Kategorie: Ökologie

12 Castor-Behälter rollen nach Gorleben. Der Protest dagegen ist überaus wirksam und wichtig

Nach Fukushima hat die Bundesregierung den Ausstieg aus dem Ausstiegs des Ausstiegs verkündet. Durch den faulen Kompromiss lassen sich die Aktivisten jedoch nicht blenden und versuchten auch 2011, den Castor möglichst lange aufzuhalten und so ein Zeichen gegen die verfehlte Endlager – und Atompolitik insgesamt zu setzen. Bericht eines Demonstranten aus dem Wendland über den diesjährigen Castor –Transport.




Bei der Ankunft im Wendland wird sofort klar, auf wessen Seite die Bewohner stehen. An den Häusereinfahrten in den kleinen Dörfern und auf offenen Feldern stehen große -zumeist gelbe- „X“e aus Holz: „X-tausendmal quer“ heißt es, wenn der Castor anrollt. Die Initiative unterstützt die Aktivisten beim Blockieren des Castors und deren X-Symbol ist in der Gegend Ausdruck für den Widerstand gegen den Ausbau Gorlebens zum Endlager.

Am Donnerstagabend ist es in der Gegend noch relativ ruhig. Viele Demonstranten befinden sich in ihren Camps, der Castor steht ja auch noch an der deutsch-französischen Grenze.
Angekommen an unserem Ziel, Lagebesprechung: Es gibt verschiedene Gruppen. Schotterer, die Gruppe „Ende im Gelände“ und „Widersetzen“. Wobei mitmachen? „Widersetzen“? Das sind die Straßenblockierer, es heißt, wenn man bei ihnen mitmacht, soll nicht geschottert werden und keine andere „illegale“ oder gar gewalttätige Aktion durchgeführt werden. Zum Schottern sein wir zu wenig Leute, dazu bräuchte man mindestens zwei Gruppen à 800 Leute, um eine effektive Aktion durchzuführen. Also „Ende im Gelände“, zu denen es heißt, es sei Raum für eigene Ideen und Initiativen da, Sägen, Hebeln, Schottern, Barrikaden bauen, alles sei hier vertreten. Und es sei „keine Mittel ausgeschlossen“, um auf die Gleise zu kommen. In unserer Gruppe entflammt die Diskussion, ob mit dieser Formulierung auch der Einsatz von Gewalt gegen Menschen nicht ausgeschlossen sei- etwas, was keiner von uns wollte! Es findet sich diesen Abend keine Antwort auf die Frage.
Ist –wie sich später rausstellen sollte- eh egal, denn wer soll gepanzerten Reiterstaffeln, Tränengas-Granaten, Schlagstöcken, Wasserwerfern, deren Wasser teilweise Reizstoffe beigemischt wurden, Räumfahrzeugen, Hundestaffeln und aufgestachelte Staatsdienern wirklich etwas entgegensetzen?
Am Freitagmorgen machen wir uns auf ins Camp Metzingen, von wo aus eine Rallye starten soll, die der „Erkundung des Waldgebietes“ rund um die Südseite der Strecke dient. Treffpunkt für ein anschließendes Plenum soll nachmittags um 3 Uhr an der Lichtung vor der „Hütte-X“ nahe bei den Gleisen sein.

Als unsere Gruppe sich gegen Mittag in der Nähe jener Hütte den Gleisen nähert, ist es noch sehr leicht, auf die Gleise zu kommen. Die Polizisten stehen in großem Abstand und in geringer Zahl am Gleisrand. Es ist kein Problem auf die Gleise zu kommen und die Polizei(ausnahmsweise noch mit abgelegten Helmen) hält sich noch zurück. Es sind noch nicht viele Menschen angekommen, einzelne Schotterversuche kommen kaum zustande. Kein Wunder, ist der Castor doch erst vor kurzem ins Saarland eingefahren.
Der „Castor- Ticker“ funktioniert, je näher man den Gleisen kommt, immer schlechter. Kaum Internetempfang. Die Beteiligten gehen von Störung der Verbindung durch die Polizei aus. In den seltenen Fällen, in denen sie funktioniert, tauschen die Demonstranten Nachrichten aus. „Fr, 11:26 Uhr, Gorleben: Laut aktuellen Unterlagen von Greenpeace ist das Zwischenlager Gorleben nicht terrorsicher, der Transport muss sofort gestoppt werden.“ lautet eine Meldung.
Vormittags und mittags kommt es zu keinen größeren Zwischenfällen, es sind viele Journalisten anwesend, beinahe mehr als Polizisten. Das sollte ein rares Bild bleiben.

