Kategorie: Kultur |
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Filmtip: Bowling for Columbine |
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Ein Mann geht in eine Bank, um ein Konto zu eröffnen. Da die Bank gleichzeitig ein staatlicher autorisierter Waffenhändler ist, darf er sich als Einstandsgeschenk ein Gewehr aussuchen, mit dem er nach einer kurzen Überprüfung nach Hause gehen kann. So beginnt das Portrait der USA, "einer Nation, die zuerst tötet und danach nach den Ursachen fragt." |
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Columbine steht für das Massaker an der Columbine High School in Denver, bei dem zwei Schüler fünfzehn Menschen töteten. Von diesem Amoklauf ausgehend stellt Michael Moore, kritischer amerikanischer Autor und Filmemacher die Frage, wieso es in den USA eine so hohe Zahl an Menschen (11.000 pro Jahr) gibt, die durch Schusswaffen ums Leben kommen. Aus diesem Grund besucht er die Michigan-Miliz, Charlton Heston und andere rechte Fanatiker genauso wie VertreterInnen von großen Unternehmen, wie dem Rüstungskonzern Lockheed Martin oder Supermarktkette K-Mart. Scheinbar völlig unbeholfen und naiv beginnt er die Interviews, in deren Verlauf es ihm stets gelingt, seinen Gegenüber festzunageln; und das, ohne groß zu theoretisieren, allein durch einfache Aufzählungen von Fakten. Überhaupt überrascht der ganze Film durch die komplette Abwesenheit von abstrakten theoretischen Erklärungen, er glänzt einzig und allein durch die Eindrücke und Tatsachen, die er vermittelt, die unweigerlich eine Wut auf die herrschenden Zustände bei den ZuseherInnen entstehen lässt. What a wonderful world Die abstrakten Zusammenhänge werden durch Moores Schnitttechnik und Bildabfolge erfahrbar. So reagiert Moore beispielsweise auf die Aussage des Lockheed-Martin Pressesprechers, die USA würden nicht einfach so andere Länder angreifen, sondern stets nach anderen Lösungen suchen, mit einer Aufzählung amerikanischer Interventionen und deren Opfern seit 1945, während aus den Lautsprechern "What a wonderful world" ertönt. Staatliche Gewalt Leider bleibt der Film bis auf eine Ausnahme bei dieser Erklärung stehen und lässt soziale Ursachen ins Hintertreffen geraten, genauso wie er zu unreflektiert über die kanadische und europäische Sozialpolitik berichtet. Das soziale Elend eines großen Teils der amerikanischen Arbeiterklasse spielt jedoch eine gewichtige Rolle in dieser hyperindividualistischen Gesellschaft, in der Waffen die Tendenz zu individuellen Lösungen von sozialen Probleme verschärfen. Das wird besonders anhand jenes Falles deutlich, bei dem ein Sechsjähriger eine Gleichaltrige erschoss. Moore zeigt dabei den "staatlichen Gewaltakt gegen die Mutter", die in einem "Welfare to Work"-Programm ihre Sozialhilfe abarbeiten musste und jeden Tag mit dem Bus 160 Meilen zur Arbeit gekarrt wurde. Der bereits erwähnte Rüstungskonzern Lockheed Martin beteiligt sich übrigens an diesem Programm, das die Schaffung eines Niedrigstlohnsektors als Sozialpolitik kaschiert. Unter diesen Bedingungen hatte die Mutter keine Möglichkeit mehr, ihren Sohn zu sehen und musste ihn einem verwahrlosten Onkel überlassen. Die Katastrophe nahm ihren Gang... Stephan Horvath |