Kategorie: Kapital und Arbeit |
|||
Unser Hafen, nicht euer Casino! |
|||
|
|||
Seit geraumer Zeit macht der Hamburger Hafen gehäuft Negativschlagzeilen. Der vorläufige Höhepunkt wurde kürzlich erreicht, als die Beschäftigten im Hafen und die Einwohner der Stadt Hamburg die Meldung erreichte, dass die größte Containerreederei der Welt mit erheblichen Anteilen in die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) einsteigen will. Kein Arbeiter oder Betriebsrat war in die Entscheidung involviert. |
|||
|
|||
Die Stadt Hamburg behält 50,1 % und die Mediterranean Shipping Company (MSC) erwirbt 49,9 %. Aus Sicht Hamburgs soll so die weitere Finanzierung ihres Logistikunternehmens und des Hafens gesichert werden. Die Aktie der HHLA schießt bereits ordentlich in die Höhe. MSC verspricht sich von diesem lukrativen Deal nun einen Meilenstein im internationalen Konkurrenzkampf erreicht zu haben. Hamburg wird so die zentrale Narbe des MSC-Netzwerks aus Container Services und Logistikketten. Das passende Netzwerk aus Container Terminals und Schieneninfrastruktur stellen das führende Logistikunternehmen HHLA und ihre Tochter METRANS. Natürlich hätte der deutsche Konkurrent und die fünftgrößte Containerreederei weltweit Hapag-Lloyd auch gerne diese Gelegenheit gehabt. Die Stadt Hamburg hält sogar 13,9 % der Anteile am Traditionsunternehmen. Hapag wickelt seine Containerflüsse über den größten Terminal der HHLA, den Burchardkai, ab. Nun bedeutet es, dass sie direkte Gebühren an ihren größten Konkurrenten zahlen. Sogar ein, wenn auch unwahrscheinlicher, Abzug aus dem Ballindamm Richtung Wilhelmshaven stand aufgrund dieser Niederlage im Raum. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch der Milliardär Klaus-Michael Kühne, der vor allem durch sein Engagement beim HSV bekannt ist. Er hält 30 % der Hapag-Anteile und wollte selbst in die HHLA einsteigen. Eine Offensive ist nicht auszuschließen. Der Ausverkauf des einstigen Staatsunternehmens ist nicht neu. Auch nicht die mit ihm einhergehende stetige Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Die Unzufriedenheit der Hafenarbeiter ist durch die Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit enorm gewachsen. Bereits im letzten Jahr haben wir eindrucksvolle Streiks und Proteste gegen diesen Prozess gesehen. Ein Großteil weiß, was mit dem MSC-Deal auf sie zukommt, und zeigte sich empört und kämpferisch. Durch die Folgen der globalen Krise wie zerstörte Lieferketten und Geschäftsbeziehungen, Verfügbarkeit von Materialien und Gütern sowie hohe Mehrkosten in allen Teilen der Handelskette ist der Umschlag im Hafen bereits um 10 % zurückgegangen. Das führte zu Entlassungen und Einstellungsstopps, auch dort, wo dringend mehr Personal für den Arbeitsaufwand benötigt würde. Betroffen davon waren weite Teile der Hafenindustrie – vom Matrosen über den Staplerfahrer bis zum Büroangestellten. Zuerst waren vor allem Lascher und Zulieferer betroffen. Doch längst ist die Krise des Kapitalismus im Hamburger Hafen angekommen und für alle spürbar. Bis auf wenige Unternehmen, auf die sich der Markt konzentriert, haben alle anderen zu kämpfen und müssen Kosten einsparen. In allen Teilbranchen entsteht für die geringere Zahl an Beschäftigten ein Mehraufwand an Arbeit – der oftmals nicht stemmbar ist – bei sinkenden Reallöhnen. Gegen den weiteren großen Schritt des Ausverkaufs der Seehäfen – in diesem Fall für die Profite von MSC – hatte die Gewerkschaft ver.di für den 19. September zu einer Demonstration aufgerufen. Auch unsere Hamburger Genossen haben sich solidarisch beteiligt. Die Hafenarbeiter sind international gut miteinander verknüpft. Aus der ganzen Welt gucken Hafenarbeiter ganz genau auf Hamburg, denn wenn hier eine Privatisierung durchgeht, dann auch woanders. Die Vertreter der HHLA versuchen, den Deal als etwas Gutes für den Hafen und die Stadt zu verkaufen. Aber die Arbeiter fordern die Hansestadt konkret auf, transparent aufzuzeigen, wie die Zukunft des Hafens aussehen soll. Sie fordern den Erhalt von tariflich gesicherten Arbeitsplätzen und betriebliche Mitbestimmung. Sie wissen, dass die aktuell noch verhältnismäßig guten Arbeitsbedingungen bei der HHLA vor allem auch an ihrem hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad von 85 % liegen. Sie wollen und müssen gemeinsam organisiert Druck erzeugen. Ein großer Teil der Arbeiter möchte den Verkauf unter keinen Umständen zulassen und ist fest entschlossen, weiter zu demonstrieren und zu streiken. Wir zeigen uns solidarisch mit den Arbeitern im Hafen: Kein Verkauf von Stadteigentum! Unser Hafen, nicht euer Casino! Wir fordern: Offenlegung der Geschäftsbücher! Gleitende Arbeitszeitskala gegen Rezession, Entlassungen und Kurzarbeit! Enteignung statt Privatisierung: Den Hafen in Arbeiterhand! |