Am frühen Nachmittag mehren sich die Demonstranten. Sie kommen von der Rallye bei der Lichtung ein, wo eine VoKü aufgebaut ist. Auch die Polizei mehrt sich, allerdings nicht so schnell wie die Demonstranten, müssen sie doch Barrikaden aus Baumstämmen mit ihren Räumfahrzeugen räumen, die auch erstaunlich schnell hinter ihnen „nachwachsen“...

Es rollt neben duzenden Polizeifahrzeugen und Räumpanzern auch ein Wasserwerfer an, der die einzige Kreuzung über die man auf die Lichtung kommt, blockieren. Wohl deshalb kommen die Menschen nicht so zahlreich an, es sind ein paar hundert. Auf dem Parallelweg zu den Schienen patrouillieren mittlerweile Hundertschaften der Polizei, auch berittene. Die Menschen, die sich friedlich auf der Lichtung bei der VoKü aufhalten und sich dort stärken, werden unruhig, ist doch die Kanone des Wasserwerfers direkt auf sie ausgerichtet und haben –teilweise vermummte- Polizeikräfte eine Reihe um ihr Fahrzeuge gebildet- ganz nahe bei der Suppenküche! Die im Vorfeld bereits angekündigte No-tolerance-Strategie der Polizei bewahrheitet sich schnell. Als einige Demonstranten beginnen, umgekippte Baumstämme und Äste als Barrikaden vor und hinter den Polizeieinheiten auf die Straße zu hieven, eskaliert die Situation: der Wasserwerfer schießt los, Polizisten stürmen auf die Demonstranten zu, die versucht hatten, die Barrikaden zu errichten. Eigentlich eine unnötige Reaktion, hätten die paar Baumstämme doch keine Bedrohung für niemanden dargestellt, erst recht nicht für die Räumfahrzeuge der Polizei. Doch zu spät!
„DER GANZE WALD HASST DIE POLIZEI!“ rufen die wütenden Demonstranten. Nun explodieren vereinzelt Böller auf der Straße unter den Barrikaden, eine fängt an zu kokeln, wird jedoch sofort vom Wasserwerfer gelöscht. Die Demonstrantenmenge, die eigentlich auf der Lichtung auf den Beginn des Plenums wartete, zerstreut sich nun. Man verbirgt sich im Wald, wo man sich in Kleingruppen bewegt, abwartet und versucht wieder auf die Gleise zu kommen, um vielleicht eine spontane Aktion starten zu können. Aber auch keiner will sich verausgaben, ist es doch erst Freitag und der Castor ist noch weit weg.
Zwischendrin wieder einmal ein Blick auf den Castor- Ticker: „Fr, 14:12 Uhr, Hitzacker: Der Schulbus von Hitzacker nach Gartow wurde heute Mittag zweimal von der Polizei kontrolliert.“
Über den Ticker, einem von den Informationen der Castorgegner lebende Medium, erfahren wir auch, dass die vor kurzem noch von einigen Aktivisten, unter anderem uns, spärlich bevölkerte Lichtung von berittenen Polizeieinheiten geräumt wurde und das angesetzte Plenum – eigentlich als Auswertung der Rallye gedacht- nicht stattfinden konnte. Sie war ganz legal und angemeldet.
Weitere Nachrichten: Platzverweise, Polizeikessel, Fahrzeugkontrollen etc.
Aber es dringen auch immer wieder Informationen von kleinen, aber geglückten Aktionen durch. So haben es einige geschafft, bei Grünhagen und Dumstorf zu schottern. Solche Meldungen geben Mut. Polizeikräfte binden und mürbe machen, sodass sich irgendwo ein Loch in ihrem Netz auftut, wo es gelingt hindurchzuschlüpfen, um auf die Gleise zu kommen! Das schien für uns die wichtigste Leere aus der Rallye für die kommenden Tage zu sein.

