbestimmen, wie wertvoll unsere Arbeitskraft sein soll.
  • Wir brauchen kein Tarifeinheitsgesetz, mit dem das Streikrecht eingeschränkt werden soll.
  • Die Interessen der abhängig Beschäftigten können nur wir selbst verteidigen. Wo der Widerstand nicht groß genug ist, nehmen Lohngefälle und Verschlechterung von Arbeitsbedingungen zu. Nur wenn wir alle zusammen halten, können wir Erfolg haben.

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