Kategorie: Kapital und Arbeit

Karstadt in Not: Schickedanz, Sal. Oppenheim & Co. enteignen!

Während in den letzten Wochen viele Karstadt-Beschäftigte bundesweit auf die Straße gingen und mit Demonstrationen, Mahnwachen, Menschenketten, Unterschriftensammlungen und „Besuchen“ bei Politikern gegen die drohende Vernichtung ihrer Warenhäuser und Arbeitsplätze protestierten, schieben sich Bundesregierung und Manager des Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor gegenseitig den schwarzen Peter für die Krise zu.




Aus der jetzt eingeleiteten Insolvenz werden viele als Verlierer und nur wenige als Gewinner heraustreten. Sollte es tatsächlich zur Übernahme von Karstadt durch den Metro-Konzern kommen, wie auch die Bundesregierung vorschlägt, so stünden zig Kaufhäuser und viele tausend Arbeitsplätze auf der Abschussliste. Kommen die Kreditgeber und Großbanken zum Zuge, so werden sie sich das „Tafelsilber“ unter den Nagel reißen und alles andere abstoßen. So oder so düstere Zukunftsaussichten.

Wer hat uns die Krise eingebrockt?

Karstadt-Beschäftigte wissen, dass zwielichtige Immobiliengeschäfte des Managements eine Ursache für die Krise des Konzerns sind. Offensichtlich werden für die Karstadt-Häuser seit Jahren überhöhte Mieten bezahlt. Der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, der vor wenigen Monaten mit einer Abfindung in Millionenhöhe ausgeschieden war, ist offensichtlich zusammen mit dem Immobilienfonds der Privatbank und Arcandor-Großaktionärin Sal.Oppenheim in solche Geschäfte verstrickt. Solche Machenschaften gehören schonungslos transparent gemacht. Für die Offenlegung aller Geschäftsbücher und Verträge!
Dass der Einzelhandel in Deutschland seit Jahren kriselt, ist aber auch Folge der Berliner Regierungspolitik. Hartz IV hat eine allgemeine Lohndrückerei bewirkt und dazu beigetragen, die Masseneinkommen und Kaufkraft zu senken. Zudem haben Gesetzeslockerungen im Einzelhandel einen brutalen Verdrängungswettbewerb beschleunigt, der besonders den Kaufhäusern zu schaffen macht. Sie haben noch mehr qualifiziertes Personal für die Kundenberatung und für ihre Angestellten gibt es im Gegensatz zu vielen anderen Billigläden und Handelsketten noch Tarifverträge.

In letzter Zeit war für die 24.000 Karstadt-Beschäftigten ein Lohnverzicht zur Rettung ihrer Arbeitsplätze vereinbart worden. Wieder einmal zeigt sich: Solche Lohnopfer nehmen die Kapitaleigner immer gerne an, sie retten aber keinen Arbeitsplatz.
Nun droht vielen Angestellten bei Karstadt, den Lieferanten, der Logistik und anderen Firmen im Konzern wie etwa Quelle die Arbeitslosigkeit, bestenfalls ein noch schlechter bezahlter Job anderswo im Handel. Bei einer Fusion von Karstadt und Kaufhof wären aber auch viele Kaufhof-Arbeitsplätze in Gefahr. Die Kosten für die Allgemeinheit sind hoch. Allein der Wegfall von 15.000 Arbeitsplätzen bedeutet für uns alle Folgekosten bis zu 340 Mio. Euro – durch Arbeitslosengeld, Steuer- und Abgabenausfall und sinkende Kaufkraft. Die Monopolisierung im Einzelhandel wird letztlich zu höheren Preisen führen, warnt auch die Linksfraktion im Bundestag.

Weil die Eigentümer, allen voran Schickedanz und Sal. Oppenheim, und die bisherigen Manager nicht imstande sind, den Arcandor-Beschäftigten eine sichere Zukunft zu garantieren, fordern wir die Überführung des Arcandor-Konzerns in Staatseigentum. Entschädigung an die bisherigen Aktionäre sollte nur bei erwiesener sozialer Bedürftigkeit gezahlt werden. Der Konzern muss unter die Kontrolle der Beschäftigten gestellt werden, denn sie kennen „den Laden“ am besten und wissen, wo es hakt. Beschäftigte, Gewerkschaft, Kommunen und Verbraucher müssen dem künftigen Management auf die Finger schauen und gemeinsam ein Konzept für zukunftsfähige Kaufhäuser in lebenswerten Innenstädten zum Wohle der Masse der Bevölkerung entwickeln. Keine Zerschlagung von Karstadt! Kein Lohndumping! Erhalt aller Arbeitsplätze und aller Standorte! Lasst Euch nicht für dumm verkaufen und einzeln abschlachten!

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