In der Nacht zum Samstag holt uns die Nachricht aus dem Bett, das Camp in Metzingen sei von der Polizei umstellt, auch Wasserwerfer sein im Dorf vor dem Camp postiert. Im Nachhinein erfahren wir, dass dieser ins Camp bis in die offenen Scheunen hineinschoss. Der Grund: etwa 20 schwarz Vermummte sollen die Polizei mit Flaschen beworfen haben! Bezahlte Provokateure oder nicht, warum man deswegen ein Camp mit geschätzten 900 Leuten belagern muss, weiß wohl nur die Polizei, denn die Presse wird massiv an der Berichterstattung gehindert und körperlich angegriffen. Es wird gemeldet, nicht einmal ZDF- Reporter werden nicht durchgelassen.
Nach einer Stunde zieht sich die Polizei wieder zurück. In unserer Gruppe, die wir uns um halb zwölf zur Lagebesprechung getroffen haben, sagt einer: „Die wollen uns nur auf Trab halten, damit wir morgen nicht mehr können. Das haben wir ja heute mit denen auch gemacht.“ Und er lacht und alle legen sich wieder hin.

Am nächsten Morgen, dem Samstag, steht der Castor bei Hannover.
Der Eingang zum Metzinger Camp ist nun mit einem riesigen Anhänger versperrt.
Wir haben uns zu „Ende im Gelände“ entschieden und machen uns auf den Weg zu dem gestrigen Waldstück, also Richtung Govelin. Radio Freies Wendland ist an, es läuft der Anti-Atom-Rap von Jan Deichmann: „Drei Deltas, 120 Grad...“ Aus verschiedensten Nahrichten entnehmen wir unter anderem, dass bei Hebenshausen (was zu Neu-Eichenberg gehört, wo der Castor Halt machte) morgens eine Journalistin von einem nicht angeleinten, maulkorblosen Polizeihund gebissen wurde, dass die Polizei bei Metzingen auf Handschuhe und anderen „Schotter-Utensilien“ kontrolliere und dass Camp Dahlem, von wo aus „Castor Schottern“ starten soll, die Polizei die Demonstranten erst nach intensiven Personenkontrollen passieren lässt. Später kommt noch die Meldung im Radio Freies Wendland, die Polizei hätte ein Pressefahrzeug, begründet mit Gefahrenabwehr, beschlagnahmt.

Wir sind etwas vor dem Rest von „Ende im Gelände“ an der gestrigen Stelle im Wald. Hier wollen wir versuchen, ein Schlupfloch zu finden, um auf die Gleise zu kommen. Jedoch merken wir sehr schnell, dass mit zunehmendem Vorankommen des Castors auch die vorher im Süden Deutschlands eingesetzten Polizeieinheiten nachrücken, das gestern noch extrem durchlässige Polizeinetz doch am heutigen Samstag sehr engmaschig ist. Bereits am parallel zu den Gleisen liegenden Waldweg sind ruppige und gewaltbereite, von uns allen bezahlte, Beamte, die schubsen und pöbeln, wenn man ihnen auf dem Weg zu nahe kommt. Im Wald kommen wir, eine mittelgroße Gruppe, an einer kleinen Gruppe von nur ein Handvoll Frauen und Männern vorbei, die bereits Späher nach vorne zu dem Weg und den Gleisen ausgeschickt haben. Sie sehen so aus, als ob sie wirklich etwas vorhaben. Wir bieten ihnen an, zu einer verabredeten Zeit, einige hundert Meter weiter im Westen zu versuchen, die Polizei auf uns zu ziehen, damit sie besser auf die Gleise zu kommen und ihre Aktion durchziehen.
Als wir zur vereinbarten Zeit vorstürmen, dauert es auch nicht lange, bis uns eine Reiterstaffel der Polizei wieder in den Wald treibt. Kurz darauf erfahren wir auch, warum dort bereits ein so hohes Aufgebot an tierquälenden Polizisten war: Nur ein paar hundert Meter ostwärts von uns waren die Gleise verbogen worden! Ob es die Gruppe war, der wir versucht hatte, ein Ablenkungsmanöver zu geben, weiß niemand.

