Kategorie: Solidarität |
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Solidarität tut not: Streik bei Gate Gourmet in Düsseldorf |
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Mit unverminderter Härte ging der Arbeitskampf bei dem Düsseldorfer Luftverkehrs-Caterer Gate Gourmet am Wochenende weiter. Neben vielen anderen besuchten auch ThyssenKrupp-Betriebsräte aus der Region am Freitag die Streikposten an Halle 8A auf dem Düsseldorfer Flughafengelände. Am Samstag reisten Gewerkschafter von der Mannheimer Eichbaum-Brauerei in das 300 km entfernte Düsseldorf und berichteten von ihrem vierwöchigen Streik, mit dem sie im Februar die Tarifflucht des Arbeitgebers erfolgreich verhindert hatten. | |||
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Solidaritätsadressen für die Beschäftigten in Düsseldorf bitte an: E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Fax: 0211 / 506 695 19 |
Der Streik in dem rund 80 Beschäftigte zählenden Betrieb war am 7. Oktober mit Beginn der Frühschicht aufgenommen worden, nachdem 93% der Mitglieder der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Betrieb in einer Urabstimmung für Arbeitskampf gestimmt hatten, um die Forderung nach einer Einkommenserhöhung von 4,5% in einem Haustarifvertrag durchzusetzen. Dem Arbeitskampf vorangegangen waren betriebliche Tarifverhandlungen über einen Entgelttarifvertrag. Diese waren nach NGG-Angaben gescheitert, weil die Firma Gate Gourmet im Gegenzug und Vorgriff auf die demnächst anstehenden Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag (MTV) eine Verlängerung der Arbeitszeit, Kürzung des Jahresurlaubs und Reduzierung von Zuschlagszahlungen verlangt hatte. Gate Gourmet gilt als besonders rücksichtsloser Arbeitgeber. Die international operierende Firma hatte bereits im August Aufsehen erregt, als die Niederlassung am Londoner Flughafen Heathrow aus ähnlichen Gründen bestreikt wurde und dies – verstärkt durch Solidaritätsaktionen anderer Beschäftigter der Luftfahrtbranche – den internationalen Luftverkehr empfindlich störte. NGG-Verhandlungsführer Dieter Schormann erinnerte am Wochenende noch einmal daran, dass der Streik in Heathrow letztlich sechs Wochen dauerte, bis die Forderungen weitgehend durchgesetzt werden konnten: „Wir haben einen genau so langen Atem“, erklärte er am Wochenende bei einer Demonstration am Flughafen: „Ein Ende des Konflikts kann es nur geben, wenn die Forderungen nach Entgelterhöhung, Arbeitsplatzsicherheit und menschlichen Arbeitsbedingungen erfüllt werden.“ Die betriebliche NGG-Streikzeitung kritisiert das „Heuschrecken-Gebaren“ der in den USA beheimateten Gate-Gourmet-Anteilseigner Texas Pacific Group (TPG). Diese Investmentgesellschaft sehe ihre Aufgabe nicht in der Verpflegung von Fluggästen mit Speisen und Getränken, sondern im Erzielen maximaler Profite auf dem Rücken der Beschäftigten. „Der Mensch steht im Mittelpunkt – nicht die Rendite“ – lautet denn auch eine Parole der Streikenden. Der Streik ist Ausdruck von zunehmender Unzufriedenheit mit den Zuständen im Betrieb. Die Geschäftsleitung hat durch stetig steigende Arbeitshetze, Leistungsverdichtung und Zwang zu immer mehr Flexibilität das Betriebsklima unerträglich gemacht. Durch seine Gegenforderungen, die auf eine weitgehende Verschlechterung der im Manteltarifvertrag festgeschriebenen Arbeitsbedingungen hinausliefen, habe das Gate Gourmet-Management den Arbeitskampf provoziert. Dieter Schormann, Verhandlungsführer und Geschäftsführer der NGG in Düsseldorf, beklagt: "Man kann nicht von den Beschäftigten immer mehr verlangen, sich über gesetzliche Vorgaben hinwegsetzen und dann auch noch die tariflichen Regelungen verschlechtern." Im Streik lernen sich viele näher kennen, die im Arbeitsalltag der letzten Jahre angesichts von Schichtarbeit und zunehmender Flexibilität kaum miteinander reden konnten. „Im Moment ist der Zusammenhalt sehr groß“, berichtet Holger Osterkamp, Supervisor im Transport und seit 15 Jahren im Betrieb tätig. So hat der Streik schon in den ersten Tagen ein konkretes Ergebnis gebracht: Das Klima unter den Betriebsangehörigen hat sich wesentlich verbessert. Für die Dispatcherin Steffi Schmitz ist der Streik „ein Ansatz, um die Bedingungen in der Firma für die Mitarbeiter zu verbessern“. Das Gate Gourmet-Management hingegen setzt alles daran, diesen Streik zu unterlaufen. So wurde mit Hilfe von eigens aus Frankfurt herangekarrten Streikbrechern weiter ein Schein von „Business as usual“ konstruiert. Dass der Streik jedoch trotz Streikbrucharbeiten Wirkung zeigt, belegen laut NGG auch Berichte über Verspätungen und Aussagen von Stewardessen der Fluggesellschaft LTU, die ihren Passagieren laufend erklären müssen, warum der Bordservice nur eingeschränkt stattfindet. Die LTU, ein Hauptkunde von Gate Gourmet, setze inzwischen eigene Angestellte ein, um die Belieferung der Flugzeuge zu garantieren. Die Streikenden werben bei anderen Beschäftigten am Flughafen wie auch bei den Fluggästen um Verständnis und haben hierzu ein Flugblatt produziert, das auch in französischer und englischer Sprache den Fluggästen erklärt, wie ihre Arbeitsbedingungen aussehen und weshalb jetzt ihre Geduld zu Ende ist.