Kategorie: Kapital und Arbeit |
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Fachkräftemangel: Mit Klassenkampf gegen bürgerliche Propaganda |
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Seit Jahren klagen deutsche Unternehmer über einen wachsenden Mangel an Fachkräften. Für das Jahr 2022 meldete das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung das Fehlen von ca. 630.000 Fachkräften. Im Jahr 2011 waren es noch ca. 130.000 Fachkräfte. Grund dafür sei vor allem der demografische Wandel. Um diesen auszugleichen, fordert der Unternehmerverband Gesamtmetall eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre und eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden. |
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Das Kapital setzt auf DemagogieSolche Maßnahmen würden sich einer Reihe von Angriffen anschließen, welche die deutsche Arbeiterklasse seit Jahren, wie mit der Agenda 2010, auf ihre Rechte und ihren Lebensstandard aushält. Das Kapital begründet diese mit Standortlogiken und angeblichen „Sachzwängen“ wie der schlechten Weltwirtschaftslage, dem Krieg in der Ukraine oder dem demografischen Wandel. Aber am Ende ist es immer die Arbeiterklasse, die den Gürtel enger schnallen soll, während europäische Konzerne Rekordgewinne einfahren. Der angebliche Fachkräftemangel stellt hier keine Ausnahme dar. Die Kapitalisten fordern: Wenn zu wenig Arbeitskräfte vorhanden sind, dann müssen die Bestehenden eben länger und härter arbeiten. Und damit man wettbewerbsfähig bleibt, sollen diese natürlich auch keinen höheren Lohn fordern. Im Widerspruch zu dem Bild des Arbeitskräftemangels stehen 3,2 Millionen Arbeitslose sowie der Abbau von Ausbildungsplätzen von 580.000 Stellen im Jahr 2009 auf 540.000 im Jahr 2022. Zwar stiegen auch die unbesetzten Ausbildungsstellen von ca. 33.000 im Jahr 2012 auf ca. 69.000 im Jahr 2022, dies liegt jedoch vor allem daran, dass die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen eben genau in den Branchen mit dem höchsten Fachkräftemangel besonders schlecht sind. So ist es kein Zufall, dass vor allem für Stellen in der Logistik und im Vertrieb nur noch wenige Auszubildende gefunden werden. Am deutlichsten aber zeigt sich das Problem im Gesundheitssektor. Hier sind beispielsweise 51.000 Stellen unbesetzt und noch viele mehr müssten geschaffen werden, um gute Arbeitsbedingungen und eine gute Versorgung zu gewährleisten. Gleichzeitig geben über 300.000 ausgebildete Pflegekräfte in Deutschland an, sich vorstellen zu können, in den Beruf zurückzukehren, wenn sich die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung verbessern würden. Ein System im VerfallEine Ausbildung stellt für die Kapitalisten nichts anderes als eine Investition dar. Diese wird in Zeiten der Krise genau wie alle anderen Investitionen in die reale Produktion immer unattraktiver. Anstatt also neue Schichten der Arbeiterklasse gut entlohnt auszubilden, wird lieber versucht, die bestehenden ausgebildeten Kräfte aus anderen Betrieben abzuwerben oder billige Hilfsarbeiter einzusetzen. Vor allem das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, welches das Bundeskabinett Ende März beschlossen hat, muss vor diesem Hintergrund betrachtet werden. In Zukunft soll es deutschen Unternehmen so erleichtert werden, Fachkräfte aus dem nicht-europäischen Ausland abzuwerben. Die Bundesregierung und die bürgerlichen Medien versuchen diesem Vorhaben einen progressiven Anstrich zu verleihen, da dieses Gesetz den demografischen Wandel bekämpfen und die Attraktivität Deutschlands steigern würde. Doch in Wahrheit reiht es sich in die Tradition protektionistischer Gesetze und Maßnahmen der letzten Jahre ein, welche die deutsche Wirtschaft gegenüber der ausländischen Konkurrenz stärken sollen. Gleichzeitig wird die Möglichkeit geschaffen, die Löhne im eigenen Land durch günstigere migrantische Arbeitskräfte zu drücken und die Arbeiterklasse entlang von Nationalitäten zu spalten. Nur Klassenkampf kann Fachkräftemangel lösen
Der Kapitalismus ist nicht dazu in der Lage, die Probleme unserer Zeit zu lösen. Vielmehr erzeugt und verstärkt er sie. Der Fachkräftemangel ist da nur eines von vielen Beispielen. Fehlende Arbeitskräfte sind in vielen Branchen tatsächlich ein Problem. Weitere Angriffe auf die Rechte von Arbeitern werden dieses jedoch nur verschärfen. Es bräuchte stattdessen eine Investitions- und Ausbildungsinitiative, die vor allem in Bereichen wie der Pflege einen guten Lohn und sichere Arbeitsbedingungen sichert. Von den Bossen und bürgerlichen Politikern können wir solche Initiativen allerdings nicht erwarten, da sie direkt ihre Profite und Wettbewerbsfähigkeit untergraben würden. Ein offensiver Klassenkampf ist also notwendig, der die Demagogie der Herrschenden entlarvt und gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in den Betrieben durch Streiks erzwingt.
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