Aus der Wiese vom Vortag hatte die Polizei nun ihren Parkplatz gemacht und so gezielt die VoKü abgedrängt, die nur ganz am Rand der Lichtung stehen kann. Zudem hatten die ökologiebewussten Beamten den mit Chemie verseuchten Inhalt ihrer Dixi-Klos im Wald ausgekippt und mit rotem Absperrband gekennzeichnet. Einig aus unserer Gruppe kündigen bereits rechtliche Schritte gegen die Umweltverschmutzer an.

Nachmittags entschließen wir uns, uns der „Widersetzen“-Gruppe anzuschließen, die sich von Harlingen aus losmacht, um auf die Gleise zu kommen. Viele sind wir, hier ist niemand vermummt. Eine gute psychologische Abwechslung, mal als kleine Gruppe mit einer großen, offen agierenden zusammen zu sein. Das baut auf. Wie schon den ganzen Tag sind Polizeihubschrauber im Einsatz. Es ist also unmöglich, dass wir als recht große Gruppe nicht schon bemerkt wurden. Einige hundert sind wir! Es wird nach dem Finger-System vorgegangen. Alle „Finger“ versuchen auf die Gleise zu kommen. Wie sich bald rausstellt, ist unsere Gruppe der abgespreizte Daumen und als wir auf die Gleise kommen, sitzen wir einige hundert Meter entfernt von dem Rest der Hand mit ca. 1000 anderen Demonstranten. Alle Ankömmlinge werden mit Applaus begrüßt. Nach und nach rücken wir auf. Es kommen immer mehr und an manchen Stellen lässt die Polizei sie durch. Es kommt aber auch immer wieder zu Tumulten und maskierte Polizisten fordern Sanitäter auf, sich auszuweisen ohne bei sich selbst anzufangen. Die Menge ruft den Polizisten zu: „Wir stehen hier auch für eure Kinder!“ Den Polizisten jedoch scheinen ihre Kinder egal zu sein!
Auf die Frage eines Demonstranten an einen Polizisten, ob er auch bei uns in den Reihen stehen würde, wenn wir ihn bezahlen würden, lautet dessen antwort: Ja!
An der Südseite der Gleise kapituliert die Polizei bald und lässt die Demonstranten ungehindert dazuströmen.
Über die Nachrichten erfahren wir, dass ein Demonstrant bei Ramelsloh auf den Gleisen von einem Polizeihund gebissen wurde.
Oberhalb der Gleise im Wald hat sich ein Lautsprecherwagen postiert, der die Demonstranten mit Musik versorgt. Plötzlich wird sie unterbrochen und der Mann im Wagen fordert die Demonstranten auf, zu dem Wagen zu kommen, da ihn einige offenbar rechtsextreme Jugendliche bedrohten und ihn aufforderten, seine Antifa-Fahne abzuhängen. Die surreale Situation beendet sich schnell, nachdem die Rechten verfolgt von Anti-Castor Aktivisten die Flucht ergreifen und in den offenen Wald zurückrannten. Dieser Zwischenfall passte auch zu anderen Meldungen, wonach sich einige Junge Nationale ins Camp in Metzingen eingeschlichen haben sollen, wo sie NPD-Aufkleber aufklebten, dabei jedoch erwischt, fotografiert und rausgeschmissen wurden und ihre Fotos dann im Camp ausgehängt wurden.

