Auch am Montag, dem 7. Streiktag in der aktuellen Auseinandersetzung bei Sozial- und Erziehungs- diensten, beteiligten sich bundesweit wieder viele tausend Beschäftigte am Arbeitskampf. Allein in Hessen waren nach ver.di-Angaben über 2.500 Beschäftigte im Streik. Die Bewegung hat nicht nur Metropolen wie Frankfurt, Wiesbaden oder Kassel erfasst. ver.di meldet auch aus eher ländlichen Regionen Südhessens eine rege Beteiligung und starken Mitgliederzulauf.
Alle reden von der Opel-Rettung, die letztes Wochenende angeblich in letzter Sekunde in einer Berliner Nachtsitzung vereinbart wurde. Doch was verbirgt sich hinter dem Opel-Konzept? Wir haben es nur mit einem dreiseitigen „Memorandum of Understanding“ (Absichtserklärung) zu tun. Also einer rechtlich unverbindlichen Absichtserklärung, an der die Bundesregierung, der insolvente GM-Konzern und der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna beteiligt sind.
Der bundesweite Streik in Kindertagsstätten und anderen kommunalen Einrichtungen findet Zuspruch. In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden wurde erste Kritik an der Rekrutierung von Zivildienst- leistenden und Praktikanten für Streikbrucharbeiten laut.
Die Beteiligung übertraf alle Erwartungen: Statt der erwarteten 3000 kamen rund 5000 Beschäftigte aus kommunalen Sozial- und Erziehungsdiensten im südlichen Hessen und der Region Mainz am Dienstag nach Frankfurt. Es war der dritte Arbeitskampftag in der Auseinandersetzung um bessere Arbeitsbedingungen in Kindertagesstätten und sozialen Einrichtungen.
Solidaritätsbesuch aus Stuttgart bekamen die streikenden Metaller beim Wiesbadener Automobilzulieferer Federal Mogul am Dienstag mittag. So überbrachten die Metaller und Daimler-Betriebsräte Michael Clauss und André Halfenberg (siehe Foto) die solidarischen Grüße der Belegschaft im Werk Stuttgart-Untertürkheim, in dem Motoren, Getriebe und Achsen hergestellt werden. Mit ihrem Besuch stärkten sie ihren Wiesbadener Kollegen den Rücken. "Euer Streik ist der richtige Weg", erklärte Clauss in einer spontanen Kundgebung bei strömendem Regen vor dem Federal Mogul-Gelände-Tor.
In den letzten Wochen spekulierten viele Politiker, Gewerk- schaftsführer und Journalisten lang und breit über "soziale Unruhen" in Deutschland, warnten davor oder wollten die Diskussion darüber schlicht und einfach unterbinden. Dass angesichts der Krise die Arbeiterschaft mitten in Deutschland schon längst von Unruhe erfasst worden ist und die ange- staute Wut gerade auch in der Krise höchst effektiv in disziplinierte und kollektive Aktion umsetzen kann, das hat die Belegschaft des Wiesbadener Automobilzulieferers Federal Modul (ehemals Glyco Metallwerke) in den letzten Tagen unter Beweis gestellt, als sie drei Tage lang die Produktion komplett lahmlegten und die Werkstore besetzt hielten. Der Arbeitskampf war bis Samstag früh befristet und wird nach IG Metall-Angaben am Dienstag mit Beginn der Frühschicht wieder fortgesetzt.
Auch am Freitag, dem dritten Arbeitskampftag, waren die Reihen der Streikenden im Wiesbadener Werk des US-amerikanischen Automobilherstellers Federal Mogul fest geschlossen. Wie berichtet hatten sich am Dienstag über 94 Prozent der IG Metall-Mitglieder im Betrieb für den Streik zur Abwehr von Massenentlassungen ausgesprochen.
Interview mit Alfred Matejka, Betriebsratsvorsitzender bei Federal Mogul Wiesbaden.
Seit den frühen Morgenstunden legt ein Streik die Produktion im Wiesbadener Werk des US-amerikanischen Automobilzulieferers Federal Mogul (ehemals Glyco) lahm. Am Montag und Dienstag hatten sich die IG Metall-Mitglieder im Betrieb in einer Urabstimmung zu 94 Prozent für einen Arbeitskampf zur Durchsetzung eines Sozialtarifvertrags ausgesprochen. Der Abstimmung vorangegangen waren wochenlange Verhandlungen mit der Geschäftsleitung.