Hinter Lüneburg sind ab ca. 19:30 sieben Greenpeace-Aktivisten in Rohren im Gleisbett festgekettet. Die Polizei kann sie erst gegen Mitternacht von den Schienen entfernen, nachdem sie das Gleisbett weggeschottert und die Schienenstücke mit einer Flex rausgeschnitten haben.
Später in der Nacht ketten sich auch in Bahrendorf Aktivisten an die Gleise. Die Polizei behindert auch hier die Pressearbeit.
Auf der Großkundgebung in Dannenberg waren dieses Jahr auch acht Redner aus Japan, die sich nach der Kundgebung mit 25 000 Menschen zu uns auf die Gleise gesellen.

Abends gibt es noch eine große Überraschung als plötzlich alle Zufahrtswege ins Wendland blockiert sind, von Treckern, Schutt, Schottersteinen (!!!), liegen gelassenen Anhänger und ähnlichem, was nicht von den angereisten Demonstranten herkommen kann. Ein Schlag ins Gesicht für die, die den Protest im Wendland als Akt „militanter zugereister Autonomer“ diskreditieren wollen. Das politische Signal dieser Aktion ist stark: das Wendland und seine Einwohner akzeptieren kein Groleben als Atommüllendlager!
Die Nachschubwege der Polizei sind abgeschnitten. An vielen Stellen zieht sich die Räumung die ganze Nacht.

Am Sonntagmorgen kommt in den Nachrichten, dass die Polizei weiterhin mit illegalen Mitteln gegen die Aktivisten der Sitzblockade auf den Gleisen bei Harlingen vorgeht. Neben der weiter anhaltenden Behinderung sowohl von unabhängigen Beobachtern als auch von Sanis werden von den Gleisen weggetragene Demonstranten ohne einem Richter vorgestellt worden zu sein, in einer Freiluft- Gesa festgehalten. Die Blockade ist morgens zwischen 7 und 8 Uhr komplett geräumt.

Der Castor steht, als wir uns morgens mit den Schotterern in Richtung Gleise machen, seit mehr als 12 Stunden in Maschen und wird sich auch erst gegen 13 Uhr Richtung Lüneburg aufmachen.
Im Wald versuchen wir vormittags auf die Gleise zu kommen, jedoch gelingt es der sehr großen Schotter- Gruppe nur kurz auf den Gleisen zu bleiben, sie wird sofort von berittener mit Tränengasgranaten durch den Wald schießender Polizei in den Wald zurückgedrängt. Je näher der Castor kommt, umso brutaler wird das Vorgehen der Castor- Beschützer. Durch den Wald hallen die ganze Zeit aus allen Richtungen Codeworte von Aktivisten, die von ihrer Gruppe getrennt wurden diese suchen.
Unsere Gruppe findet sich an vereinbartem Treffpunkt wieder und geht geschlossen in Richtung Gleise. Im Wald kommen uns andere verlorene Grüppchen der Schotter- Gruppe entgegen und es bilden sich neue Gruppen. Die Polizei stürmt Teile des in der Nähe der Gleise liegenden Waldgebietes auch außerhalb der von ihnen erklärten 50 Meter breiten und demofreien Zone um die Gleise. Einige aus unserer Gruppe werden festgenommen, eine Aktivistin verletzt sich an der Hand, als ein Polizist ihr beim Rennen die Beine wegtritt und sie stürzt. Die Festgenommenen aus unserer Gruppe werden jedoch fast unmittelbar wieder freigelassen.

Aufgrund der massiven Polizeipräsens an unserem gegenwärtigen Standort machten wir uns mittags nach Hitzacker auf, wo sich eine ansehnliche Sitzblockade bei vier Aktivisten der Bäuerlichen Notgemeinschaft, die sich in einer Betonpyramide verschlossen haben, gebildet hat. Die Spezialisten der Polizei sind nicht in der Lage, die durchdachte Konstruktion der Pyramide zu knacken. Nach 14 Stunden beenden die vier Aktivisten ihre Blockade freiwillig, auch weil die Polizei ihnen ihre körperliche Unversehrtheit bei den Versuchen, den Mechanismus zu umgehen, nicht mehr garantieren will!

Wir verlassenen das Wendland bereits Sonntagnachmittag wieder, als der Castor bei Vastorf im Landkreis Lüneburg stoppt.

Die 12 Container erreichen Gorleben schließlich am Montag gegen 21:50 Uhr. Der diesjährige Transport hat mit 126 Stunden so lange gebraucht wie nie zuvor. Es waren die zweitgrößten Proteste im Wendland aller Zeiten.

Die letzten Meldungen aus dem Castor-Ticker:
„Mo, 17:22 Uhr, Grippel: Ein Wagen der Sanizentrale ist unbrauchbar, da die Polizei die Ventile entfernt hat.“
„Mo, 18:36 Uhr, Laase: Die Polizei reitet mit Pferden mitten durch die Menge am Musenpalast und greift wahllos Menschen aus der Menge.“
„Mo, 20:31 Uhr, Laase: Die Polizei agiert bei Laase außerhalb der Allgemeinverfügungszone, wo durchaus das Versammlungsrecht gilt. Wie immer.“
„Mo, 21:48 Uhr, Laase: In Laase kommt es zu den üblichen Ausschreitungen seitens der Polizei, die nun mit voller Brutalität ihrem Gewaltbedarf freien Lauf lassen.“
Da hat der Castor bereits den Dorfeingang von Gorleben passiert.

Abschluss: Der Bericht ist nicht objektiv? Nein! Er erhebt auch nicht den Anspruch, dies zu sein, sondern ist ein subjektiver Ausschnitt der Ereignisse, die Darstellung eines Teilnehmers der Proteste, der dieses Jahr zum ersten Mal daran teilnahm. Mit Sicherheit objektiv zu bewerten sind hingegen die Bilanzen der Sanis, laut denen nach letzten Rückmeldungen 416 verletzte Demonstranten gab. Schwerverletzte 8. Auch schreibt Bericht von direkt von Rettungssanitätern beobachteten Übergriffen der Polizei. Beispielsweise wurde ein Demonstrant von einem Polizisten auf das Schienbein geschlagen, während ein anderer das Bein festhielt, einem Arzt wurde die Freilassung einer Frau mit Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma verweigert, welche dann ohne ärztliche Betreuung in ein Polizeifahrzeug gesperrt wurde, wo sie sich übergab.
Die Rettungssanitäter schreiben selbst, die Polizeischikanen nicht mehr gezählt zu haben. Auch auf sie wurden jede Menge tätliche Übergriffe verübt.
Die Bilanz auf Polizeiseite: 10 Beamte mussten von Sanis wegen Erschöpfung oder weil sie aus ihren eigenen Reihen OC-Kampfstoff abbekamen behandelt werden.
Wer vor dem Hintergrund dieser Zahlen, wie der „Castor-Polizei“- Einsatzleiter Friedrich Niehörster und der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann, behauptet, der Castor-Transport sei von massiver Gewaltbereitschaft der Atomkraftgegner bestimmt gewesen, verzerrt die Wahrheit absichtlich. Um nicht zu sagen, er lügt!

Der Protest war der zweitgrößte in der Geschichte und der Transport hat nie länger gedauert. Die Menschen haben gezeigt, dass Röttgens Versprechung, die Endlagersuche mit weißer Landkarte zu führen, berechtigterweise nicht glauben. Sind doch im Bundeshaushalt 2012 73 Millionen Euro für den Weiterbau von Gorleben, jedoch nur 3 Millionen für die Suche nach Alternativen.

Der Protest ist also noch lange nicht vorbei.

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